Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Themen für zukünftige Verhandlungen zur Sprache zu bringen.«
»Die da wären?«, fragte Hwang mit offenkundigem Interesse.
»Eine dauerhafte Allianz. Keine Zurückhaltung mehr. Militärpräsenz auf der jeweils anderen Heimatwelt, ein gemeinsames militärisches Bündnis, gemeinschaftliche Kolonisierungspro-jekte, wobei dieses Plateau und das Amazonasbecken nur eines von vielen wäre.« Jemand stieß einen anerkennenden Pfiff aus.
»Viel ist es ja nicht gerade, was Sie da wollen, Fanielle, was?«, bemerkte Genna Erlich trocken.
»Sie sprechen da über bilaterale Abkommen in einem Umfang, dass sie nicht nur allein die Zustimmung des terrestrischen Kongresses erfordern, sondern auch die der Mehrheit aller besiedelten Welten.« Mieleskis Stimme klang düster. »Das ist ein sehr kühnes Programm.«
»Weshalb sind wir hier, wenn nicht auf engere Beziehungen zwischen unseren Spezies zu drängen?« Toroni lächelte väterlich. »Trotzdem haben Sie sich da viel vorgenommen, Fanielle. Sehr ambitioniert, Ihr Unterfangen!«
»Alles hängt von der Reaktion der Eint auf meine einleitenden Vorschläge ab«, verteidigte sich Fanielle, die sich in die Defensive gedrängt fühlte. »Abhängig davon, wie die ganze Sache läuft, werde ich vielleicht nicht mal die Gelegenheit haben, meine genauer ausgearbeiteten Empfehlungen vorzutragen.«
»Schon richtig.« Toroni erhob sich und zeigte damit an, dass die Sitzung beendet war. »Ich freue mich darauf, all die diesbezüglichen Details in Ihrem Bericht zu lesen, Fanielle! Mit etwas Glück haben wir bereits in einigen Tagen Richtlinien von der Erde, die genau ausführen, in welchem Rahmen Sie vorgehen dürfen. Ich selbst bin optimistisch und habe vor, die Anfrage nach diesen Richtlinien so erwartungsvoll wie möglich abzufassen.
In der Zwischenzeit haben wir alle reichlich Stoff zu studieren und zu überdenken. Ich nehme an, Sie sind für Kritik und Anregungen empfänglich, Miss Anjou?«
»Immer«, antwortete Fanielle und hoffte sogleich, es gäbe nicht zu viel davon. Das in eine präsentierfähige Form zu bringen, was bisher nur eine ungeordnete Aneinanderreihung von Vorschlägen war, würde die meiste Zeit in Anspruch nehmen, die Fanielle noch bis zum Treffen mit der Eint verblieb. Das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war eine Flut von wohlmeinenden, aber im Grunde überflüssigen Ratschlägen.
Erst als der Bescheid von der Erde vorlag, dass sie bei den Verhandlungen grundsätzlich freie Hand bei der Unterbreitung von Vorschlägen habe - auch wenn sie nichts Bedeutsameres tun durfte als beispielsweise endlich die Interkulturelle Kunstmesse auf der Koloniewelt Dawn ins Rollen zu bringen -, begann sie zu begreifen, wie enorm wichtig die Begegnung, die vor ihr lag, sein würde. Obwohl sie normalerweise eine Insel der Ausgeglichenheit inmitten ihrer nervös herumflatternden Kollegen war, musste sie schließlich ein gering dosiertes Medikament einnehmen, um ihre Nerven zu beruhigen.
Ich gehe als Repräsentantin meiner gesamten Spezies da rein, musste sie sich selbst klar machen, und dabei weiß ich genau, dass nur eine Lüge zu diesen Verhandlungen geführt hat. Und während diese Bürde immer schwerer auf ihren Schultern lastete, sie sich immer unwohler zu fühlen begann, hätte sie die Teilnahme an dem Treffen niemals einem ihrer Kollegen überlassen - nicht einmal für den ganzen bittersüßen Minzlikör von Barrabas.
Als für Fanielle der Zeitpunkt, nach Daret zurückzukehren, immer näher rückte, spürte sie, wie sie sich mehr denn je auf Jeremy stützte, auf dessen Stärke und Selbstsicherheit sie bauen konnte. Als Mikrobiologe hatte er in der diplomatischen Hexenküche keinerlei Süppchen zu kochen, er hatte also nichts zu gewinnen oder zu verlieren, ob Fanielle Erfolg hatte oder nicht. Er war nur an ihr als Person interessiert und an einer gemeinsamen Zukunft, nicht an ihrer Mission. Mit ihm zusammen zu sein war eine Erholung von dem typischen Gerangel und den internen Streitereien, wie sie in der hochgradig von Konkurrenz geprägten Hierarchie eines diplomatischen Korps üblich waren.
Der Tag, für den die Abreise anberaumt worden war, kam, und Fanielle Anjou nahm nur wenig mit auf die Reise außer ihren Hoffnungen und Ängsten; Jeremy nahm sich den Tag von der Arbeit im Labor frei, um Fanielle auf ihrer kurzen Reise in der Transportkapsel zu begleiten, die sie zum Flughafen der Ansiedlung bringen sollte.
Wieder einmal raste der riesige grüne Wald der
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