Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
hinauf. O-o. Da war offenbar jemand schlecht
gelaunt. Darum würde sie sich später kümmern müssen. Sie konzentrierte sich
wieder auf ihre Wohnungsbesichtigung. Die Treppe endete auf einem kleinen
Treppenabsatz, von dem ein schmaler Gang abzweigte. Links und rechts befanden
sich Türen. Links zwei und rechts eine. Chili strampelte und wollte hinunter
gelassen werden. Seine Strategie schien, den Geist komplett zu ignorieren. Den
ersten Schock hatte er offensichtlich überwunden. Vorwitzig rannte er an den
anderen vorbei, um die verschiedenen Zimmer zu erkunden und auf ihre
Mäusepopulation zu erkunden. Nahm man seine zuckende Schwanzspitze als Maßstab,
waren die vorhandenen Gerüche zumindest vielversprechend.
Adrian
hatte sich wieder gefangen und kommentierte die Räume wie ein professioneller
Immobilienmakler. „Hier die Eltern-Suite, romantische Dachschrägen, fünfzehn
Quadratmeter, mit schönem Holzboden, doppeltverglastem Mansardenfenstern. Bett
ist schon vorhanden. Die Farbe an den Wänden sorgt für sofortige gute Laune
beim Aufstehen.“ Miri grinste über die Beschreibung. Der Holzboden war zwar
sicher schön, aber erst nach einer gründlichen Reinigung mit Seife und Wasser.
Die Begegnung mit einer Schleifmaschine würde sicher auch nicht schaden. Die
Doppelverglasung entpuppte sich bei genauerer Überprüfung als alte Innen- und
Außenfenster. Am unteren Rand war deutlich ein kühler Luftzug zu spüren. Sie
schaute sich das Bett an. Ein teilweise angerosteter, windschiefer Rahmen stand
wacklig im Raum. Die Matratze hatte schon bessere Tage gesehen. So wie Chili
dieser seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmete, schien sich irgendwann eine
ganze Mäusefamilie eingenistet zu haben. Das eindrücklichste waren die Wände.
Selbst in dem gedämpften Licht von Maxis Lichtball war ein knalliges Rosa zu
erkennen. Soll ja beruhigend wirken, murmelte sie zu niemand bestimmtem. Alles
in Allem keine unüberwindbaren Hindernisse. „Bist du dir bei den Größenangaben
sicher?“
„Keine
Ahnung“, gab Adrian trocken zurück. Durch eine quietschende Verbindungstür
gelangten sie in den Raum nebenan. Das Badezimmer. Immerhin besaß es sanitäre
Installationen, die aus dem zwanzigsten Jahrhundert stammten. Topmodern da
Retro, in Adrians Worten.
„Retro?
Na ja, so kann man es mit sehr viel Goodwill wohl auch nennen“, meinte Miri
zweifelnd. Am Boden lag ein zerschlissener Vinyl-Bodenbelag in der schönen
Farbe braun. Die Wände zierten olivgrüne Fließen. Unter die Dachschräge war
eine winzige Sitzbadewanne gequetscht.
„Die
Sitzbadewanne ist sehr praktisch und, wer hätte das gedacht in so einem alten
Haus, auch energiesparend“, kommentierte der Geist.
„Ich
will auch dringend Energie sparen, wenn ich vier Mal im Jahr ein heißes Bad
nehme“, murmelte Miri. Das Badezimmer war das erste, was sie ein wenig
abschreckte. Die Toilette, die deutlich älter als der Rest der Installationen
zu sein schien, klemmte zwischen Bad und Waschbecken. Adrian, der merkte, dass
er mit dem Badezimmer nicht punkten konnte, führte sie schnell über den Flur
ins letzte Zimmer. Dieses war ungefähr gleich groß wie das andere. Der Boden
und die Fenster waren identisch. Von den Wänden hing eine uralte Tapete in
Streifen herab. Bis auf ein paar alte Zeitungen, die auf dem Boden herum lagen,
war das Zimmer leer. Schräg links vom Zimmereingang befand sich eine weitere
Tür. Miri runzelte die Stirn. „Führt diese Tür auch ins Badezimmer?“
„Nein,
nein. Das ist ein Ankleidezimmer. Bitte sehr.“ Er öffnete sie.
Erstaunt
steckte Miri den Kopf durch die Tür. Das hätte sie in so einem kleinen
Bauernhaus nicht erwartet. Regale aus wurmstichigem Holz säumten die Wände. Hm.
Eigentlich brauchte sie kein Ankleidezimmer. Aber vielleicht ließ sich der Raum
nutzen, um das Badezimmer zu vergrößern. Angrenzend war er zumindest. Sie
beschloss, Kaja darauf anzusprechen. Wenn sie die Küche und das Wohnzimmer mehr
oder weniger in Eigenregie wieder bewohnbar machte, blieb vielleicht genug Geld
übrig, dass es für ein neues Badezimmer reichte.
„Haben
die Damen genug gesehen?“
„Ich
schon. Und du, Maxi?“
„Wie
wenn das eine Rolle spielen würde, was ich gesehen habe.“ Die Drachin war immer
noch nicht glücklich über Miris Entscheidung. Sie hatte sich schon gefreut, als
sie gesehen hatte, in welch schlechtem Zustand das Badezimmer war. Aber natürlich
hatte ihr Schützling bereits eine Idee, wie sie Abhilfe schaffen
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