Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
wohnlich sollte es sein. Und
möglichst auch praktisch.
„2.
Das Bad im oberen Stock. Ich glaube, Kaja hat mit dir schon darüber gesprochen.
Bei Fragen bitte melden.“
Auch
hier fügte sie eine Zeichnung hinzu. Sie skizzierte grob den Grundriss des
oberen Stockwerks und deutete mit klaren Strichen die gedachte Vergrößerung an.
„3.
Fenster. Von mir aus erst mal diejenigen, welche tatsächlich kaputt sind. ich
kann mit den alten intakten Fenstern gut leben. Ach ja, ich hoffe, du sagst
mir, die Risse in der Außenwand sind nur ein kosmetisches Problem?
Dann
wären Punkt 4: die Böden. Darum kann ich mich aber selber kümmern. Falls du
weißt, wo ich eine Schleifmaschine leihen kann, lass es mich wissen. Die Wände
mache ich auch selber. Danke für deine Hilfe, hoffentlich bis bald. Auch M.“
Sie
musste grinsen. War das jetzt zu kindisch? Egal. Sie war in bester Stimmung und
die würde sie sich jetzt nicht verderben, indem sie ihr Antwortschreiben
zensierte. Sie riss den oberen Teil mit seinem Text ab und steckte diesen in
ihre Hosentasche. Ihre Antwort platzierte sie sorgfältig unter dem Radio. Sie
steckte den Stecker in die Steckdose und stellte das Gerät ein. Radio Top.
Aktuell spielte der momentan unvermeidbare Song Count on me von Bruno
Mars . Hitparade. Damit konnte sie leben. So, jetzt konnte die Putzerei
eigentlich losgehen. Wo war denn eigentlich Maxi abgeblieben?
„Hier
bin ich. Aber du warst gerade sehr damit beschäftigt unbekannten Männern Briefe
zu schreiben.“ Die Drachin hatte sich neben der mittelalterlich anmutenden
Spüle platziert.
„Wenigstens
werfe ich dabei nicht mit Feuerbällen um mich“, konnte sich Miri nicht verkneifen.
„Wollten
wir nicht putzen?“
„Also
gut. Dann wird erst geputzt. Aber glaub bloß nicht, dass du damit vom Haken
bist. Ich will die ganze Geschichte hören.“
Wie
erwartet wurde die Spitze ignoriert. Fast schon übereifrig schnappt sich Maxi
einen Lappen und begann enthusiastisch eines der Fenster zu bearbeiten. Miri
schaute sich das eine halbe Minute lang an und seufzte dann. „Viel Erfahrung im
Putzen hast du wohl nicht gerade?“
„Wieso?
Stimmt was nicht?“
„Na
ja, mit einem trockenen Putzlappen wirst du bei diesem Jahrhundertdreck nicht
weit kommen.“
Eingeschnappt
ließ sie den Lappen fallen und verschränkte die Arme. „Was soll ich dann
machen, Miss Reinigung?“
„Hui,
da ist jemand empfindlich. Entweder du lässt dich von mir einführen in die hohe
Kunst des Fensterputzens oder du schnappst dir den Besen und fegst erst mal den
groben Dreck zur Tür hinaus.“
Misstrauisch
beäugte der Drache den Besen. „Was macht denn mehr Spaß?“
„Spaß?
Für mich fällt keines der beiden Dinge wirklich in die Spaßkategorie. Aber
versuche es hiermit.“ Sie hielt ihrer geflügelten Freundin eine Sprühflasche
mit Fensterputzmittel sowie eine Rolle Küchenpapier hin. „Auf die Scheibe
sprühen und wieder wegwischen.“
„Ich
soll also erst noch mehr Dreck machen?“ Zweifelnd betrachtete sie die Flasche
in ihrer Pranke und drehte sie zu sich hin. Miri beeilte sich, sie wieder weg
zu drehen.
„Aufpassen.
Wenn du hier drückst, spritzt es hier raus. Sprich, dir ins Gesicht, wenn du es
verkehrt herum hältst.“ Sie demonstrierte das Gesagte mit einem einzelnen
Sprühstoß. Fasziniert beobachtete die Drachin die feinen Tropfen, die durch die
Luft schwebten.
„Das
nenne ich mal ein Drachenputzmittel. Das Ding speit ja, na ja, nicht Feuer,
aber so ähnlich.“ Mit neuem Elan machte sie sich ans Werk.
Miri
füllte ihren Eimer mit Seifenlauge und machte sich an die Fenster- und
Türrahmen. Nachdem eine halbe Stunde verstrichen war, startete sie einen neuen
Versuch, hinter das Geheimnis zu kommen, welches die gemeinsame Geschichte
zwischen Lance und Maxi offensichtlich umgab. „Woher kennst du Lance
eigentlich?“, fragte sie so beiläufig wie möglich, während sie das schmutzige
Wasser durch sauberes ersetzte.
„Wir
kennen uns gar nicht.“
„Richtig.
Und ich bin gar nicht schwanger.“ Sie setzte ihren strengsten Blick auf. Die
Drachin hingegen bearbeitete ihr Fenster mit höchster Konzentration und
ignorierte sie komplett. „Jetzt spuck es schon aus. Sonst nehme ich dir das
Zauber-Drachen-Putzmittel wieder weg!“
„Ich
hatte ihn mal getroffen. Auf der – was ist das entsprechende Wort bei euch?
Universität?“
„Und
weiter?“
„Nichts
weiter. Das ist alles.“
„Dann
war er also dein Lehrer?“
„Mein
Lehrer?
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