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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Schlepper den Beginn des Musikvortrags an. Geschäftig bugsierte der kleine Schlepper das große Floß heran, auf dem das Orchester saß, ganz in Schwarz und Weiß gekleidet. Viele grinsten selbstbewusst, andere wirkten leicht nervös, doch alle waren beeindruckt von der Schönheit der Szenerie und dem zahlreich erschienenen Publikum. Der Schlepper ankerte rasch und geschickt, und die Mannschaft versammelte sich an Deck, nachdem ihre Arbeit fürs Erste getan war.
    Der Dirigent erhob sich, verbeugte sich vor der Menge am Ufer, hob den Stab, und die ersten Töne von Rimskij-Korsakows »Hindu-Lied« klangen über das Wasser.
    Kein Windhauch bewegte die Wasseroberfläche, aber als es Nacht wurde, leuchteten Sterne am samtigen Himmel auf, und die Temperatur kühlte angenehm ab.
    Kate saß zusammen mit Hock Lee, Mrs. Butterworth, Wally Simpson und den Dashfords.
    Während der Pause beugte sich Hector zu Kate und flüsterte: »Sind noch welche von diesen köstlichen kleinen Törtchen übrig?«
    Kate reichte ihm eins der klebrigen Törtchen auf einem kleinen Stück Tortenpapier. »Danke für all deine Hilfe, Hector. Du hast mir sehr damit geholfen, für die Fährboote und die Werbung zu sorgen. Ich glaube, wir haben eine Menge Geld eingenommen.«
    »Du hast die ganze Arbeit gemacht, Kate. Erstaunlich, wenn man es bedenkt.«
    »Erstaunlich? Meinst du damit die Veranstaltung oder die Tatsache, dass ich, die ich ja nur eine Frau bin, das alles arrangiert haben soll?«, fragte sie mit erhobenen Augenbrauen.
    Hector sah leicht verlegen aus. »So habe ich das nicht gemeint. Wollen wir nicht einen kleinen Spaziergang machen, Kate, uns die Beine vertreten? Wir haben noch genug Zeit, bis die Musik wieder anfängt.«
    Widerstrebend schloss sich Kate Hector an und entschuldigte sich kurz bei den anderen. Sie bahnten sich ihren Weg durch die auf dem Rasen versprengten Gruppen und befanden sich bald in einem ruhigeren Teil der Gärten.
    »Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, was ich gesagt habe«, setzte Hector an. »Ich meine … ich muss schon sagen, du bist ziemlich außergewöhnlich.«
    »Danke, Hector.«
    »Und nicht nur als Organisatorin, Kate. Du bist eine sehr attraktive Frau, und ich …« Hector hielt inne, verwirrt und unsicher, was er als Nächstes sagen sollte, das war ganz ungewöhnlich für sein sonst so übermäßig selbstbewusstes Auftreten.
    Sie befanden sich im Schatten des Bambushains, der das Mondlicht in Silbersplitter zerteilte. Hector griff nach Kates Hand und zog sie näher an die raschelnden Stauden heran, wo sie von den Menschen am Flussufer nicht gesehen werden konnten.
    »Kate, was ich wirklich sagen möchte, ist … ich … würde dich gerne heiraten. Werde meine Frau.«
    Kate zuckte zurück und entriss ihm ihre Hand, sie war völlig schockiert. »Hector! Das … kommt so … überraschend.«
    »Wieso, Kate? Wir kennen uns seit vielen Jahren, seit wir Kinder waren sogar. Es scheint mir in vieler Hinsicht passend. Du brauchst einen Mann, der sich um dich und Zanana kümmert. Jemand, dem du vertrauen kannst. Ich hoffe sehr, dass ich diese Rolle ausfüllen kann.«
    Kate starrte ihn verwirrt an, aufgewühlt von Gefühlen. Sie schwieg einen Moment, obwohl sie ihn am liebsten angeschrien hätte: »Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert. Für Zanana bin ich verantwortlich, und ich kümmere mich darum. Aber viel wichtiger, wie ist es mit der Liebe? Liebst du mich, Hector?« Doch sie verkniff sich die Worte und brachte schließlich heraus: »Es tut mir leid, Hector. Das kann ich nicht.«
    Als sie die Enttäuschung in seinem Gesicht sah, fügte sie hastig hinzu: »Ich bin noch nicht bereit zu heiraten. Ich fühle mich geschmeichelt, dass du mich darum gebeten hast, aber ich muss ablehnen. Bitte zieh mich nicht in Betracht.«
    »Dich nicht in Betracht ziehen! Kate, du bist wunderschön, und ich würde dich glücklich machen. Denk an das Leben, das wir zusammen haben könnten.«
    Genau daran dachte Kate. Eine plötzliche Vorstellung von dem gealterten Hector – einem Ebenbild seines Vaters – kam ihr vor Augen, und sie musste sich zusammennehmen, um nicht zu erschaudern oder in Gekicher auszubrechen. Hector heiraten – was für ein Schicksal. Armer Hector, sein männlicher Stolz war verletzt, also versuchte sie den Schlag zu mildern, wobei sie zu spät erkannte, dass sie ihm damit vielleicht Hoffnungen machte.
    »Nimm es nicht persönlich, Hector. Es liegt an mir … ich bin noch nicht

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