Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
wenn du das
machst.“ Er klopfte sich auf seinen nicht gerade kleinen Bauch.
Sierra
ergab sich ihrem Schicksal und kletterte auf die Rampe. Von dort ließ sie sich
vorsichtig in den Container hinunter. Der Boden war knietief mit Abfall und
Müllsäcken bedeckt. Sie hoffte, sie zertrat es nicht bei dieser Aktion.
„Meinst du nicht, es ist eine Ratte?“
Ueli
krauste die Stirn. „Ne. Rattengeräusche kenne ich. Über die stolpern wir immer
wieder.“
„Wie hat
es denn geklungen? Ich habe immer noch nichts gehört.“ Sie schob den Unrat mit
einem Fuß zur Seite. Gummihandschuhe wären jetzt gut gewesen.
„Eher
wie ein wimmerndes Kind.“
Entsetzt
richtete sie sich auf. „Wie ein Kind! Und wieso kommst du um Himmels Willen zu
mir und gehst nicht zur Polizei?“
„Naja,
wenn es dann kein Kind ist, das wäre mir peinlich.“
Sie
verdrehte die Augen und duckte sich wieder in den Container. Igitt. Plötzlich
hörte sie ein Rascheln neben ihrem linken Fuß. Behutsam tastete sie sich durch
leere Jogurt-Becher, Bananenschalen und Dinge, die sie lieber erst gar nicht
genauer betrachtete. Was war das? Das fühlte sich an wie Fell. Besser gesagt,
wie wenig Fell. Doch eine Ratte? Vorsichtig fasste sie danach und hob ein
zitterndes kleines Etwas ans Tageslicht.
„Bist du
fündig geworden?“ Eifrig trat Ueli näher.
Sie
hielt ihm das kleine Bündel hin. „Hier, da ist dein Störenfried.“
„Der ist
aber klein. Ist das eine Katze? Oder ein Hund?“ Er beäugte das Ding in ihrer
Hand zwar interessiert, machte aber keine Anstalten, es zu nehmen.
Ungeduldig
schaute Sierra ihn an. „Kannst du mal halten?“
„Wer,
ich? Nee, lieber nicht.“
„Jetzt
mach schon, sonst muss ich es leider wieder zurückwerfen, weil ich anders nicht
aus diesem stinkenden Teil komme.“
„Aha,
ach so. Klar.“ Behutsam nahm er ihr den Winzling aus der Hand und barg ihn an
seiner Brust. Erleichtert kletterte sie raus.
„Wer tut
so etwas? Wer ist so herzlos, so einen kleinen Hund einfach in die Mülltonne zu
schmeißen.“ Wütend schüttelte sie den Kopf. „Wenn ich denjenigen in die Finger
kriege…“
Interessiert
sah Ueli sie an. „Wie willst du denn das anstellen?“
Sie
stieß die Luft aus, die sie angehalten hatte. „Gar nicht. Das ist mir schon
klar, dass ich den Verantwortlichen nicht finde. Ich meine nur, falls ich die
Möglichkeit hätte…“
„Aha,
aber es stimmt: Eine Sauerei ist das. Menschen können schon schrecklich sein.“
Er strich dem Kleinen mit einem Finger über den Kopf und reichte ihn Sierra.
„Hier. Nimm du es. Du kennst dich doch aus mit Tieren.“
Völlig
überrumpelt nahm sie den kleinen Hund entgegen. Joker winselte und kletterte
mit ihren Vorderpfoten an ihrem Frauchen hoch. Besorgt und interessiert
beschnupperte sie das Bündel. „Ich? Was soll ich denn mit so einem…“, Hund war
eigentlich ein zu großes Wort für dieses kleine Geschöpf.
„Ich
darf keine Hunde halten in meiner Wohnung.“
„Ich
glaube nicht, dass das hier als Hund qualifiziert ist“, murmelte Sierra.
„Und
meine Freundin würde mir die Hölle heiß machen. Bei dir ist er doch viel besser
aufgehoben. Du hast so viele Tiere, da kommt es doch auf einen mehr oder
weniger nicht an. Vielen Dank für deine Hilfe. Ich muss jetzt los.“ Er deutete
auf seine Arbeitskollegen, die in diesem Moment aus dem Bahnhofcafé traten und
Richtung Müllauto gingen.
Komplett
überrumpelt blickte Sierra Ueli nach. Na toll. Er hatte ein gelöstes Problem
und sie einen weiteren Hund. Der zum Himmel stank. Markus würde platzen, wenn
sie noch ein Tier anschleppte. Aber alles der Reihe nach. Die Trainingslektion
mit Fuks, die sie noch hatte einschieben wollen, fiel wohl aus. Sie würde
versuchen, ihren Tierarzt zu erreichen und ihm mit ihrem Findling einen Besuch
abstatten. Nach einem Bad, soviel stand fest.
Im
Pächterhäuschen angekommen führte Miris Weg wie meistens als erstes an den
alten Tisch in der Küche. Sie ließ sich auf einen der klapprigen Holzstühle
fallen und griff nach dem Zettel.
Frohes
Neues Jahr, Miri – und danke für die leckeren Kekse.
Aha,
offenbar war ihr kleines Dankeschön gut angekommen, freute sie sich.
Zusätzlich
zu dem Bedampfungsgerät findest du im Wohnzimmer die Schleifmaschine für die
Böden. Du siehst, langweilig wird es dir im neuen Jahr sicher nicht.
Schlaumeier,
dachte Miri, ein Grinsen im Gesicht.
Solltest
du mit der Bedienung der Geräte Probleme haben, gib einfach Bescheid. Dann
komme
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