Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
schon vorstellen könnte, eine Familie zu
gründen, hätte ich viel zu viel Angst vor dem großen Unbekannten, um mich
tatsächlich dafür zu entscheiden. So gesehen hast du Glück gehabt. Dir wurde
diese Entscheidung abgenommen.“
„Glück
gehabt! Du bist gut. Das ist für mich nicht weniger ein Mysterium als für
dich!“
„Schon“,
antwortete Kaja ungerührt. „Aber da musst du jetzt durch. Und ich darf
faszinierter Beobachter sein. Und quasi aus der ersten Reihe alles miterleben.“
„Na
warte. Wenn ich dir dann drei Nächte hintereinander ein brüllendes Drachenkind
vorbeibringe, weil ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehe, sprechen wir
nochmals darüber, wie sehr du dich über das unmittelbare Miterleben freust!“
„Ach,
das schaffen wir schon. Tim ist ja auch noch da.“
„Apropos
Tim, weiß der schon von seinem Glück?“
„Nein.
Die nächsten paar Tage ist er irgendwo in der Pampa und versucht unsichtbare
Leoparden aufzuspüren, die nicht gefunden werden wollen. Und so dringende
Neuigkeiten sind es ja nicht. Wer weiß, bis er zurückkommt, wohnst du
vielleicht schon drüben. In deiner Geister-WG.“
„Ha
ha. Aber ja, ich hoffe auch, dass sich die Instandsetzung rasch realisieren
lässt. Zum Umbau hatte ich auch schon ein paar Ideen. Ich zeichne sie dir auf.“
Sie holte aus ihrer Tasche einen Bleistift und einen Block und fing an, die
Grundrisse des Häuschens zu skizzieren. Kaja stand in der Zwischenzeit auf und
räumte den Tisch ab. Miri schaute kurz auf. „Übrigens, danke für das
Abendessen. Es war lecker, wie immer bei dir. Morgen übernehme ich das Kochen
am Abend.“
Kaja
griff nach der Pfeffermühle und der Crème fraîche. „Gern geschehen. Ich freue
mich auch, wenn ich nicht immer kochen muss. Wir können morgen zusammen zum
Einkaufen fahren.“
Zorro,
der nach wie vor unter dem Tisch lag, wachte auf. Er schnupperte in die Luft.
Die Katze war wieder da. Er stand auf und streckte sich. Vielleicht konnte man
den ein bisschen durchs Wohnzimmer jagen?
Leider
hatte Kaja mitbekommen, was ihr Hund im Schilde führte. „Chili ist bei uns zu
Besuch. Also sei freundlich und lass ihn in Ruhe.“ Der Hund ließ ertappt die
Ohren hängen. „Begrüßen darfst du ihn schon“, besänftigte ihn sein Frauchen,
die ihn weiter beobachtet hatte.
Er
stellte seine Ohren wieder auf und näherte sich vorsichtig dem Kachelofen, wo
es sich der riesige, rot-weiße Kater auf der Bank bequem gemacht hatte. Chili
blinzelte ihn aus einem Auge an. Zorro wedelte. Chili fauchte. Der Hund bellte
ihn an. Chili hob die Pfote und versetzte ihm einen Schlag auf die Nase. Worauf
sich Zorro mit einem Fiepen beleidigt unter den Tisch verzog.
„Kinder,
Kinder“, schimpfte die Drachin, die sich insgeheim königlich amüsierte und sich
über die Abwechslung freute.
„Weichei“,
beschwerte sich der Kater. „Das war ja ohne Krallen.“
„War
es nicht. Ich hätte ein Auge verlieren können“, jammerte der sonst so freche
Husky-Schäfer-Mix. Vor Chili hatte er schon immer einen Heidenrespekt gehabt.
Er hatte sich eingebildet, das Kräfteverhältnis sei hier anders, nachdem das
hier sein Revier war. Offenbar hatte er falsch gedacht. „Es ist einfach nicht
normal für eine Katze, so groß zu sein“, grummelte er vor sich hin.
Chili,
der das gehört hatte, stand auf und streckte sich demonstrativ. Natürlich waren
die Krallen an allen vier Pfoten ausgefahren und der Schwanz gerade in die Luft
gestreckt, um möglichst groß zu wirken. Er drehte sich dreimal um die eigene
Achse und rollte sich wieder auf seinem Kissen zusammen. Ein Bild purer
Unschuld. Maxi verkniff sich ein Grinsen. Zorro übte sich darin, die Katze zu
ignorieren.
„So,
fertig aufgeräumt. Zeig mal her.“ Kaja setzte sich wieder an den Tisch und
griff nach Miris Entwürfen.
„Schau
es dir mal an. Ich habe mich bemüht, alles so verständlich wie möglich zu
beschriften.“ Sie stand auf und streckte den Rücken durch. „Ich mache mir einen
Tee, willst du auch einen?“
„Ja
gerne“, antwortete sie abwesend, bereits in die detaillierten Skizzen vertieft.
Typisch Miri. Alles wurde gleich zum Kunstwerk. „Wenn der Umbau fertig ist,
kannst du diese Zeichnungen rahmen und aufhängen.“
„Richtig.
Meine großen Kunstwerke.“
„Ich
mein das ernst. Irgendwo in der Nähe des Eingangs, so dass man nachvollziehen
kann, wie es vorher war und was gemacht wurde. Wie ein Stück Geschichte.“
Miri
kam mit einer Kanne Tee und zwei Tassen
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