Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
unverantwortliche Weise vertiefen wollten.
Alles war sorgfältig im Voraus geplant. Das galt vor allem für die tödlichen Konsequenzen, die die unbekannten Provokateure, die mit abtrünnigen Thranx-Elementen zusammenarbeiteten, zu tragen hatten. Die Schuldzuweisung allerdings war nicht wirklich entscheidend. Was wirklich zählte, war das angerichtete Chaos, die Störung des Ablaufs und, wichtiger noch als das, die Zerstörung, die auf der Messe selbst angerichtet werden sollte. Vielleicht wäre das alles, was der Anschlag an Folgen mit sich brächte; aber injedem Fall würde dem ein Ende gesetzt, was ein Austausch der ›Kulturen‹ zwischen den Arten werden sollte. Was war das denn auch für ein Unsinn! Skettle kicherte in sich hinein. Der Gedanke, dass Menschen und diese Käfer gemeinsam künstlerisch tätig werden wollten, dass Thranx-Kultur erlaubt sein sollte, die Malerei, die Musik, die Lieder oder die Bildhauerei der Menschheit zu verunreinigen, schien wirklich lachhaft - wäre dieser Gedanke nicht so gefährlich! Eine derart ästhetische Entartung durfte man nicht zulassen. Gab es denn niemanden außer Skettle und seinen Verbündeten, der an die noch nicht geborene nächste Generation, an die Kinder dachte? Er rief sich die tapferen Kämpfer der Bewegung in Erinnerung, die Vor Jahren ihr Leben gegeben hatten bei dem Versuch, die widerliche Thranx-Kolonie, die sich im Amazonasbecken auf. der Erde breit gemacht hatte, auszulöschen. Ihr Opfer würde nicht ungesühnt bleiben.
Die Bewahrer nahmen unterschiedliche Transportmittel zu dem kleinen Hotel, in dem sie Zimmer gebucht hatten. Es lag am Stadtrand von Aurora, der Hauptstadt der halbtropischen Kolonie, und man hatte vom Hotelgebäude aus einen herrlichen Blick über einen kleinen natürlichen See. Aber vor allem war das Messegelände in einer zum Pendeln angenehmen Entfernung. Als nach dem Einchecken angemessen viel Zeit verstrichen war, versammelten sich Skettle und seine Mitstreiter nacheinander in einem vorab reservierten Gesellschaftsraum. Dort tauschten sie Banalitäten aus, bis Botha den Raum auf versteckte Sensoren hin untersucht und einen Schallmantel installiert hatte. Er hatte keinerlei Hinweis auf Sensoren gefunden, sodass es für den Einsatz des Schallmantels eigentlich keinen Grund gab, doch die Gruppe wollte nichts riskieren - vor allem nicht bei der Übergabe der Handfeuerwaffen später am Tag, die mit ihrer auf Dawn ansässigen Kontaktperson vereinbart worden war.
Kaum dass sich Skettle und seine Leute sicher fühlten, aktivierten sie das 3-D und warteten die erforderlichen Sekunden, die das Gerät benötigte, um hochzufahren. Als das Menü in der Luft vor der gegenüberliegenden Wand des Raums erschien, steuerte Pierrot einen Programmunterpunkt an, der ihre Mitstreiter mit dem gesamten vor Ort gesammelten und verfügbaren Bildmaterial über die Kunstmesse versorgte, begonnen mit Aufnahmen, die etwa zehn Tage vor ihrer Ankunft auf Dawn gemacht worden waren.
Der Aufbau der Messehallen auf dem Gelände ging beeindruckend rasch voran. Bauteile in Leichtbauweise waren am gegenüberliegenden Ufer des Sees hochgezogen worden, man hatte unterirdische Tunnel für den Nahverkehr angelegt, eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zur Stadt war gebaut und getestet worden, die auch bis zum Raumhafen für die Besuchershuttles führte, und es war ein fast unsichtbarer Energieschirm über das gesamte Gelände projiziert worden, um die Veranstaltung vor widrigen Wetterbedingungen zu schützen. Denn Dawn hatte noch keine technischen Möglichkeiten zur Klimabeeinflussung wie andere hoch entwickelte Planeten. Die meisten der größeren Ausstellungsstücke und Installationen befanden sich bereits auf dem Gelände und wurden einer letzten Sicherheitsprüfung unterzogen.
»Zeig uns die Pavillons der Thranx!«, wies Skettle das 3-D an. Folgsam lieferte es tadellos scharfe Bilder, die in der Luft schwebten und neben dem Audiokommentar auch mit einem an der Seite mitlaufenden schriftlichen Kommentar versehen waren. Selbstverständlich standen auch zerebrale Steckverbindungen wie in jedem anständigen Hotelleriebetrieb zur Verfügung, sodass man die Informationen direkt in die Gehirne der Anwesenden hätte speisen können, doch Skettle gab einer gruppendynamischen Analyse stets den Vorzug.
»Schaut euch dieses groteske Ding da an!« Pierrot verlangte nach einer Teilvergrößerung, und die 3-D-Einheit kam ihrer Aufforderung sofort nach. »Was soll diese Abstrusität
Weitere Kostenlose Bücher