Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
auf dem Tisch bereit. Ganz bewusst stellte
sie erst allen anderen den Teller hin, bis sie ihm seinen brachte.
„Hallo
– ich bin Miri.“
Er
schaute nicht auf, sondern konzentrierte sich auf seinen Teller, während er ein
knappes „ich weiß“, herausbrachte.
Irritiert
fragte sie sich, ob sie ihm einfach die restliche Sauce über den Kopf leeren
sollte. Die anderen hatten ebenfalls ihre Gespräche unterbrochen. Das war
ausgesprochen unhöflich. Dieses Verhalten entsprach so gar nicht dem, wie sie
ihn sonst kannten.
Sierra,
die einen Wissensvorsprung hatte, kickte ihm unter dem Tisch gegen das
Schienbein.
„He!
Wofür war das denn?“
„Dafür,
dass du total unhöflich zu einer meiner besten Freundinnen bist“, antwortet sie
zuckersüß, während ihre Augen ihm unmissverständlich klar machten, dass er sich
zu benehmen hatte. Leider war er heute Abend immun gegen den strafenden
Schwesternblick, wie es schien. Im Gegenteil, es schien ihn eher anzustacheln.
Er
funkelte sie an. „Dann frag doch deine beste Freundin einmal, weshalb sie
herumschläft. Noch dazu schwanger. Auch wenn man es damals zugegebenermaßen
noch nicht gesehen hat. Er drehte sich zu Miri um und schaute sie das erste Mal
wieder direkt an. „Dein Body ist wirklich klasse, Schätzchen. Ich bin nur nicht
gerne Ersatzspieler.“
Miris
Teller, den sie in der Hand trug, fiel klirrend zu Boden. Sie wandte sich um
und rannte aus dem Raum. Maxi konnte sich nicht entscheiden, ob sie bleiben und
den jungen Mann erwürgen oder ihrem deutlich gestressten Schützling folgen
sollte. Als sie sah, dass Sierra ansetzte zu sprechen, eilte sie Miri nach.
„Mathias!“
Sierra konnte nicht glauben, wie sich ihr Bruder gerade aufführte.
Er
hob die Hand, wie um sich zu entschuldigen, fügte dann aber hinzu. „Aber ja,
ich vergaß. Es war ja nur ein One-Night-Stand. Dann ist natürlich alles in
Ordnung.“
In
diesem Moment kam Miri zurück ins Zimmer. Ihre Wangen waren gerötet. Ihre
dunkelblauen Augen blitzten. „Raus hier. Ich werde den Teufel tun und einfach
hier stehen und mich beschimpfen lassen von dir.“
Er
lehnte sich in seinem Stuhl zurück, die Lässigkeit in Person. „Bist du nicht
ein wenig voreilig? Im Grund bist du nur ein Gast hier.“
Sie
warf den beiden Frauen einen entschuldigenden Blick zu. Beide nickten
unmerklich. Sie lächelte ein gefährliches Lächeln. Jemand, der weniger gefangen
in seiner eigenen Frustration gewesen wäre, hätte die drohenden Vorzeichen
ernster genommen. „Hier irrst du dich. Ich wohne hier. Und dank deiner tollen
Arbeit ab morgen im Pächterhäuschen. Vielen Dank. Und jetzt verlass auf der
Stelle dieses Haus. Mit jemandem, der voreilig falsche Schlüsse zieht und dann
auch noch entsprechend reagiert, ohne auch nur ansatzweise zu versuchen, meine
Seite der Geschichte zu hören, hat hier nichts zu suchen.“
Er
wollte etwas Sarkastisches einwenden, aber Miri ließ ihm keine Chance.
„Kein
Interesse. Fast mein ganzes Leben lang habe ich alles geschluckt, was mir an
den Kopf geworfen wurde. Bis vor kurzem war das mein Modus Operandi. Aber stell
dir vor: das passiert nicht mehr. Nie mehr! Dafür bin ich mir definitiv zu
schade.“
Ihr
ausgestreckter Arm, der zur Tür zeigte, war unmissverständlich. Überwältigt
blickte er hilfesuchend zu den anderen. Tim hatte sich hinter seinem Laptop
vergraben. Er wollte auf keinen Fall, mit hinein gezogen werden. Von da war
keine Hilfe zu erwarten. So viel war klar. Die beiden anderen sahen ihn
enttäuscht an und schüttelten den Kopf.
„So
ist das also? Ihr vertraut diesem Bimbo, den ihr erst gerade kennen gelernt
habt und mir nicht?“ Er stieß sich so heftig vom Tisch ab, dass der Stuhl
umfiel, als er aufstand. Wütend, verletzt und enttäuscht stürmte er aus dem
Haus. Eine unangenehme Stille senkte sich über den Raum.
„Das
war... interessant“, konstatierte Kaja.
Tim
hatte seine Spaghetti aufgegessen und flüchtete ins Wohnzimmer.
Maxi
tätschelte Miris Schulter. „Toll gemacht, Kleines. Ich bin stolz auf dich.“
Die
schniefte. „Ich bin auch stolz auf mich. Aber mindestens ebenso traurig.“
Mitfühlend
nahm Kaja sie in den Arm.
„Das
hat ja toll geklappt“, murmelte Sierra.
Aufmerksam
sahen die beiden anderen sie an. „Weißt du mehr darüber?“
„Wie
man’s nimmt.“ Sie suchte nach Worten. „An Silvester kam er vorbei. Gleich
nachdem du ins Bett gegangen bist. Oder zumindest hoch in dein Zimmer. Er
wollte nur kurz hallo sagen. Als er
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