Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
Respekt, die Frau, weil es nichts mehr zu sagen gab. Ihr Blick war leer; sie hatte etwas für immer verloren.
»Wirklich interessant«, murmelte Toroni schließlich. Als Anjou nicht reagierte, fügte er hinzu: »Mit Sicherheit noch nie da gewesen.«
Mit einer Langsamkeit, deren Ursache nicht die Medikamente waren, sondern etwas Ernsteres, etwas Tiefgreifenderes, wandte Fanielle ihr Gesicht wieder Toroni zu. »Was meinen Sie?«
»Die Art und Weise, wie sie ihre Anteilnahme ausgedrückt haben. Unsere Gastgeber. Sehr persönlich im Ton.«
Fanielle runzelte ein ganz klein wenig die Stirn. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Einige der erst kürzlich übermittelten Begrifflichkeiten sind im Erfahrungsschatz unseres Übersetzers einzigartig. Mir wurde mitgeteilt, es seien Nuancen im Spiel gewesen, wie sie nie zuvor zum Ausdruck gebracht wurden.« Ein väterliches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Einiges stammt von Ihrem Kontaktmann Haflunormet ebenso wie von anderen Kontaktpersonen, die Sie unter den Einheimischen gewinnen konnten. Von ganz besonderer Art ist die Nachricht von Eint Carwenduved. Darin wird nicht nur ihr tiefstes Bedauern ausgedrückt, sondern sie wünscht uns zu versichern, dass sie sich mehr denn je darauf freut, umgehend Ihre Bekanntschaft zu machen, sobald Sie, Fanielle, die Arbeit wieder aufnehmen können.«
»Ihr Treffen findet immer noch statt.« Sertoa sah zufrieden aus. »Und Sie kommen während dieses Treffens zusätzlich in den Genuss noch einmal gewachsenen Mitgefühls.«
Ihr Verstand rührte sich, geriet in Bewegung, Gedanken, Gefühle prallten gegeneinander, ehe diese in entgegengesetzte Richtungen davonstoben. »Nein, werde ich nicht«, entgegnete Fanielle, ohne ihre Worte zu erklären.
Toroni blinzelte. »Bitte, was meinen Sie, meine Liebe?«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, unterschied sich sehr von dem, der nur einen Moment zuvor ihre ganze Selbstbeherrschung gekostet hatte. »Ich werde nicht in den Genuss des Mitgefühls der Eint kommen, weil ich an diesem Treffen nicht teilnehmen werde. Ich gehe nicht dorthin, Bernard. Ich bin hier fertig. Ich bin fertig mit Hivehom, fertig mit den Kä … mit den Thranx, fertig mit allem.« Sie wandte ihr Gesicht ab, bis sie nichts mehr sehen konnte als das stützende Aerogel. Noch bevor sie die Augen schloss, verdunkelte sich das Bild, als fiele ein Schleier über ihre Augen. »Ich möchte … ich muss nach Hause …«
Der Botschafter überlegte. Im Laufe seiner glänzenden Karriere war er bereits mit ähnlichen Situationen konfrontiert worden. Einige dieser Situationen waren auch durch hochemotionale Untertöne beeinflusst gewesen. Aber nie derart erheblich wie in diesem Fall. Nie. Dies jedoch hielt ihn nicht davon ab, Druck auszuüben, weil er einfach keine andere Wahl hatte.
»Fanielle«, sagte er so behutsam, wie er konnte, »Sie müssen es tun. Niemandem in dieser Mission ist es gelungen, eine derart enge Beziehung zu unseren Gastgebern herzustellen. Niemand hat diesen leichten Zugang zur Mentalität der Thranx, zu deren Lebensart und Eigenarten. Sie sind am besten qualifiziert, um dieses Treffen wahrzunehmen. Das ist der Grund, warum man Ihnen überhaupt die Aufgabe übertragen hat, dieses Treffen zu arrangieren. Das ist Ihr Moment des Triumphes: Sie müssen diesen Moment nutzen!«
Aus dem Aerogel heraus kam die herzzerreißend Antwort, Worte, denen die Seele fehlte: »Das will ich nicht mehr.«
Toroni hasste sich selbst dafür, aber er weigerte sich, es dabei zu belassen - oder sie in Ruhe zu lassen. Sowohl das Treffen als auch Fanielle Anjou selbst waren zu wichtig. »Es steht gar nicht zur Debatte, was Sie wollen oder nicht wollen! Sie müssen das Treffen wahrnehmen, weil niemand außer Ihnen das kann. Dies ist ein heikler Moment in der Entwicklung unserer Beziehungen zu den Thranx. Womöglich ein Meilenstein. Wir wissen es erst, wenn endlich die Bäume, die wir im Schweiße unseres Angesichts gepflanzt haben, Blüten tragen. Die Bäume, die sie, Fanielle, gepflanzt haben! Sind Sie wirklich willens, all das achtlos beiseite zu schieben, für das Sie hier so hart gearbeitet haben?«
»Das habe ich bereits getan, Bernard. Suchen Sie sich jemand anderen für das Treffen! Suchen Sie sich jemanden, der meinen Platz einnimmt!«
Toroni schluckte und beugte sich über sie, sorgfältig darauf bedacht, keine merkliche Unruhe in dem höchst reaktiven Aerogel zu verursachen. »Meinen Sie nicht, Fanielle, dass ich, wenn ich der Meinung
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