Das Dorn-Projekt: Der frühe Homanx-Zyklus, Bd. 3
kalt sein. Sobald wir hier fertig sind, können wir uns ja eine Weile im Pavillon von Willow-Wane herumtreiben.«
»Srrlrrt- endlich wieder richtige Luft zum Atmen in meinen Lungen! Wird es dir dort auch gut gehen, Bruder Briann?«
Der Mensch nickte. »Es macht mir nichts aus, im Dienst für die Kirche zu schwitzen - oder für meine Freunde.«
9
Je mehr Pilwondepat im Laufe der nächsten Tage darüber nachdachte, desto mehr nagte die Angelegenheit an ihm. Möglicherweise war er besessen von Nichtigkeiten, heimgesucht von Dingen, die keine wirkliche Bedeutung hatten, einfach nur, weil es ihn persönlich ärgerte, was auf Comagrave geschehen war. Es lenkte ihn von der Arbeit ab, und es war ihm bewusst, dass es so war. Aber er war nicht in der Lage, sich zu beruhigen. Er war schon immer eine misstrauische Natur, und als Exoarchäologe war er darin geschult, wesentliche Schlüsse aus einem Dutzend, oft sogar Hunderten winzigen, offenbar nicht in Relation zueinander stehenden Informationen zu ziehen. Es war nicht allein der Umstand, dass ein unglückseliger Mensch von einem einheimischen Arthropoden gebissen worden war und nur durch einen glücklichen Zufall, nämlich durch die Anwesenheit einer Gruppe AAnn, die ganz in der Nähe mineralogische Proben sammelten, hatte gerettet werden können. Dieses Ereignis hatte Pilwondepats Einbildungskraft angeregt, das stimmte schon, aber auch Berichte über andere Vorfälle gärten in seinen Gedanken jetzt schon viele Wochen lang. Hatten gegärt - denn der Vorfall mit dem Arthropodenbiss hatte alles in ihm regelrecht zum Hervorbrechen gebracht, und jetzt beherrschten ihn Angst und Beklemmung.
Zu viele schlimme Dinge passierten. Sicher, Comagrave war ein gefährlicher Ort, gerade erst entdeckt und kaum erforscht. Dass es zu Schwierigkeiten kommen würde, gelegentlich auch zu Katastrophen, war nur allzu natürlich. Doch gab es hier keine feindlich gesinnten empfindungsfähigen Eingeborenen, keine Angriffe feindseliger Lebensformen. Entweder waren die Menschen, die zu Forschungszwecken hierher gekommen waren, ein äußerst ungeschickter Haufen, oder viel zu viele von ihnen waren im Stock der Unglückseligen zur Welt gekommen. Pilwondepat wusste, dass Ersteres nicht zutraf, und an Letzteres glaubte er nicht.
Deshalb war es gar nicht anders möglich: Irgendetwas ging hier vor!
Bei seinen Nachforschungen blieb Pilwondepat stets umsichtig. Wenn er einzelnen Personen aus den verschiedenen Lagern und Außenposten entsprechende Fragen gestellt hätte, um individuelle Erinnerungen an scheinbar nicht zusammenhängende Vorfalle zusammenzusetzen, hätte ihn das eventuell in die Lage versetzt, schneller zu einer klärenden Schlussfolgerung zu gelangen. Aber er hätte bei Nachforschungen dieser Art Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Was die Menschen anging, fürchtete er diese Aufmerksamkeit nicht. Es war die Anwesenheit einer solch großen Anzahl von AAnn-›Beobachtern‹ auf dem Planeten, die ihn veranlasste, sich schön im Hintergrund zu halten.
Während er Informationen nur vereinzelt mit Menschen austauschen konnte, hielt ihn selbstverständlich nichts davon ab, den Inhalt aller frei zugänglichen Berichte unter die Lupe zu nehmen, die in den Datenarchiven landeten oder interplanetar weitergeleitet wurden. Diese Möglichkeit stand allen offen, die Zugang zu den richtigen technischen Möglichkeiten hatten - die den richtigen Knopfdrücken konnten. Elektronische Übersetzungen ergänzten Pilwondepats wachsenden Terranglo-Wortschatz und versetzten ihn in die Lage, die relevanten Beiträge so schnell zu überprüfen wie jeder andere mögliche Leser. Und je mehr Pilwondepat las, desto größer wurde seine Überzeugung, dass seine Vermutungen der Wahrheit entsprachen.
Sie waren wirklich schlau. Nicht jede Katastrophe hatte das Ausmaß der vollständigen Zerstörung einer thermalen Versorgungs- und Forschungsstation. Die verschiedenartigsten Vorfälle variierten in ihrem Schweregrad zwischen einer solchen Katastrophe mit vielen Toten und dem Insektenbiss, der beinahe einen, aber eben nur einen einzelnen Forscher getötet hätte.
Einige Details waren schon amüsant in ihrem Einfallsreichtum. Der Fall einer Lebensmittelvergiftung innerhalb eines Camps von Paläontologen beispielsweise nahm keinen tödlichen Verlauf. Aber erneut waren es die AAnn, die praktischerweise frisches Obst hatten bereitstellen können, das die Magenverstimmungen der Menschen heilen half. Die ganze Zeit über, in der
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