Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
sie durch das Feuer. Es war so hoch, dass sie
mittendrin tatsächlich das Gefühl hatte, von den Flammen umzingelt zu sein. Der
Kontrast zwischen dem heißen Feuer und der kalten Winterluft ließen ihre Wangen
brennen. Euphorisch hüpfte sie auf der anderen Seite auf und ab. Sie hatte es
tatsächlich geschafft. So wie es aussah, hatte sie weder Haare noch Kleider
eingebüßt, befand sie nach einer kurzen, oberflächlichen Bestandsaufnahme.
Jetzt
war Kaja dran. Sie erhaschte via Maxi ein kurzes Aufblitzen der Gedanken ihrer
Freundin. Erfolg, Liebe, Abenteuer, Tim, Kinder. Kinder? Das wäre ja toll,
dachte sie. Ein Spielkamerad für ihren Wurm.
„Drachenkind“,
verbesserte sie die Drachin mit einem Seufzer.
Simon
war der nächste. Der war nicht so leicht zu lesen. Die Art und Weise, wie er
Sierra vor dem Sprung eindringlich anschaute, ließ vermuten, dass der Rotschopf
eine Rolle darin spielte. Sierra bemerkte nichts davon. Ganz in Gedanken
wartete sie darauf, an die Reihe zu kommen. Hier war es dank der drachenmäßigen
Unterstützung wieder einfacher, den Gedanken zu folgen. Wäre es zumindest
theoretisch gewesen, wenn diese Gedanken nicht ganz so chaotisch und emotional
gefärbt gewesen wären. Sie erhaschte einen Blick auf Dunkelheit. Stress. Die
Tiere. Hier war auch Freude zu spüren. Das Bedürfnis nach Frieden.
Miri
schwor, sich im neuen Jahr mehr um Sierra zu kümmern. Sie war immer so tough
nach außen. Dahinter sah es ganz anders aus. Sie fing Kajas besorgten Blick
auf. Offenbar hatte sie es auch mitbekommen. Sie nickte ihr unmerklich zu. Ihre
Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. Alle hatten sich um das Feuer herum
gruppiert, um die Wärme zu genießen.
Miri
wandte sich an die Runde. „So, nachdem wir es alle geschafft haben, sage ich
jetzt nur Prost, auf uns und ein erfolgreiches Neues Jahr.“ Alle hoben die
Gläser. Die anderen mit Glühwein, Miri mit ihrem Kinderpunsch.
Hinten
bei der Gartenhütte standen die beiden Drachen beisammen und stießen ihrerseits
mit dem Holunderschnaps an, den Miri vorsorglich bereitgestellt hatte. „Ganz
schön viel zu tun für uns. Meinst du nicht?“
Lance
seufzte. „Sieht ganz so aus. Ich dachte eigentlich, meine Arbeit hier sei mehr
oder weniger getan.“
Maxi
verschluckte sich an ihrem Schnaps. Lance klopfte ihr auf den Rücken.
„Das
reicht jetzt!“ Maxi hob ihre Pranke und signalisierte ihm, er solle stoppen.
„Ich
wollte nur helfen.“
„Klar,
danke“, antwortete sie sarkastisch. „Vielleicht versuchst du beim nächsten Mal,
mich nicht halb tot zu schlagen.“ Sie streckte sich. „Fertig hier? Du hast eher
einen guten Anfang geschafft, so wie ich das sehe.“
Er
seufzte noch einmal. „Sieht ganz danach aus.“ Er hob das Glas und prostete ihr
zu. „Auf ein erfolgreiches Drachenjahr!“
Maxi
lächelte ein rätselhaftes Lächeln und tat es ihm nach.
Kapitel 29
Weit entfernt von der
gemütlichen Runde, in einem dunklen Zimmer, herrschte eine ganz andere Stimmung.
Er nahm ein Bild nach dem anderen zur Hand und betrachtete es voller Hass.
Verschwunden war sie. Weg. In Luft aufgelöst. Wie nur Hexen das können. War ja
klar. Er musste sie unbedingt finden. Fixiert auf die kleinsten Einzelheiten
versuchte er einen Hinweis darauf zu finden, wohin sie gegangen war. Nachdem er
in der Wohnung nichts gefunden hatte, war er ausgerastet und hatte seiner Wut
freien Lauf gelassen. Unvorsichtig, unvorsichtig, schimpfte er vor sich hin.
Diese Schlampe hatte ihn dazu gebracht. Das war alles ihre Schuld. Vernichten
wollte er sie. Auslöschen.
Dazu
musst du sie erst einmal ausfindig machen, spottete eine Stimme in seinem Kopf.
Er drückte die Fäuste gegen die Augen, bis er nur noch Flecken sah. Jäh loderte
sein Zorn auf. Mit einer heftigen Bewegung fegte er die Fotos vom Tisch.
„Essen
ist fertig“, rief eine Stimme von unten.
Erschrocken
hielt er inne. Er hatte gar nicht bemerkt, wie viel Zeit vergangen war. Er
stand völlig im Bann dieser Hexe. Das würde sich ändern, sobald ihr Blut geflossen
war, schwor er sich. Hastig versuchte er im Dunkeln die Bilder alle
einzusammeln. Achtlos warf er sie auf den Tisch und verließ das Zimmer. Nach
einem letzten prüfenden Blick ins Zimmer verschloss er die Tür sorgfältig und
ging nach unten.
Auf dem
Randen wurde ausgelassen gefeiert. Nepomuk war der Star des Abends. Jeder
wollte ihn kennenlernen. Jeder außer Chili. Der hielt den Winzling definitiv
unter seiner Würde. Er wusste beim besten Willen
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