Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Partytrick.“
„Das
kannst du wohl laut sagen.“
Miri
musste sich zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Jetzt würden die beiden gleich
beginnen, sich den Kopf zu zerbrechen, welcher Trick für den Effekt
verantwortlich war. Männer.
Kaja
stellte sich vor das Feuer und schaute ihre Freunde an. „Dem Feuer wird seit
jeher eine reinigende, erneuernde Kraft zugeschrieben. Eine der bekanntesten
Geschichten ist sicher die des Phoenix’, der wiedergeboren aus der Asche
steigt. Soweit werden wir heute nicht gehen.“
„Uff, da
bin ich aber froh“, meinte Tim und wischte sich theatralisch den imaginären
Schweiß von der Stirn.
„Bei dem
Ritual geht es darum, sich von Altem, das nicht mehr zu uns gehört, zu
verabschieden und das Neue, das mit Veränderungen einhergeht, zu begrüßen. Der
Sprung über das Feuer symbolisiert unseren Mut und unsere Entschlossenheit, das
neue Jahr in diesem Sinne zu starten.“
Lance
suchte sich diesen Moment aus, um die Flammen hochlodern zu lassen.
„Täuscht
das, oder ist das kein normales Feuer?“ Fast schon misstrauisch beäugte Simon
das Feuer.
Sierra
amüsierte sich königlich über seinen Gesichtsausdruck.
„Jeder
soll sich jetzt einen Moment Zeit nehmen, über das vergangene Jahr
nachzudenken, was war, was bleibt und was sich verändern wird. Seid ihr
bereit?“
Zustimmendes
Gemurmel.
Gute
Frage, dachte Miri. Das Leben, so wie sie es kannte, würde sich nächstes Jahr
unweigerlich verändern, ob sie es wollte oder nicht. Sie wünschte sich Mut und
Gelassenheit, diesen Veränderungen eine positive Bedeutung abzugewinnen und das
Beste aus ihnen zu machen. Sie wollte sich freuen. Meistens gelang ihr das
bereits jetzt. Aber manchmal lähmte sie noch immer die Angst, nicht alles zu
schaffen. Und falls der Australier wieder auftauchen würde, wäre das auch ganz
nett, fand sie und lächelte in sich hinein. Sollte sich ihre Vermutung als
richtig erweisen, dann war sie jetzt mit ihrer Drachenschwester sogar verwandt.
Sie schmunzelte in sich hinein. Die Drohbriefe fielen ihr ein. Diese und ihr
Schreiber konnten gerne bleiben, wo der Pfeffer wächst oder gleich von dem
reinigenden Feuer verschluckt werden, beschloss sie. Ach ja, eine gute Hunde-
und Kinderhalterin wollte sie werden. Puh. Ganz schön viel, an das sie denken
musste.
„Fertig
mit Wünschen?“, wollte Maxi wissen. „Ich hoffe, du warst konkret genug. Du
weißt ja, wie das mit dem Wünschen ist.“
Bevor
Miri haken konnte, was sie mit diesem kryptischen Satz jetzt genau meinte,
schlich sich Adrian durch die Schatten der Winternacht heran. Er blieb
vorsichtig außerhalb des Lichtscheins, den das Feuer warf.
„Pst.“
„Was
denn, willst du auch durch das Feuer springen?“
„Ja, ja,
das mache ich, wenn ihr weg seid. Vergiss bei deinen Wünschen nicht, dass du
den Schatz finden musst.“
„Gut.
Ja. Kann ich machen“, antwortete sie und fügte in Gedanken den erfolgreichen
Ausgang der Schatzsuche für Adrian hinzu.
Maxi
verdrehte genervt die Augen. „Schatz hier, Schatz da. Hast du auch noch was
anderes im Kopf?“
Adrian
blickte sie kühl an. In seinem Blick lag nicht der gewohnte leichte Schalk,
sondern stahlharte Entschlossenheit. „Ich warte seit Jahrhunderten auf diese
Gelegenheit. Somit ist die Antwort nein. Meine Gedanken kreisen zurzeit
tatsächlich einzig und allein um das Finden des Schatzes. Vielleicht finde ich
dann endlich Ruhe.“
„Ruhe“,
schnaubte Maxi. Ihre Nasenlöcher glühten orangerot in der Dunkelheit. „Ruhe
wird überschätzt. Ich wäre nicht überrascht, wenn du dich nach zwei Minuten
Ruhe zu Tode langweilen würdest.“
„Nachdem
ich schon tot bin, ist das, denke ich, ein tragbares Risiko.“
Maxi gab
auf. Miri hatte die beiden schon länger ausgeblendet und bereitete sich auf den
Sprung vor. Maxi und Lance, fairerweise musste sie hinzufügen, auch Kaja hatten
ein ordentliches Feuer geschaffen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie überhaupt so
weit springen konnte, ohne in Flammen aufzugehen.
„Sag mal
Kaja, hast du beim Bau dieses Feuers auch an stummelbeinige Exemplare wie mich
gedacht?“
Die
lachte nur. „Das schaffst du doch mit Links.“
Das
würde sich gleich herausstellen, dachte Miri. Sie hoffte, ihr Vertrauen in Maxi
war gerechtfertigt. Sie baute darauf, dass die Drachin sie zur Not aus den Flammen
ziehen würde.
„Klar
doch. Und jetzt los!“
Stimmt.
Jetzt war sie an der Reihe. Sie holte tief Luft und nahm ihren ganzen Mut
zusammen. Mit Anlauf sprang
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