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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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durfte.«
    Hauptkommissar Mehlbeck war ein hochgewachsener Mann mit einer stattlichen Figur. Ein Vollbart zierte das Gesicht. Der vorgewölbte Bauch verriet, dass Mehlbeck mit Sicherheit ein Freund der rustikalen Dithmarscher Küche war.
    Â»Husum?«, fragte der Hauptkommissar zur Begrüßung. Dass er nicht die Hand anbot, war professionell. Nachdem Christoph genickt hatte, erläuterte Mehlbeck noch einmal den Stand der Erkenntnisse.
    Â»Wo ist Michelsen?«, fragte Christoph.
    Der Hauptkommissar nickte in Richtung des Wohnhauses. »Drin.«
    Michelsen hockte wie ein Häuflein Elend auf dem Sofa und sah den Beamten entgegen. Vor ihm stand ein überquellender Aschenbecher, daneben eine Plastikflasche Bier. Er warf den Polizisten einen müden Blick zu.
    Â»Ich verstehe das alles nicht.« Es klang resigniert.
    Große Jäger setzte sich auf einen Hocker, der im Raum stand, während Christoph stehen blieb.
    Â»Blöde, was?«, begann der Oberkommissar. »Die doofe Polizei bekommt es doch heraus.«
    Â»Heh?« In Michelsens Gesicht stand die Ratlosigkeit. Seine Mimik war wie ein offenes Buch.
    Â»Sie haben uns belogen.«
    Michelsen zeigte auf sich. »Ich?«
    Â»Wir hatten zuerst Käpt’n Blaubär in Verdacht«, sagte Große Jäger locker. Christoph erkannte, dass Michelsen ihn nicht verstand.
    Â»Was ist geschehen, nachdem Sie die Auseinandersetzung mit Witte hatten?«, fragte Christoph.
    Michelsen wiederholte seine frühere Darstellung.
    Â»Und dann haben Sie Wittes Leiche zu ihm in die Werkstatt gefahren?«
    Â»Ja, spinn ich denn?«, brauste der Mann auf.
    Â»Das versuchen wir herauszufinden.«
    Es irritierte Michelsen, dass die beiden Beamten im Wechsel fragten. Ruckartig drehte er jeweils den Kopf in Richtung des Sprechenden.
    Während er noch Christoph anstierte, erklärte der Oberkommissar: »Wir haben Ihre Fingerabdrücke in Wittes Firmenwagen gefunden. Der Elektriker war nach seinem Ausbruch aus Ihrem Schuppen so schwer verletzt, dass er gar nicht mehr in der Lage war, selbst zu fahren.«
    Das entsprach nicht dem tatsächlichen Erkenntnisstand. Es war lediglich eine Vermutung.
    Â»Was weiß ich denn.« Michelsen war laut geworden. »Plötzlich war er weg.«
    Â»Wo haben Sie ihn gelassen?«
    Es dauerte eine Weile, bis der Mann sich zu Christoph umdrehte.
    Â»Wen? Witte? Mensch! Wie oft soll ich das noch sagen! Der ist abgehauen.«
    Â»Und Ihre Fingerabdrücke im Auto?«
    Â»Ach!« Michelsen winkte ab.
    Christoph trat einen Schritt näher an ihn heran.
    Â»Wie soll ich von diesem Nest Everschopkoog wieder nach Hause kommen?«, fiel Michelsen plötzlich ein.
    Â»Haben Sie ein Fahrrad?«, wollte Große Jäger wissen.
    Â»Klaro.«
    Â»Das hätten Sie in Wittes Caddy legen können. Falls Sie das gemacht haben …« Christoph zeigte in Richtung Fenster. »Die Kollegen von der Spurensicherung finden das heraus.«
    Michelsens Gesicht hellte sich plötzlich auf. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    Â»Ich war im Stress. Kein Wunder bei dem, was da abgelaufen ist. Meine Nachbarin hat immer hinten aus der Tür rübergeguckt. Mit Sicherheit hat die was mitgekriegt. Außerdem war der Idiot nicht leise. Der hat getobt und gebölkt. Das mussten doch alle auf dem Porrendeich mitbekommen haben, was hier abgegangen ist. Hier bleibt doch nichts verborgen.«
    Das war in Everschopkoog nicht anders, überlegte Christoph. Ob es hier auch eine ›Mariechen Reimers‹ gab? Vermutlich traf man solche Mitbürger überall an.
    Â»Ich wollte kein Aufhebens machen. Die sind alle nett hier. Gute Nachbarschaft. Es lebt sich gut hier. Trotzdem. Darum habe ich Wittes Auto um die Ecke gefahren und hinterm Schuppen geparkt, sodass es nicht jeder sofort sehen konnte.«
    Michelsen sprang auf und wanderte im Raum auf und ab. »Was ist das kompliziert. Ich war sauer. Wegen der Kinder. Und weil Witte so aggressiv ist.« Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. »Außerdem hat er nicht begriffen, wie wichtig die Umwelt ist.«
    Die beiden Beamten ließen die Ausführungen unkommentiert. Es schien, als würde Michelsen weitersprechen wollen. Doch der lief im Zimmer hin und her, nahm etwas vom Sideboard in die Hand, stellte es wieder zurück, warf einen Blick in die Fernsehbeilage der Zeitung und wurde zusehend nervöser.
    Â»Das ist die

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