Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
als geothermische Forschungsstation für eine Hand voll Wissenschaftler und deren Helfer, die die erstaunliche Vielfalt von silizium- und schwefelhaltigen Mineralien, die aus dem Inneren des Planeten hervorsprudelten, zum Gegenstand ihrer Forschungen gemacht hatten. Was das Forschungsteam fand, unterschied sich zumeist deutlich von dem, was auf der Erde zu erwarten gewesen wäre. Jede Woche, manchmaljeder Tag, den sie mit geologischen Erkundungsgängen verbrachten, entlockte entzückten Geologen Freudenschreie ob der gemachten Entdeckungen.
Aber die thermisch aktive Gegend war eben nicht nur mineralogisch eine Fundgrube, sondern auch eine Offenbarung landschaftlicher Schönheit. Gelb in allen Spielarten dominierte, doch auch Blau-, Grün- und Rottöne waren reichlich vertreten, was den widerstandsfähigen und sehr aktiven einheimischen Bakterienarten zu verdanken war, die in den heißen Quellen gut gediehen. Hin und wieder strich ein frischer Südwind durch das Tal, trieb die Schwaden aus Dampf auseinander und enthüllte dem Blick kilometerweit auf aufbrüllende Geysire, gurgelnde heiße Quellen, blubbernde Schlammlöcher und dampfende Flüsse. Die Taxonomie einer besonderen Art thermotroper aalähnlicher Lebewesen von nahezu zwei Metern Länge hatte die Biologen fast in den Wahnsinn getrieben. War dieses Geschöpf ein hochentwickelter Wurm oder ein äußerst primitiver Fisch?
Oder gehörte er einer Spezies an, die der Wissenschaft noch überhaupt nicht bekannt war?
Zu den seltenen Gelegenheiten, an denen es regnete, vermischten sich Dampf und Nebel, sodass die Sicht selbst zur Mittagszeit kaum mehr als einen Meter betrug, was Feldforschung nur in sehr eingeschränktem Maße zuließ. Das provisorische Netz im Gelände ausgelegter Gehsteige aus Ferügteilen konnte dann nicht gefahrlos betreten werden, und selbst die Arbeit mit Gleitern musste ruhen. In dieser Zeit wurden die in der Station arbeitenden Wissenschaftler sehr schnell zu einem frustrierten, streitsüchtigen Haufen; sie schimpften dann auf Vorschriften, die ihre Bewegungsfreiheit einschränkten, obwohl sie genau wussten, dass diese nur zu ihrer eigenen Sicherheit existierten. Doch wann hatte sich je ein Wissenschaftler um seine persönliche Sicherheit geschert, wenn es so viel Neues in greifbarer Nähe zu entdecken gab?
Brockton arbeitete gerade an einer automatisierten Mess-Sonde, die dafür entwickelt worden war, Proben aus den heißesten Schloten zu entnehmen, als er die erste Erschütterung verspürte. Gleichzeitig vernahm er ein gedämpftes, dumpfes Grollen, als würde eines der hinteren Rolltore geöffnet. Doch ein Blick genügte, um festzustellen, dass die beiden großen Rolltore vor dem Logistikbereich immer noch geschlossen waren. Mit einem Achselzucken wandte sich Brockton wieder seiner Arbeit zu. Außer den Robotern befand nur er sich hier hinten in der Werkstatt; Norquist und Oppervann hatten offenbar eine längere Mittagspause eingelegt. Die beiden hatten sonst nicht viel Gelegenheit, mit den Wissenschaftlern im Team Umgang zu pflegen, und nutzenjede Chance dazu. Um ihren Kenntnisstand zu erweitern, wie beide stets nachdrücklich betonten. Aber Brockton war sich sicher, dass der Grund dafür ein anderer war: Beide hofften, bei einer der attraktiven ledigen Damen zu landen, die sich im Team befanden.
Mehr als hin und wieder einen harmlosen Flirt erlaubte er selbst sich nicht. Er hatte schließlich Frau und zwei Kinder auf Tharce IV. Er war hier, weil ihm die Wüste nichts ausmachte und weil er in einemjahr auf Comagrave so viel verdienen konnte wie in drei Jahren zu Hause. Seine Familie akzeptierte das. Sobald er seinen Arbeitsvertrag erfüllt hatte, konnte ersieh ein ganzesjahr freinehmen und brauchte nichts weiter zu tun, als seinen Kindern beim Wachsen zuzusehen.
Obwohl man ihn für einen Spielverderber auf Festivitäten aller Art hielt, kam er mit seinen Arbeitskollegen gut zurecht. Sein Können, erworben und erprobt in fünfzehn Jahren Berufserfahrung, schätzten alle außerordentlich, sowohl seine Kollegen wie seine Mitarbeiter, und Brockton mühte sich, bei seinen überwiegend jüngeren Mitarbeitern nicht die Rolle des nie zufrieden zu stellenden Übervaters zu spielen. Er zog seine Hände aus dem Inneren der Sonde, schloss die Abdeckplatte, griff nach dem bereitliegenden Magnetschweißgerät und begann die Polarität der inneren Schnappriegel umzukehren. Einmal zugeschnappt, verschlossen diese Riegel die Abdeckplatte so fest, als
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