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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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liegenden Toten ein wenig die Hose herunterzuziehen.
    Â»Pfui«, sagte er unvermittelt. Auch Große Jägers Mund entrang sich ein Ȁh! So ein Schwein!«.
    Â»Wir müssen das jetzt nicht kommentieren«, mahnte Christoph.
    Dann sahen die drei Männer die gesprenkelten Narben.
    Â»Sie könnten recht haben«, erklärte Dr. Hinrichsen. »Auf jeden Fall gebe ich es an die Rechtsmedizin weiter. Die können das genauer untersuchen. Nachdem sie den Leichnam gründlich gesäubert haben«, fügte er leise an.
    Christoph nahm sich vor, eine gegen Biesterfeldt gerichtete Anzeige über diesen Vorgang aufzunehmen.

NEUNZEHN
    Auf Christophs Handy meldete sich der Leiter der Itzehoer Spurensicherung. Hauptkommissar Mehlbeck hatte sich mit den Lübecker Kollegen abgestimmt, die aufgrund von Mehlbecks Anregung in Wittes Firmenwagen Fingerabdrücke vom Lenkrad abgenommen hatten.
    Â»Wir werden sie in Kiel mit denen vergleichen lassen, die wir hier vor Ort von Michelsen gescannt haben«, fuhr Mehlbeck fort.
    Â»Damit könnten wir feststellen, ob Michelsen in Wittes Auto gesessen hat.«
    Â»So würde ich das sehen«, bestätigte Mehlbeck.
    Große Jäger sah auf die Uhr.
    Â»Man müsste bei Scotland Yard arbeiten«, grummelte er. »Die haben um diese Zeit Teatime . Und wir? Eifrig wie die Preußen.«
    Â»Möchtest du wirklich in England leben?«, fragte Christoph. »Das englische Pfund ist auch nichts mehr wert.«
    Â»Dann würde ich so lange verhandeln, bis mir die Dienstbezüge nicht mehr in Pfund, sondern in Kilo ausgezahlt werden«, kalauerte der Oberkommissar.

    Christoph fuhr zum Porrendeich. Wie oft war er in den letzten zwei Tagen über die Straßen hinter dem Deich gefahren? Er warf einen Blick auf den Kilometerzähler und erschrak. Für viele Bundesbürger, die jenseits der Elbe oder gar des Mittellandkanals lebten, war Schleswig-Holstein ein schmaler Grünstreifen zwischen Hamburg und Dänemark.
    Erst wenn man sich im Land bewegte, stellte man fest, wie weitläufig die Region war. Und hier in Nordfriesland erlebte man die Weite hautnah. Wenn es nicht nebelig war, regnete oder in der dunklen Jahreszeit das Tageslicht nur wenige Stunden die Szene erhellte. Dafür kann man in den Sommermonaten bis kurz vor Mitternacht ohne Licht im Freien sitzen, während man in Bayern lange vorher das Flutlicht einschalten muss, dachte er vergnügt und stellte fest, dass Große Jäger ihn vom Beifahrersitz aus beobachtete.
    Â»Was lässt dich schmunzeln?«, fragte der Oberkommissar. Ihm war Christophs heiterer gedanklicher Ausflug nicht entgangen. Es war immer wieder erstaunlich, was für eine hervorragende Beobachtungsgabe Große Jäger besaß.
    Â»Ich habe mir gerade vorgestellt, dass nach Dienstschluss ein liebevoll zubereitetes Abendbrot auf mich wartet«, log er.
    Â»Mich quälst du, indem du mir die Mittagspause versagst, und jetzt noch dies als Sahnehäubchen. Ich dachte immer, du wärst Erster Hauptkommissar. Irrtum. Du bist der Folterknecht der Polizeidirektion Husum.«
    Christoph begann, ein paar Takte vom Gefangenenchor aus »Nabucco« zu pfeifen. Große Jäger stimmte mit »La-la-la« ein und trommelte dazu mit den Fingerspitzen auf dem Armaturenbrett. Sie schafften es, zwei Textzeilen zu »musizieren«, bevor sie abbrachen.
    Â»Im Unterschied zu Manfred Krug und Charles Brauer haben wir bei zwei Stimmen und einer Schlagzeugbegleitung gleich drei arhythmische Takte erzeugt«, stellte Christoph belustigt fest.
    Es war wohltuend, während der Fahrt einmal nicht über den Fall und dessen Begleitumstände zu sprechen.
    Der blau-silberne Streifenwagen und der unscheinbare Mercedes Vito der Spurensicherer waren von einer Gruppe Einheimischer umlagert, die lebhaft miteinander diskutierten und ihre Neugierde auf die beiden Neuankömmlinge konzentrierten.
    Â»Was sind das für welche?«, hörte Christoph jemanden fragen.
    Â»Kripo?«, riet ein anderer, immerhin als Frage formuliert.
    Â»Bild-Zeitung«, sagte Große Jäger vernehmlich.
    Ein Raunen ging durch die Gruppe.
    Â»Hättste gedacht, dass wir hier mal in der Zeitung stehen?«, meldete sich der Erste.
    Â»Wieso dürfen die dahin und wir nicht?«, interessierte seinen Nebenmann.
    Der andere lachte. »Weil einer wie du nicht mal für die Schülerzeitung schreiben

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