Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
sich das nicht auf Geister.“
„Sei
froh. Schon als Kind war Miri immer mit Geistern befreundet.“
Bei
Maxis Worten kehrte die Erinnerung, die sich vorher so flüchtig gestaltet
hatte, auf einen Schlag zurück. Wie sie mit Leuten gesprochen hatte, die
offenbar niemand außer ihr sah. Wie bei ihrem Drachen hatten ihre Mutter und
ihr Vater (gut, der wusste es tatsächlich nicht besser, er konnte den Drachen
ja nicht sehen,) einfach so getan, als spräche sie von imaginären Freunden. Bis
sie das irgendwann selbst geglaubt hatte. Da hatte das Phänomen dann plötzlich
aufgehört. „Stimmt. Das war es. Deshalb kam mir das Prickeln im Nacken auch so
bekannt vor.“ Sie wandte sich an Maxi. „Du wusstest also im Prinzip schon vor
Betreten des Hauses, was uns erwarten würde. Hättest auch was sagen können.“
„Ich
habe mich an die Hoffnung geklammert, ich würde mich irren. Da hätte ich mich
ausnahmsweise für einmal gerne geirrt“, brummte diese.
Miri
schaute sie prüfend an. „Sagtest du nicht, der Geist sei an das Haus gebunden?“
„Ja,
wieso?“
„Ich
bin mir ziemlich sicher, dass er vor zehn Tagen, als wir uns alle hier bei dir
getroffen hatten, hier war. Ich wurde dann aber abgelenkt.“ Sie wurde verlegen,
als sie an das eskalierte Streitgespräch vom letzten Mal dachte. „Das würde
aber heißen, dass er sich sehr wohl vom Haus entfernen kann.“
„Ich
würde mich nicht zu früh freuen. Vielleicht ist er nicht spezifisch ans
Pächterhäuschen gebunden, aber bestimmt an den Hof und dessen Grenze.“
„Na
ja, vielleicht kann ich ihn ja überreden, in Kajas Atelier umzuziehen.“
„He!“
Kaja warf eine zerknüllte Serviette in Miris Richtung.
„Ich
sehe schon, du bist nicht begeistert von meiner Idee“, grinste sie. „Wenigstens
muss ich nicht befürchten, dass mich demnächst zusätzlich zu einem Drachen auch
noch ein Geist beim Einkaufen begleitet“, überlegte sie laut. Kaja schüttelte
ungläubig den Kopf. Irgendwie konnte sie sich nur schwer an den Gedanken
gewöhnen, einen Hausgeist zu haben. Die Vorstellung fühlte sich sehr fremd und
sehr vage an.
„Weißt
du was, ich rufe ihn. Vielleicht kommt er ja und ich kann ihn dir vorstellen.“
Maxi
verdrehte die Augen. „Bitte nicht. Ich habe mich eben gefreut, ihn endlich los
zu sein für den Rest des Abends.“
Auch
Kaja wirkte nicht gerade begeistert von der Idee. „Also, ehrlich gesagt, ich
habe keine Eile. Von mir aus kann er weiterhin unauffällig im Pächterhäuschen
wohnen.“
Miri
schnaubte. „Ihr seid mir vielleicht zwei Memmen. Fürchtet euch vor einem Geist!
Wenn ihr ihn unbedingt loshaben wollt, sollten wir besser rausfinden, was ihn
an diesen Ort hier bindet.“
„Wo
sie recht hat, hat sie recht“, gab Maxi widerwillig zu. „Bis auf den Teil mit
dem Fürchten natürlich“, beeilte sie sich, hinzuzufügen.
„Meinst
du?“ Zweifelnd blickte Kaja die beiden an. „Ich bin sicher, dass kann noch ein
Weilchen warten. Schließlich kommt es bei ein paar hundert Jahren warten auf
ein paar mehr oder weniger auch nicht an. Ich denke, wir haben dringendere
Dinge zu planen.“
„Ja,
das stimmt“, lenkte Miri ein. „Es bietet sich nur so ideal an als Ablenkung.“
Sie rümpfte ihre Stupsnase.
„Kann
ich verstehen. Aber ich brauche einen Moment, bis ich mich an den Gedanken
eines Hausgeistes gewöhnt habe. Da kommt mir die Ablenkung in Form von einer
Neugestaltung deines Lebens gerade recht.“ Sie grinste verschmitzt.
„Ja,
ja“, antwortete Miri gutmütig. „Ich bin froh, dass das Chaos in meinem Leben
wenigstens zu etwas nütze ist.“ Sie tätschelte ihren Bauch. „Hast du eine
Frauenärztin hier in der Region?“, wollte sie wissen.
„Nein,
leider nicht. Aber Sierra hat mir den Namen von ihrer aufgeschrieben, falls du
da mal anrufen willst.“
„Gut,
das mache ich gleich morgen. Die Erlebnisse heute haben mich doch sehr
erschreckt. Ich möchte gerne sicher gehen, dass es dem Wurm...“, sie fing Maxis
tadelnden Blick auf, „... pardon, dem Drachenkind, an nichts fehlt.“
Kaja
lächelte sie versonnen an. Oder besser, ihren Bauch. „Schön, dass du dich
entschieden hast. Jetzt kann ich mich endlich freuen. Und mir das alles aus
unmittelbarer Nähe ansehen und testen.“
Verständnislos
schaute Miri sie an. „Ansehen und testen? Was willst du denn ansehen und
testen?“
„Na,
schwanger sein, Kind kriegen, Kind aufziehen… Das sind alles große Mysterien
für mich. Während ich mir theoretisch
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