Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
zu sehen.“
Miri
runzelte die Stirn. „Wie soll ich ihn denn rufen?“
„Such
dir einen Namen aus. Er wurde leider nicht mit Namenshalsband im Container
gefunden.“
„Vielleicht
auch besser so. Neuer Start, neues Leben, neuer Name.“
Die drei
beobachteten den Drachen, der den kleinen Hund bespaßte. „Wie wär es denn mit
Nepomuk? So wie es aussieht, wird es ja ein Drachenhund werden“, schlug Miri
vor.
„Passt“,
befanden die anderen beiden unisono. Kaja fragte sicherheitshalber doch noch
nach. „Das ist der Halbdrache, der in ‚Jim Knopf’ von Michael Ende vorkommt,
oder?“
„Genau.“
„Lass
uns gleich in den Garten gehen, die anderen beiden Hunde begrüßen. Dort haben
sie genug Platz und sie können sich auch aus dem Weg gehen.“
Die
Begegnung verlief unspektakulär. Sobald Zorro merkte, dass nichts spannendes
passierte, sondern nur ein anderer Vierbeiner zu Besuch war, widmete er seine
Aufmerksamkeit wieder Joker. In die war er nämlich total verliebt. Joker hatte
den Welpen schon den ganzen Nachmittag um sich herum gehabt. Dementsprechend
unaufgeregt begrüßte sie ihn und leckte ihm einmal über den ganzen Körper. Dann
schubste sie ihn mit der Schnauze wieder Richtung Menschen, als wollte sie
sagen, einmal geduscht, hier habt ihr ihn zurück.
„Sag
mal, zittert er, weil ihm kalt ist oder weil er aufgeregt ist?“
„Gute
Frage. Beides ist möglich. Ich würde sagen, im Moment ist auch gerade beides
der Fall. So viele neue Menschen, Tiere, Drachen…“ Sie warf Maxi einen
bedeutungsvollen Blick zu. „Kalt ist es auch. Die kleinen Hunde haben nicht
umsonst manchmal diese zugegebenermaßen idiotisch aussehenden Mäntelchen an.
Tatsache ist, dass sie sich viel näher am kalten Boden befinden als die großen
mit ihren langen Beinen. Wenn du viel Zeit draußen verbringst, ist es
vielleicht nicht verkehrt, so eines einmal auszuprobieren.“
„O Gott.
Jetzt habe ich tatsächlich so einen Tussihund, bald inklusive Mäntelchen.“
„Psst,
du verletzt seine Gefühle.“
„Glaube
ich nicht. Sieh ihn dir doch nur an. Völlig damit beschäftigt, mit einem
pinkfarbenen Drachen fangen zu spielen. Apropos neue Menschen: Der Rest der
Bande kommt auch gleich. Ich sollte mich wohl mal ums Abendessen kümmern“,
meinte Miri mit einem bedauernden Blick auf die Rasselbande.
„Wir
leisten dir Gesellschaft und stehen für Handlangerdienste zur Verfügung.“
„Nepomuk
nehmen wir mit rein. Sonst friert er sich noch etwas ab. Reserven hat er
definitiv noch keine. Geht schon mal vor, ich hole noch die restlichen Dinge
aus dem Auto.“
Unternehmungslustig
folgte Nepomuk Sierra zum Auto. Nachdem sie ihn aus der furchterregenden
Mülltonne gefischt, gebadet und zum Tierarzt geschleppt hatte, schien er sie zu
seiner momentanen Bezugsperson auserkoren zu haben. Es tat ihr zwar leid, dass
er gleich nochmals einen Schock durchmachen musste, wenn sie heute Abend ohne
ihn heimfuhr und ihn in Miris Obhut zurück ließ. Aber lieber jetzt, bevor er
sich zu sehr an sie und sie sich an ihn gewöhnt hatte. Immerhin wusste sie,
dass er hier gut aufgehoben war.
Sie
strich ihm über den kleinen Kopf. „Du hast schon unbeirrt gute Laune. Komme was
wolle, einmal streicheln und die Welt ist wieder in Ordnung.“
Belustigt
über so viel Optimismus schüttelte sie den Kopf. Sie hörte, wie sich langsam
ein Auto über die Hofeinfahrt näherte. Sie zog die Tüte mit dem weichen
Hundebettchen aus dem Auto und richtete sich auf. Mit der freien Hand strich
sie sich die langen Haare aus dem Gesicht. Und stöhnte, als sie das Auto
erkannte. Natürlich. Simon. Ihr ‚bester Freund’. Ha, ha. Der es bestimmt nicht
lassen konnte, sich gleich über den Kleinen lustig zu machen. Der Herr
Schäferhundebesitzer.
„Nepomuk,
komm her. Sonst wirst du gleich überfahren.“
Wie der
Blitz sauste er zu ihren Füßen und setzte sich erwartungsvoll hin. Vor lauter
Aufregung und Vorfreude hing seine Zunge raus und rollte sich am Ende ein
bisschen nach oben. Natürlich wurde so viel Eifer mit einem Keks belohnt. Simon
hatte inzwischen geparkt und war ausgestiegen. Sierra wappnete sich für einen
dummen Spruch.
Stattdessen
grüßte er sie freundlich und meinte: „Der Winzling ist ja topmotiviert. Ist das
deiner?“
Völlig
perplex über diese unerwartete und durchwegs positive Aussage blieb Sierra der
Mund offen stehen. Hastig klappte sie ihn wieder zu, als sie es bemerkte.
Simon
blickte sie mit gerunzelter Stirn an. „Stimmt
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