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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Strand, und das galt sowohl den wenigen anwesenden Visbyern als Warnung, den Sklaven nicht etwa zu verstecken und für sich zu behalten, als auch Högni und seinen Männern. Und um ihren festen Willen zu bekunden, die Sache zu einem Ende zu bringen, schlugen die Ruderer mit den Kurzschwertern an die Schilde. Die Frauen des Dorfes, die zufällig am Strand waren, griffen nach ihren kleinen Kindern und verschwanden so eilig zwischen den Heckenrosenbüschen, daß die letzten Blütenblätter hinter ihnen zu Boden rieselten.
    Auch Folke wußte, daß die Fahrt nun anders verlaufen würde, als er und sein Vaterbruder sie geplant hatten. Aus einer Probefahrt für einen Schiffsbauer war eine Fahrt in einen Kampf geworden. Wer konnte wissen, wo das noch enden würde.
    Mit verdrossenem Gesicht, was nur zum Teil von den Kopfschmerzen herrührte, betrat er das Zelt. Die Fellsäcke, der schmutzige Kochtopf, ein fliegenübersätes Schneidbrett mit Fischresten, Kleidungsstücke und Packsäcke lagen in großem Durcheinander auf dem Boden. Das Zelt war leer. Nur in Svens Ecke grunzte jemand, und als Folke genauer hinblickte, bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß Sven noch in seinem Schlafsack lag und erst jetzt dabei war aufzuwachen. Seine Nasenspitze beschrieb einen Bogen, an dem Folke feststellen konnte, daß Sven sich umsah, und als er damit fertig war, warf er die Decke von sich, sprang auf und stand geduckt mit dem Beil in der Hand da, noch bevor Folke ihm gut zureden konnte. Erst als Sven sich überzeugt hatte, wer vor ihm stand, richtete er sich ganz langsam auf und legte die Waffe beiseite.
    Folke konnte sich denken, daß Sven ihn gegen das helle Licht nicht hatte erkennen können. Wahrscheinlich hatte er aus der Leere im Zelt geschlossen, daß die Männer irgendwo in Kämpfe verwickelt und tot waren und nun einer käme, um das Zelt auszuplündern. Trotzdem ärgerte er sich. »Bist du immer so mißtrauisch?«
    »Man weiß nie«, antwortete Sven kurz. »Ich bin hier nicht unter Freunden.«
    »Vielleicht glauben sie, daß du auf ihre Freundschaft keinen Wert legst«, gab Folke verdrießlich zurück und ließ sich behutsam auf seinen Schlafsack niedersinken. »Ich glaube es auch.«
    Sven schob das Kinn vor und antwortete nicht. Hastig packte er seine Sachen zu einem Bündel zusammen und verschnürte es fest mit einem Lederriemen. Mit dem Fuß rollte er den Packen an die Zeltwand.
    Folke, der die Hände unter dem Nacken verschränkt hatte, beobachtete ihn dabei. »Wir fahren heute nicht«, sagte er.
    »Kann ich mir denken.« Svens Antwort war so gleichgültig wie sein ganzes Gebaren, und Folke sparte sich die Frage, warum er dann packe. Einen Eigenbrötler wie Sven Ichwohlnicht konnte keiner belehren.
    Folke schloß die Augen, und er mußte wohl eingeschlafen sein.
    Nach einer Weile hörte er das Geräusch von vielen Füßen vor dem Zelt und von Waffenklirren.
    »Wohin wollt ihr?« fragte er Bard, der pfeifend und mit großen Schritten über die Packsäcke und Kleidungsstücke stieg und sich an seinen Sachen zu schaffen machte.
    »Bergvögel fangen«, sagte Bard tatendurstig und sammelte hastig seine Waffen zusammen.
    Folke, noch ganz verschlafen, antwortete verwirrt: »Gegen die braucht man doch keinen Speer.«
    »Gut, wenn wir keine Vögel finden, nehmen wir eben Sklaven.«
    »Ach so«, murmelte Folke und rappelte sich auf. Wohl oder übel mußte er nun mit. Die Sache der Norweger war auch zu seiner eigenen geworden. Gern hätte er Sven auf die Probe gestellt, wie der es denn nun mit der Freundschaft hielt, aber Sven war nicht im Zelt, und Folke beeilte sich, die Ruderer einzuholen, die sich bereits auf den Weg gemacht hatten. Als er am Zelt des schwedischen Kaufmanns vorüberrannte, schlüpfte gerade ein Mann unter Eysteins langem Arm hindurch und hinein. Genau konnte er nicht sehen, wer es war, aber der saubere Haarschnitt ließ auf Alf schließen. Möglicherweise hatte dieser im Namen von Hjalti etwas mit dem Schweden zu regeln.
    Am weitesten vorn waren Hjalti und Hrolf. Mit entschlossenen harten Schritten stapften sie zwischen den ersten Häusern des Dorfes die Straße hinauf. Hier sah es anders aus als in Haithabu: Sie würden es nicht nötig haben, Gatter und Tore zu Grundstücken einzutreten, denn es gab keine. Die Hütten lagen offen da für jeden, der sie betreten wollte, und vielleicht war dies auch der beste Schutz für ihre Bewohner. Jedenfalls stießen die Männer, die in die Vorgärten und Hinterhöfe strömten, auf

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