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Das Drachenboot

Das Drachenboot

Titel: Das Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Werkzeugbeutel. Er war heilfroh, daß der Bohrer wieder da war. Dann stopfte er die Werkzeuge zwischen Schild und Bordwand; Rostflecke hatten ihm gezeigt, daß die Bilge auf die Dauer zu naß war.
    Hrolf beobachtete Folke neugierig. »Sie sind wohl kostbar«, vermutete er.
    »Jawohl«, bestätigte Folke und verschwieg, daß er dem Vaterbruder ohne den Löffelbohrer kaum hätte unter die Augen kommen können. Dann grinste er seinen Wachführer an und verkniff sich auch zu sagen, daß er Hunger hatte. Daran war er selbst schuld. Wäre er nicht mit Aud am Strand entlangspaziert, hätte er auch nicht versäumt, seine Wasserflasche zu füllen. Aber außer durchnäßtem Fladenbrot und kalten Regenwasserspritzern war über die nächsten Stunden nichts zu erwarten. Es würde bei dem Wetter sogar zu mühsam sein, ein Wasserfaß aus dem Laderaum hochzuhieven. Seine Eingeweide fuhren hoch und hinunter. Wenn am Punkt der Umkehr zwischen Berg und Tal das Knarren der Planken und das Seufzen der Taue verstummte, konnte er sogar hören, wie sein Magen knurrte.
    Folke blickte hoch. Erri an seiner Seite des Schiffes rührte sich kaum. Der Bug des »Grauen Wolfs« tauchte heute besonders tief ein, schien ihm, und schwerfällig schob sich das Heck hinterher. Bard war aufgestanden und drängte sich an ihm vorbei nach vorne. Er hatte jetzt die Bergwache. Bei seinem Anblick fiel Folke ein, daß er nun nach hinten sollte, um zu ösen. Frodi, der ältere Rechte auf dem Schiff hatte, hatte sich selber den vorderen Ösraum zugeteilt.
    Aber es machte ihm nichts aus, sich auf dem schwankenden Schiff zu bewegen. Und die Männer waren von grölender Fröhlichkeit, gar nichts bekümmerte sie. Endlich einmal waren die kleinen Nörgeleien und Streitigkeiten verstummt, die ihn selber so mißgestimmt gemacht hatten. Selbst, als er Bolli in einem Wellental fast von der Ruderbank stieß, verging dem nicht die gute Laune.
    »Na, Langer«, rief er gemütlich, »dich habe ich an Land stolz und gerade wie eine Kiefer gesehen. Aber ein Schiff scheidet Gerades von Krummem, und mancher büßt seine Geradheit unerwartet ein.«
    »Und doch«, gab Folke geistesgegenwärtig zurück, während er sich von Bolli wegstemmte, »ist das krumme Stevenholz das wichtigste Holz am Schiff, und viele gerade Hölzer werden verworfen, bis eines mit passender Krümmung gefunden ist.«
    »Gut geantwortet, Folke«, sagte Aslak beifällig. Bolli grinste, daß seine schadhaften Zähne sichtbar wurden. »Das muß ich sagen, dieser uns zugelaufene Bootsbauer ist nicht von schlechten Eltern.«
    Danach klopfte er Folke herzhaft auf den Rücken, und Folke, der bereits den engen Gang weiterschwankte, hätte beinahe genickt und war sehr zufrieden mit sich und seiner Sippe, in diesem Fall besonders mit Mutter Aasa. Sie war es, der er seine gewandte Zunge verdankte, auch wenn diese sich erst gelöst hatte, lange nachdem Husbjörn und Aasa ihn nach Haithabu zu seinem Vaterbruder in die Lehre geschickt hatten. Das Breitbeil seines Oheims hatte allerdings wenig damit zu tun.
    Als Folke am unterbrochenen Verlauf der sonst langen Bodenplanken sah, wo sich der Ösraum befand, ließ er sich auf die Knie nieder und nahm ein Brett nach dem anderen auf. Während er sie neben sich stapelte, blickte er in den Ösraum und wurde sofort von schlechtem Gewissen gepackt: schon längst hätte er ösen sollen! Hastig tauchte er den Ledereimer ins Wasser, schüttete ihn über die Reling aus und versenkte ihn wieder im Ösraum.
    Obwohl - er kannte das Schiff nicht. Hrolf hätte ihm einen Wink geben müssen, daß das Fell ihres »Grauen Wolfs« sich gerne vollsog.
    Es war elend viel Wasser, wenn man in einer der Wachen eingeteilt war, die nur aus drei Mann bestanden, zumal Hrolf als Wachführer sich am Wasserösen nicht zu beteiligen brauchte.
    Folke stieg nach unten und stand neben dem Ösgang auf den Ballaststeinen, während er putzte. Die Holzplanken des Schottes waren bis an den oberen Rand wasserdurchtränkt. Vom Wellenschlag auf See konnte das eigentlich nicht kommen. Das sah aus, als hätte hier schon länger das Wasser hoch gestanden. Nachdenklich stützte sich Folke auf das Schott und blickte in den immer noch gefüllten Raum hinein. Sein verstohlener Blick nach vorn zeigte ihm, daß auch Frodi emsig arbeitete.
    »Nicht so faul«, riet Alf überheblich, der auf der Bank hinter dem Ösgang herumlümmelte und ihm zusah. Er fühlte sich wohl bereits als künftiger Steuermann. Folke mit den geschärften

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