Das Dornenhaus
bereit, mich zu binden. Ich kann dir nicht erklären, was ich fühle, aber mich jetzt mit dir zu verloben wäre nicht das Richtige für mich.«
»Würdest du mich … könntest du mich … lieben, wenigstens ein bisschen?«
»Hector, wir kennen einander ja kaum …«
»Genau dafür ist die Verlobungszeit da, Kate.«
»Bitte, Hector, lass uns nicht mehr darüber reden. Die Musik beginnt, wir müssen zurück.« Sie drehte sich um und ging den Weg entlang, den sie gekommen waren, Hector trottete niedergeschlagen neben ihr her.
»Guten Abend, Hector.«
Eine junge Frau stand plötzlich vor ihnen. Kate schaute verwirrt auf das Gesicht, das ihr vage bekannt vorkam.
»Oh, hallo. Gefällt Ihnen die Veranstaltung? Darf ich vorstellen: Miss MacIntyre. Kate, das ist Miss O’Hara.« Hector war höflich, aber distanziert.
»Wie geht es Ihnen, Miss MacIntyre? Wir kennen uns bereits.«
Kate sah sie durchdringend an, dann fiel es ihr ein. »Natürlich. Aus Mr. Dashfords Büro.«
»Das stimmt. Ich bin die Assistentin von Mr. Dashford – Mr. Dashford senior.« Die junge Frau starrte Kate mit einem wie festgefrorenen Lächeln an, Funken blitzten in ihren Augen.
Hector sah unbehaglich aus. »Wir müssen zurück zu unseren Plätzen. Herrliche Umgebung, nicht wahr?«, murmelte er.
»O ja. Zanana ist wunderbar. Etwas ganz Einmaliges. Auf Wiedersehen.« Miss O’Hara ging an ihnen vorbei, und Kate betrachtete sie neugierig.
»Sie ist attraktiv und offensichtlich gescheit. Wer ist sie, Hector?« Kate war froh über diese Ablenkung.
Hector antwortete kurz angebunden. »Ich weiß nicht viel von ihr, aber mein Vater hält große Stücke auf sie – in beruflicher Hinsicht.«
Kate sagte nichts, aber es schoss ihr durch den Kopf, dass diese junge Frau die perfekte Partnerin für Hector wäre. Warum konnte er ihr keinen Heiratsantrag machen? Doch innerlich wusste Kate, dass sie etwas besaß, das Miss O’Hara nicht hatte und das ein großer Anreiz für Hector war. Sie besaß Zanana.
In den folgenden Wochen ging Kate Hector, der regelmäßig anrief und zu Besuch kam, aus dem Weg. Sie erklärte Mrs. Butterworth, warum sie ihn nicht sehen wollte und was passiert war.
»Ich liebe ihn nicht. In gewisser Weise kann ich verstehen, warum eine Verbindung zwischen uns als ideal betrachtet werden würde. Die Dashfords sind wohlhabend, vertreten die Interessen von Zanana und haben sich um mein Wohlergehen gekümmert. Aber er macht mich nicht glücklich. Und hast du nicht immer gesagt, dass Liebe bedeutet, mit jemandem glücklich zu sein?«
Mrs. Butterworth nickte. Sie wusste von Hectors Heiratsantrag, da sein Vater bei einem Besuch in Zanana Mrs. Butterworth gedrängt hatte, Kate ins Gewissen zu reden und zur Vernunft zu bringen.
Jetzt sagte Mrs. Butterworth nur: »In der Liebe gibt es keine Missverständnisse. Sie mag nicht immer plötzlich und ungestüm sein, aber für mich bedeutet Liebe, ständig mit dem Menschen zusammen sein zu wollen, der einen glücklich macht. Man kann es nicht erzwingen. Zwei Menschen lieben einander, oder sie tun es nicht.«
»Ich liebe Hector jedenfalls nicht, und ich wünschte, er hätte mir keinen Heiratsantrag gemacht. Ich fühlte mich wie …« Kate zuckte die Schultern und wedelte verwirrt mit den Händen.
Mrs. Butterworth nahm sie in die Arme und lächelte. »Schon gut, schon gut, du benimmst dich ja wie ein aufgeregtes Huhn. Hector wird schnell darüber hinwegkommen, du wirst sehen. Dafür wird seine Arroganz schon sorgen. Aber sei vorsichtig, Kate, mach ihn dir nicht zum Feind.«
Kate widmete sich ihrer Arbeit mit den Kriegsveteranen, half den Krankenschwestern, und als die neuen Rollstühle kamen, verbrachte sie viele Stunden damit, die Verwundeten durch den friedlichen Garten zu schieben.
Die Rosenlaube stand in voller Blüte, und dorthin brachte sie die Blinden. Sie hielt unter dem viktorianischen Torbogen an, damit sie den Duft riechen konnten, während sie die vielfältigen Farben der Kletterrosen über ihnen beschrieb.
Der einzige Ort, zu dem Patienten und Personal keinen Zutritt hatten, war das indische Haus. Kate hielt es verschlossen und ging gelegentlich hin, wenn sie allein sein wollte, um über ihre Zukunft und die von Zanana nachzudenken. Wie jedes Mal, wenn sie in dem kühlen, duftenden Inneren des Hauses eine Zeit lang meditiert hatte, war sie danach von einem Gefühl der Gelassenheit und Klarsicht erfüllt.
Die Wochen vergingen, und obwohl sie Ben oft sah und mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher