Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Displaytowers checken.«
Twikanrozex gab mit einer Geste seine Zustimmung. Fünf Minuten der von Briann propagierten Frist von zehn waren verstrichen, da geschah etwas so Außergewöhnliches, dass alle Gedanken daran, die verdeckten Ermittlungen aufzugeben, vergessen waren.
Beide Priester sahen die Thranx, die sich näherten. Der eine war ungewöhnlich hoch gewachsen, hatte markante Deckflügel, sein Exoskelett schimmerte in einem tiefen Blau. Abgesehen von einem flüchtigen Blick der Menschen, der deren Abscheu verriet, gab es keinen Grund anzunehmen, die beiden Paare würden überhaupt Notiz voneinander nehmen. Das absolut Letzte, das Briann erwartet hätte, war, dass sie einen Bogen umeinander machten. Nein, das war nicht ganz richtig, musste er sich selbst in Gedanken korrigieren. Es vor das Vorletzte, was er erwartet hatte. Das Letzte war das, was eintrat: Sie trafen sich mitten auf dem Gehweg des belebten Pavillons, unterzogen ihre unmittelbare Umgebung einer ostentativen Inspektion, und was dann folgte, konnte man auch aus der Entfernung betrachtet nicht anders denn als zwanglose Konversation beschreiben.
Nicht nur dass der männliche fanatische Antithranx mit Vertretern ausgerechnet der Spezies ein Schwätzchen hielt, die er noch vor gar nicht so langer Zeit zu verabscheuen sich bekannt hatte, er tat dies auch noch ohne ein Anzeichen von Abscheu. Seine ihn an Körpergröße übertreffende Begleiterin beteiligte sich geradezu enthusiastisch an der Unterhaltung.
»Sie reden nicht wie Fremde miteinander.« Twikanrozex war so fasziniert von der überraschenden Szene wie sein Freund mit der weichen Epidermalschicht. »Sie kennen sich.«
»Oder wissen jedenfalls voneinander.« Sein Gesicht so gut es ging verbergend, beobachtete er die zwei verschiedenen Paare. »Ich habe auch hier das Gefühl, es gibt mehr zu sehen als nur eine absurde Übung unseres Pärchens in Kultiviertheit. Aber was, weiß ich mir nicht vorzustellen!«
»Ich auch nicht.« Twikanrozex neigte seine Antennen weit nach vorn, doch die Worte des plauschenden Quartetts wurden von den herumschwirrenden Stimmen und den hin und her wogenden Gesprächen der Menge übertönt. »Worüber könnten sie sich denn nur unterhalten?«
»Worüber auch immer: Sie sind mit dem Thema durch!«, sagte Briann und machte seinen Kollegen auf das Ende des Gesprächs aufmerksam. »Die Gesellschaft löst sich auf.«
Sie sahen, wie sich Menschen und Thranx wieder trennten. Wie um die Unwirklichkeit der Begegnung noch zu unterstreichen, tauschten sie - es setzte dem Ganzen tatsächlich die Krone auf - höfliche Abschiedsgesten, ehe sie in entgegengesetzte Richtungen davongingen. Twikanrozex stürzte sofort hinterher.
»Du willst ihnen also weiter folgen?«, fragte Briann, im nächsten Augenblick bereits unmittelbar hinter seinem Freund.
»Nicht ihnen! Möglicherweise, kuiit, haben wir bereits alles herausgefunden, was sich über dieses seltsame menschliche Paar herausfinden lässt. Ich glaube, wir sollten diesen beiden neu aufgetauchten Thranx folgen, die sie gerade getroffen haben!« Er blickte zu seinem Bruder aus der Gemeinschaft der Kirche hoch. »Aus Gründen, die zu kompliziert sind, um sie kurz zu erklären, und wegen bedauerlicher Versäumnisse in deiner kulturellen Bildung kann ich dir jetzt nur versichern, dass sich die beiden Vertreter meiner Art nicht weniger seltsam benommen haben als das menschliche Pärchen. Dies verrät eine Exzentrizität, die über jegliches mögliche Individualitätsverhalten innerhalb meiner Spezies weit hinausgeht. Was das angeht, wünsche ich mir sehnlichst Aufklärung.«
Briann nickte, zu derselben Ansicht gelangt, auch wenn er sich nicht sicher war, dass die Analyse seines Kollegen, was das menschliche Paar betraf, der Wirklichkeit entsprach. Trotzdem folgte er Twikanrozex.
Da ein Treffen zwischen einer Gruppe besorgt wirkender Menschen und zahlenmäßig gleichstarker nervöser Thranx zwangsläufig die Aufmerksamkeit neugieriger Messebesucher auf sich ziehen würde, sorgte Skettle dafür, dass ihn nur Martine bei dem letzten Treffen vor dem Start von ›Projekt Dorn‹ begleitete. Beskodnebwyl, den Skettles Mitstreiter Nevisrighne und Pierrot zu jenem Ort geführt hatten, der für dieses letzte Treffen ausgesucht worden war, traf sie dort. Neben Beskodnebwyl war, wie abgesprochen, noch ein einzelner weiterer Vertreter seiner Art zugegen. Zu diesem Zeitpunkt, am fünften Tag der Messe, zogen die beiden Menschen und die
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