Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
einen Weg gefunden, sich in erheblichem Maße körperlich und seelisch zu entspannen. Jeremy verabschiedete sich nur widerstrebend von Fanielle und verließ sie nur, weil sie den Bericht abzufassen hatte, den sie persönlich dem Botschafter übergeben wollte. Der Botschaft hier einen voll akkreditierten Status zu verschaffen, gehörte zu den vielen wichtigen Punkten ihrer Agenda. Die Menschen hier hofften auf die volle Akkreditierung, zumal damit eine Reihe von Beförderungen einhergehen würde, doch die Thranx sträubten sich. Diesen Status zu gewähren, hätte die Anerkennung von formellen Beziehungen zwischen den beiden Spezies bedeutet, doch dafür waren die Thranx einfach noch nicht bereit.
Fanielle duschte und zog sich um; die Feldjacke ließ sie zurück, denn auf dem Stützpunkt herrschten eine irdische Idealtemperatur von zweiundzwanzig Grad und eine erträgliche Luftfeuchtigkeit. Seine Exzellenz, Botschafter Toroni, wartete schon ungeduldig darauf, Fanielles vorläufigen Bericht zu hören; für Details war später noch Zeit.
Lächelnde Gesichter und Gratulationen erwarteten Fanielle Anjou im großen Konferenzsaal. Draußen vor dessen Fenstern erstreckte sich der Wald der Hochebene von Mediterrania, wie die hier angesiedelten Menschen die Gegend zu nennen sich angewöhnt hatten, bis zu den in der Ferne liegenden hohen Bergen. Hier und da brandete verhaltener Applaus zu Fanielles Begrüßung auf. Sie wurde weder rot, noch war sie peinlich berührt. Die Anerkennung, die man ihr auf diese Weise aussprach, war verdient.
Sie stellte zwei Bildgeber auf den Tisch vor sich, legte die Hände zusammen und wartete, während sich der Botschafter erhob. Es waren acht Personen anwesend, die meisten von ihnen kannte Fanielle recht gut. Auf einem Außenposten weit weg von menschlicher Zivilisation stationiert zu sein, ließ den Bewohnern nicht den Freiraum, einander unbekannt zu bleiben.
»Zu Beginn unseres Treffens«, begann der Botschafter seine kleine Ansprache, »möchte ich nicht versäumen, Fanielle Anjou meine persönlichen Glückwünsche auszusprechen. Denn sie hat etwas erreicht, von dem wir alle hier schon fürchteten, es würde niemals mehr eintreten: die Zusage, die vielfältigen Noten diplomatischer Relevanz diskutieren und vortragen zu dürfen, deren Formulierung wir alle hier in den letzten Jahren unsere ganze Arbeitskraft gewidmet haben. Obwohl ihre Art und Weise, das lang ersehnte Treffen schlussendlich herbeizuführen, ein wenig unorthodox genannt werden mag, darf ich doch versichern, dass keine ernsthaften Einwände höhere Ebenen erreichen werden.«
»Besonders, weil ›höhere Ebenen‹ nicht den leisesten Schimmer davon haben, was eine Bryn ja-Anfrage überhaupt ist«, bemerkte Gail Hwang spitz.
»Schon komisch, Sie sehen überhaupt nicht schwanger aus.« Jorge Sertoa grinste von seinem Sessel gleich neben dem Botschafter aus Fanielle zu. »Wer ist denn der glückliche Vater?«
»Vielleicht der Thranx, mitdem sie soviel Zeit verbracht hat«, warf jemand rasch ein. Überall an dem lang gestreckten Tisch brach Gelächter aus.
»Nun, daran zweifle ich aber!« Aram Mieleski spitzte die Lippen, während er sein Kinn nachdenklich in die Handfläche des aufgestützten Arms legte. »Der Entbindungsvorgang, der dabei vonnöten ist, ist so verschieden von …«
»Ach sei doch still, Aram! «.schimpfte Gail. »Ich schwöre, wenn irgendwer eine Humor-Transplantation braucht, dann …«
»Auf Emotionen beruhende Zustände sind zwischen Individuen nicht übertragbar«, bemerkte Mieleski gelassen und mit ruhiger Stimme. Seine Worte bestätigten Fanielles Einschätzung seiner Person nur.
»Was werden Sie tun«, wollte Enrique Thorvald wissen, der jetzt wieder völlig ernst war, »wenn sich die Thranx nach Ihrem weiteren Zustand erkundigen?«
»Man wird ihnen sagen, dass ich alle Larven vor der Geburt verloren habe.« Anjou hob eines ihrer beiden Lesegeräte. »Ich habe alles genauestens ausgearbeitet. Es dürfte mir sogar noch mehr wohlwollende Unterstützung einbringen, zumal Eint Carwenduved, mit der ich zusammentreffen werde, weiblich ist.«
»Klar«, brummte Sertoa, »Sie beide können den Glanz und die Glätte Ihrer Legeröhren miteinander vergleichen.« Obschon Jorge Sertoa an sich ein netter Kerl war, gehörte er zu denjenigen auf dem Außenposten, die freimütig zugaben, wie wenig begeistert sie davon waren, dass man die Beziehungen zu ihren Gastgebern noch weiter festigen wollte.
»Und ich wette,
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