Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
mit Vegetation durchwachsenem Boden einen halben Kilometer weit weg aufschlugen, versuchten die betäubten Überlebenden, Sinn in das zu bringen, was geschehen war.
Brockton aber wusste genau, was geschehen war. Er hatte überlebt, um seine Frau noch einmal ganz nah neben sich zu spüren und seine Kinder in den Armen zu halten. Sobald die Rettungsmannschaften da wären, wollte er seine Entlassung aus psychischen Gründen beantragen. Er war sich völlig sicher, dass es keinerlei Schwierigkeiten geben würde, seinen Arbeitsvertrag aufzulösen. Nicht nach dem, was er erlebt hatte.
Norquist, Oppervann und all die anderen feinen Menschen, Männer wie Frauen - sie alle waren tot. Wenn die Rettungsmannschaften Glück hatten, würden sie noch ein paar Knochen bergen können. Brockton, der auf dem Boden unter einem Orgthic-Busch kauerte, konnte kaum verstehen, über was die anderen sprachen. Es dämmerte bereits, und ihm war kalt. Mitten in der Hölle war ihm kalt. Doch von alldem, was die anderen Überlebenden vor der engelgleichen Ankunft des ersten Rettungsschiffs sagten, gruben sich nur ein paar Worte des AAnn, in unbeholfenem Terranglo gesprochen, für immer in sein Gedächtnis.
»Ssstt, wir haben euren Ingenieuren doch gessagt, nicht an diesser Stelle zu bauen.«
Die Harpune des Pickers schlug gegen die Unterseite des Gleiters mit dem vertrauten, schrillen Zswack-Laut. Elrosa beugte sich vorsichtig nach draußen und sah den Picker sich aus dem Sand nach oben winden, jedes seiner drei vorstehenden Glubschaugen richtete sich triangulierend auf ihn, Elrosa, die erklärte Beute. Elrosa fragte sich, was wohl, wenn überhaupt, im Gehirn hinter den Augen dieses fremdartigen, absolut unersättlichen Wesens vorging. Als er den Scanner über die Fahrzeugseite schob, konnte er beobachten, wie der Picker seine meterlange Harpune zu sich zurückzog. Die Picker lernten schnell: Dieses Exemplar hier würde seinen Tötungsapparat nicht noch einmal gegen den gepanzerten Unterboden eines Gleiters einsetzen.
Die Wucht einer hinausgestoßenen Harpune eines Pickers konnte durchaus die Unterseite eines normalen Fahrzeugs durchdringen. Elrosas und Lus Gleiter war jedoch eine Spezialanfertigung. Der Wagen hatte eine Unterbodenversiegelung aus goldfarben schimmerndem Percote, die man eher bei einem Militärfahrzeug erwartet hätte. Kaum etwas war in der Lage, diese Schicht aufgesprühter Panzerung zu durchdringen. Die Schutzschicht minderte die Geschwindigkeit und die Reichweite des Gleiters, allerdings nicht sehr. Und das so geschützte Gefährt machte es den beiden Biologen möglich, ihren Studien über die Artenvielfalt der in der Wüste lebenden Jäger in relativer Sicherheit nachzugehen.
Ein weiteres erfolgloses Zswack erklang. Ein weiterer unter der Oberfläche lebender Jäger zog sich enttäuscht zurück. Ihr Standort schien ein exzellentes Forschungsareal zu sein.
Die Picker waren nur eine von vielen einzigartigen Spezies von Fleischfressern, die unter den verstreut liegenden Sandseen Comagraves zu Hause waren und jagten. Sie spießten ihre Beute mit langen spitzen Harpunen auf, die aus konzentrisch angelegten Schichten gehärteten Calciumcarbonats bestanden. Es war, als hätte ein Mensch gelernt, seinen Oberschenkelknochen anzuspitzen, um ihn in die ausgewählte Beute zu stoßen und mittels der Ligamenta, also mittels der elastischen Bänder, die immer noch mit dem Knochen verbunden waren, die erlegte Beute zu sich heranzuziehen. Da bisher noch niemand einen Picker auf dem Seziertisch gehabt hatte, blieb die Frage offen, auf welche Weise diese Geschöpfe ihre Harpunen auf solch bemerkenswert hohe Geschwindigkeit brachten. Elrosa favorisierte die These von komprimierter Luft als nicht schädlicher und ohne weiteres erneuerbarer Antriebskraft. Lu schlug sich eher auf die Seite derer, die diese Fähigkeit zurückführten auf ein Bündel Muskelfasern, die zur raschen Kontraktion fähig waren.
Lu und Elrosa waren allerdings heute nicht unterwegs, um eines dieser Exemplare einzufangen und zu verstümmeln - sie wollten nur Messungen vornehmen. Elrosa hatte die Arbeit, die sie bereits schon in den vergangenen Tagen geleistet hatten, regelrecht aufgeputscht. Es gab in diesem Areal mehr Picker pro Kubikkilometer Sandsee als irgendwo sonst. Lu glaubte, es könne sich um ein Paarungsrevier handeln. Die Paarung der Picker - das könnte wirklich ein schönes und ausbaufähiges Thema für eine Abhandlung werden!
Ein weiteres grelles
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