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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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groß.«
    »Es ist tatsächlich eine große Sache. Es gibt kein Ufergrundstück nahe der Stadt, das auch nur vergleichbar wäre. Hunderte von Häusern haben darauf Platz. Mir wird ganz schwindlig bei dem bloßen Gedanken, um wie viel Geld es bei dem gesamten Projekt geht«, sagte Odette.
    »Eine Menge Häuser … sogar noch mehr Geld und Profit, wenn man Wohnblocks daraus machen würde – Hochhäuser am Flussufer, zum Beispiel«, meinte Fitz leise.
    »Das können sie nicht machen!«, platzte Odette heraus. »Vollkommen unmöglich. Und der Antrag auf Umwandlung in Bauland betrifft auch nur Einfamilienhäuser.«
    »Für den Anfang nicht schlecht … dann erhöhen sie den Einsatz, wenn die Bauarbeiten erst mal angefangen haben und der Stadtrat zugänglicher geworden ist – oder sich leichter kaufen lässt.«
    »Mein Gott, Sie sind wirklich ein alter Skeptiker, Fitz«, neckte sie.
    »Und es könnte dir nicht schaden, auch ein bisschen skeptischer zu sein, mein Kind. Die beste Waffe eines Reporters! Denk daran – fast jeder hat seinen Preis, und bei einer Gemeindeverwaltung kann dieser Preis sehr niedrig sein. Wir erleben zurzeit einen mächtigen Aufschwung, und eine Menge zwielichtiger Geschäfte laufen in den Hinterzimmern der Behörden im ganzen Land ab, glaub mir. Grab weiter nach, Odette, und lass dir nicht von einem glattzüngigen jungen Architekten deinen Riecher für gute Geschichten verderben.«
    »Und was sollte ich Ihrer Meinung nach als Nächstes unternehmen?«
    »An deiner Stelle würde ich mich mal in Zanana selbst umsehen. Schau dir das Grundstück an, krieg wieder ein Gefühl dafür. Ich glaube, das könnte sich als nützlich erweisen.«
    »Sie haben Recht. Ich war seit mehreren Jahren nicht mehr dort. Allerdings war es das letzte Mal ein bisschen unheimlich. Ich hatte das Gefühl, als sei da jemand, aber es war niemand da, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Du willst damit sagen, es spukt da? Guter Gott, Odette, du glaubst doch nicht an Geister?«, entfuhr es Fitz.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte sie verlegen. »Aber ich will auch nicht behaupten, dass es sie nicht gibt.«
    »Weibliche Logik«, seufzte Fitz. »Na, viel Glück, Mädel. Ich lad dich auf ein Bier ein, bevor ich wieder zurückfahre.«
    Am Abend nach dem Essen beschloss Odette, ein ausgedehntes Bad zu nehmen. Sie ließ sich in das warme, schaumige Wasser gleiten, lehnte sich zurück und dachte über Zanana nach. Gleich morgen würde sie hinfahren, entschied sie.
     
    »Es ist also eine komplizierte Geschichte, was?«, meinte der füllige Fotograf auf der Fahrt nach Kincaid. »Da wird die Madam Chefredakteurin aber nicht erfreut sein. Komplizierte Geschichten mag sie nicht. Man kann ja nicht von den Lesern verlangen, dass sie zu viel denken.«
    »Quatsch, Max«, schnappte Odette, die diesen Spruch schon in verschiedenen Variationen gehört hatte. Sie beschrieb ihm die verwirrende Geschichte eines romantischen alten Hauses, das von phantastischen Gärten umgeben war, seine Rolle in der Gesellschaft von Sydney zu Beginn des Jahrhunderts, die Tragödie der ersten Besitzer, die spätere Rolle als Genesungsheim für Veteranen des Ersten Weltkriegs, die mysteriöse plötzliche Schließung und den nachfolgenden Verfall. Und jetzt die gierigen Hände der Bauspekulanten, die danach griffen.
    »Da sind ein paar interessante Aspekte, die ich noch tiefer ergründen muss, und es gibt eine Menge unbeantworteter Fragen.«
    Max stieß einen leisen Pfiff aus. »Du suchst dir aber auch immer die schwierigsten Sachen raus.« Das Auto näherte sich dem großen Tor von Zanana. »Und jetzt?«
    Max hielt an, Odette stieg aus und rüttelte am Tor. Es war fest verschlossen.
    »Sieht nicht so aus, als ob wir auf das Grundstück kommen könnten«, sagte Max.
    »O doch, es gibt einen Weg. Komm mit«, grinste Odette. Vorsichtig bestieg »Allzeitbereit« das schmale Ruderboot. Odette saß am Heck, die Kameratasche zwischen den Füßen.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine tolle Idee war, Odette.«
    »Keine Bange, Max. Das ist kinderleicht. Ich bin früher dauernd nach Zanana gerudert. Willst du, dass ich die Ruder übernehme?«
    »Nein, das krieg ich schon hin«, murmelte er, schob die Ruder ins Wasser und umfasste die Enden mit seinen großen Pranken.
    Sie fuhren bei strahlendem Sonnenschein los, und Odette verspürte die altvertraute Erregung vor einem Besuch in Zanana. Ein Gefühl, das sie in die Kinderzeit zurückversetzte und sie minutenlang in Erinnerungen

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