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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Turney
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Tages in ihren Slippern und mit Regenschirm das Haus verließ, um nie wieder zurückzukehren. Mr   Cardells Reaktion darauf bestand darin, dass er reihenweise junge Frauen mit nach Hause brachte, die er am Hafen auflas, und rund um die Uhr Trinkgelage mit seinen Kumpeln veranstaltete. Jago blieb immer häufiger der Schule fern. Der Hund, erschöpft vom vielen Werfen, wurde immer verängstigter, bis mein Vater eines Tages beschloss, die Sache in die Hand zu nehmen. Er zog seinen besten Pullover an, kämmte die ihm verbliebenen Haare über die glänzende rosa Glatze, ging zum Nachbarshaus hinüber und klopfte an die Haustür. Caleb öffnete. In einer schmutzigen Jeans und mit nacktem Oberkörper stand er schwankend in der Tür, in der einen Hand eine Bierdose, in der anderen eine selbst gedrehte Zigarette. Er sah meinen Vater böse aus seinen geröteten Augen an. Es war dunkel im Cardell’schen Haus, denn die Fensterscheibe im Wohnzimmer war kaputtgegangen und notdürftig durch Bretter ersetzt worden. In dem Raum war es düster wie in einer Höhle, und mein Vater konnte nur vage die Umrisse mehrerer Männer ausmachen, deren Gesichter vom flackernden graublauen Licht des Fernsehers erhellt wurden.
    Er holte tief Luft und sagte: »Ich gebe dir fünfzig Pfund für den Hund, Caleb.«
    Er hielt ihm die offene Hand mit dem Geld hin. Caleb ergriff es und sah meinen Vater erneut an. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette.
    »Ich krieg fünfundzwanzig Mäuse für jeden Welpen, den sie wirft«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte Dad, »aber diese Zeiten sind vorbei, das weißt du ebenso gut wie ich. Noch einen Wurf wird sie nicht überleben.«
    Caleb Cardell dachte einen Moment nach.
    »Siebenundfünfzig, und sie gehört dir«, sagte er dann.
    Dad nickte. Er hatte erwartet, dass Mr   Cardell feilschen würde. Er fischte fünf weiter grüne Geldscheine aus seiner Hosentasche und reichte sie ihm.
    Caleb klemmte sich die Zigarette zwischen die Lippen, während er das Geld zählte. Dann lehnte er sich über das Treppengeländer und schrie nach oben: »Jago! Beweg deinen faulen Arsch runter und hol den verdammten Köter.«
    Jago kam argwöhnisch die Treppe herunter. Ohne meinen Vater anzusehen, schob er sich an seinem Onkel vorbei und ging in die Küche. Dad hörte, wie er die Hintertür öffnete. Er trat rückwärts aus dem dunklen Hauseingang hinaus in die frische Luft, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wartete, während er auf den Fersen wippte und geflissentlich auf einen unbestimmten Punkt blickte. Kurz darauf kam Jago zurück. Die Hündin, mit verängstigt angelegten Ohren und eingeklemmtem Schwanz, folgte ihm auf den Fersen. Jago führte sie an einer grünen Gartenschnur, die ihm als Leine diente. Als er an der Haustür ankam, trat ihm Mr   Cardell mit dem Stiefelabsatz in den Hintern. Jago fiel auf dem von Schmutz und Glasscherben übersäten Gartenweg neben Dad auf Hände und Knie.
    »Nimm den kleinen Bastard auch gleich mit!«, sagte Caleb Cardell zu meinem Vater. »Nimm den Scheißkerl und behalt ihn, verdammte Scheiße.« Lachend schlug er die Haustür zu.
    Mum, die hinter unserem Wohnzimmerfenster gestanden und alles mitbekommen hatte, begab sich in die Küche und bereitete ein paar zusätzliche Butterbrote zum Abendessen vor. Dad erschien mit Jago und dem Hund, und niemand sprach über den Vorfall. Sowohl Jago als auch der Hund sahen beschämt aus, als fühlten sie sich schuldig. Ohne ein Wort folgte Jago der Aufforderung meiner Mutter, setzte sich zu uns an den Tisch und langte kräftig zu. In weniger als zwei Minuten hatte er seinen Teller geleert. Von Tischmanieren hatte er natürlich noch nie etwas gehört. Er schaufelte mit der Gabel große Bissen in sich hinein und kaute mit offenem Mund. Wenn ich so gegessen hätte, hätten meine Eltern mich zurechtgewiesen, aber bei Jago tauschten sie nur einen verständnisvollen Blick aus, ehe meine Mutter seinen Teller erneut füllte. Noch nie hatte ich jemanden gesehen, der innerhalb so kurzer Zeit solche Mengen verschlang.
    »Es ist schön, jemanden am Tisch zu haben, der mit großem Appetit isst«, sagte Mum. Sie lächelte Jago zu.
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und sagte: »Vielen Dank.«
    Mum nickte. Sie freute sich ganz offensichtlich.
    Ich beobachtete Jago verstohlen unter meinem Pony hervor. Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können, ohne dass ich mir wie ein kleines Kind oder eine Idiotin vorgekommen wäre.
    Nach einer

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