Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Landwirtschaft in großem Stil ist.«
»Nein.«
Cullen runzelte die Stirn, als er sich zu dem Thranx umwandte. »Nein? Wieso nein?«
Pilwondepat drehte den Kopf, um dem Blick des Menschen zu begegnen. »Die Technologie, die wir hier sehen, übersteigt in ihren Möglichkeiten die Schwierigkeiten, über die Sie soeben spekulierten.« Er machte eine Bewegung sowohl mit seiner rechten Echthand wie Fußhand. »Jede Zivilisation, die die Fähigkeit hat, eine Schlafstätte diesen Umfangs zu konstruieren, hätte mit Gewissheit die durch einen Klimawandel und eine drohende Hungersnot heraufziehenden Probleme zu lösen vermocht. Oder die einer verheerenden Pandemie. Was hier an Zeit und physischen Ressourcen aufgewandt wurde, ist mit Ihrem hypothetischen Kausalprinzip nicht in Einklang zu bringen.«
Wären nicht Cullen Karasis berufliches Können und seine Berufserfahrung als Wissenschaftler über seine Selbsteinschätzung und seinen Ehrgeiz hinausgegangen, er hätte wohl nie die Verantwortung über das Ausgrabungsprojekt auf Comagrave erhalten, einer echten Rosine im exoarchäologischen Kuchen. »Lassen wir Ihre Schlussfolgerungen - für den Moment jedenfalls - einmal gelten: Was halten denn Sie für den möglichen Grund für all das hier?«
»Irgendeine Bedrohung von außen. Etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatten und auf das sie daher auch nicht vorbereitet gewesen waren. Möglicherweise die Ausweitung und Wucht eines interstellaren Konflikts, den sie zu vermeiden suchten. Nicht die AAnn. Ich wage die Vermutung, dass weder die AAnn noch - was das angeht - die Thranx-Stöcke oder Ihr Volk rudimentäre Möglichkeiten zur Raumfahrt entwickelt hatten zu der Zeit, zu der die Errichtung dieses Ortes ihr Ende fand und die Kammer verschlossen wurde.« Pilwondepat blickte nach oben. »Die Kammer über uns mag ein Luftreservoir sein, dazu gedacht, für ausreichende Isolierung zu sorgen - oder eine Scheinanlage, um allzu neugierige Wahrheitssuchende abzulenken. Oder Forscher mit weniger altruistischen Motiven.«
»Sie klingen wie ein paranoider Quillp!« Holoness trat einen Schritt von der Kanzel zurück und wandte ihre Aufmerksamkeit dem endlos wirkenden Korridor zu, der sich in östlicher Richtung bis in unergründliche Tiefen erstreckte. »Momentan stehen alle Theorien zur Verifizierung doch erst an. Was nicht bestritten werden kann, ist, dass dieser Ort real ist und dass es enormer Anstrengung bedurfte, diesen Ort zu bauen.«
»Sicherlich«, gab Cullen ihr Recht, »irgendetwas aber hat sie dazu getrieben, das hier zu tun. Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass all das hier«, er machte eine die riesige abgekapselte Welt außerhalb des Gleiters umfassende Handbewegung, »das Ergebnis einer zufälligen Laune ist oder aus Langweile geschah oder einfach aus der Sehnsucht heraus, Äonen zu überdauern, ohne zu sterben.«
»Furcht«, bemerkte Pilwondepat ruhig, »vermag den Einzelnen zu höheren Leistungen anzuspornen als Sehnsucht.«
»Es ist doch ganz einfach, das herauszufinden!« Holoness wandte sich an den Grabungsleiter. »Alles, was wir tun müssen, ist einen von ihnen aufzuwecken und ihm dann alle unsere Fragen vorzulegen.« Sie gab sich keine Mühe, ihre Ungeduld zu verbergen.
»Zur rechten Zeit werden wir genau das tun.« Cullen achtete darauf, seine Stimme neutral klingen zu lassen. »Doch einige der Sauun aus Versehen zu töten, wäre sicher nicht der rechte Weg, um sich bei den restlichen Überlebenden in ein gutes Licht zu rücken. Wir müssen sicher sein, was wir da tun, ehe wir es anpacken. Das bedeutet umfangreiche Studien, viel vorbereitende Arbeit.« Seine Stimme wurde sanfter, während er sich näher an sie heranschob. Nicht das erste Mal kam Pilwondepat auf die Idee, da könnte mehr zwischen den beiden sein als nur die berufliche Beziehung eines Grabungsleiters und seiner Untergebenen.
»Hier gibt es Arbeit für Tausende von Forschern und für Dutzende von Lebensspannen. So gern ich die Antworten auf all die großen Fragen erfahren möchte: Dies hier ist immer noch eine konventionelle Ausgrabung, und wir haben den konventionellen Vorgehensweisen gemäß vorzugehen. Das heißt: ein ums andere Mal Messungen vornehmen und alles dokumentieren, immer und immer wieder. Erst wenn wir ganz sicher wissen, was wir tun, oder uns zumindest so sicher sind, wie jemand sein kann, wenn etwas wie das hier im Spiel ist, werden wir zu drastischeren Mitteln greifen.« Er war in Gedanken bereits mit dem nächsten
Weitere Kostenlose Bücher