Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
das endgültige Urteil noch aus. Doch nachdem Mathias gemeint hat, das
‚Projekt Pächterhäuschen’ sei machbar, hatte sie die Hoffnung, dass die Risse
mehrheitlich oberflächlich waren. Ihr Nacken prickelte. Suchend blickte sie
sich um.
„Hier
oben.“
Sie
legte den Kopf in den Nacken und blinzelte gegen die Morgensonne an. Auf dem
kleinen Vordach über dem Eingang saß Adrian und ließ lässig die Beine baumeln.
„Guten Morgen. Wie ich sehe, widerlegst du gerade eine altbekannte Regel?“
„Welche
denn?“
„Na,
dass ihr nur zur Geisterstunde rumgeistert.“
Er
lachte. Es war ein angenehm tiefes Lachen.
„Das
amüsiert dich wohl.“
„Ja,
schon. Wozu sollte denn das gut sein?“
„Hm.
Vermutlich, um uns ängstliche Sterbliche zu beruhigen. Das gibt uns immerhin
dreiundzwanzig Stunden am Tag Zeit, uns zu entspannen.“
Das
schien den Geist noch mehr zu amüsieren.
Belustigt
schüttelte Miri den Kopf. „Du hast zu deiner Zeit bestimmt eine Menge Herzen
gebrochen.“
Wie
auf Knopfdruck erlosch das Lachen in Adrians Gesicht. Im nächsten Moment war er
verschwunden. Sofort hörten auch ihre Nervenenden auf verrückt zu spielen. Ein
sicheres Zeichen dafür, dass er sich tatsächlich verzogen hatte. Wohin auch
immer, dachte sie bei sich. Sie zuckte mit den Schultern. Sie hatte jetzt
wirklich keine Zeit, sich zusätzlich auch noch um schwierige Geister zu kümmern
und deren Beweggründe für seltsames Verhalten zu ergründen. Schwierige Drachen
und ein arbeitsintensives Zuhause waren für den Moment genügend Aufgaben. Zum
Glück ließ sich der Wurm noch Zeit. Momentan war sie froh um jede Woche, wo sie
noch Dinge alleine erledigen konnte. Geistesabwesend strich sie sich über den
Bauch.
„Drachenkind,
nicht Wurm“, rügte Maxi telepathisch.
„Ja,
ja, schon klar. Bereit zum großen Reinigungsevent? Wir wollen doch dem
Drachenkind ein schönes und sauberes Zuhause bieten.“
Die
Drachin schnaubte. „Ein ambitioniertes Ziel für eine Putzaktion. Niederbrennen
und neu bauen wäre sinnvoller!“
„Wir
haben heute aber gute Laune“, stellte Miri fest. Mit einigem Körpereinsatz
schloss sie die Haustür auf. Dann hatte sie es geschafft. „Möchtest du darüber
reden?“
Statt
einer Antwort schnaubte ihre Begleiterin nur noch einmal. Diesmal begleitet von
ein paar dunkelgrauen Rauchwölkchen. Sie schnappte sich die Putzutensilien und
verschwand im Inneren des kleinen Hauses.
„Offensichtlich
nicht“, stellte Miri fest.
Ihrer
guten Laune konnte das allerdings nichts anhaben. Der Drache würde sich schon
wieder beruhigen. In der Zwischenzeit war viel zu tun. Im Inneren des Hauses
angelangt beschloss sie, als erstes die verbleibenden Fenster zu putzen. Und
den Urwald vor diesen zu roden. Dann würde sie vielleicht auch tatsächlich
etwas sehen. Trotz des Dämmerlichts, welches noch verstärkt wurde durch die
geschwärzten Wände, sah sie auf dem wurmstichigen Tisch etwas stehen. Ein altes
Radio. Daneben lagen ein Zettel und ein Bleistift. Sie bemühte sich, den Text
zu entziffern.
„Hallo
Unbekannte. Ich soll für dich das Haus in Stand setzen. Schreib mir doch kurz
auf, was deine Prioritäten sind. Falls wir uns das nächste Mal wieder verpassen
sollten, weiß ich, womit ich anfangen kann. Ach ja, ich höre gerne Musik beim
Arbeiten. Falls es dir auch so geht, kannst du das Gerät gerne mitbenutzen.
Strom funktioniert. Bis bald.“
Unterschrieben
hatte er mit einem schwungvollen M. Irgendetwas irritierte Miri an diesem
Brief. Was idiotisch war, denn das war ein perfekter und freundlicher
Willkommensgruß, den sie so gar nicht erwartet hatte. Auf der unteren Hälfte
des Papiers war noch Platz. Sie nahm den Stift zur Hand und kaute einen Moment
unschlüssig darauf rum. Was waren denn ihre Prioritäten. Hm.
„Hallo
Bruder von Sierra. Ja, ich weiß schon, dass du Mathias heißt. Aber solange ich
dich nicht persönlich kenne, bleibst du für mich in erster Linie Sierras Bruder
;-). Auf jeden Fall vielen Dank für das nette Schreiben. Meine Prioritäten?
Küche – damit ich anschließend die Wände streichen kann. Muss nichts
wahnsinniges sein, aber vielleicht ein moderner Spülstein, vielleicht ein
Gasherd? Kühlschrank? Das alte Buffet möchte ich gerne behalten und
restaurieren.“
Da
sie mit Worten nicht so gut umgehen konnte, zeichnete sie eine kleine Skizze
darunter, die einfache Küchenelemente, wie sie auch günstig zu finden waren.
Sie wollte das Häuschen ja nicht vergolden. Nur
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