Das Drachenkind (Die Drachenschwestern Trilogie) (German Edition)
Wie kommst du denn auf diese absurde Idee?“
„Erstens
ist er älter als du. Das hat Lance einmal erwähnt. Zweitens, wenn du ihn nur
getroffen hast und das alles ist, wie du eben gesagt hast“, sie zeichnete
überdeutlich Anführungszeichen, während sie Maxis Aussage wiederholte, „muss er
dein Lehrer gewesen sein, um dich so zu verärgern, dass du Jahre danach den
spontanen Impuls verspürst, mit brennenden Bäumen um dich zu werfen.“ Keine
Antwort. „Soll ich raten?“
Die
Drachin zuckte mit den Schultern. „Wie es dir beliebt.“
Miri
rollte die Augen hinter ihrem Rücken. Sie schleppte den frischgefüllten Eimer
zum nächsten Fenster. „Er war der große Weiberheld. Du hast dich in ihn
verliebt. Wie sämtliche andere aus deinem Jahrgang. Er hat mit dir geflirtet.
Wie mit sämtlichen anderen deines Jahrgangs oder der ganzen Uni“, fügte sie
hinzu, in Gedanken an Lance und seine Großspurigkeit. „Während du erst gedacht
hast, du seist die einzige.“
Maxi
zuckte zusammen.
„Ha!
Erinnere mich bloß daran, nie auf deine schlechte Seite zu kommen. Du kannst
ziemlich nachtragend sein.“
Endlich
drehte sie sich um, wenn auch nur, um ihren Schützling böse anzustarren.
„Schau
mich nicht so an. Ich bin nicht der Bösewicht hier.“
„Das
nicht. Aber du scheinst es auch nicht allzu schlimm zu finden. Dieses
abscheuliche Verhalten.“
„Ganz
ehrlich? Das ist doch alles lange her. Sei doch ein wenig nachsichtig. Mit ihm
wie auch mit dir. Du warst jung und leicht zu beeindrucken. Und er war jung und
leicht größenwahnsinnig. Beides normal für das Alter und die Umstände. Jetzt
ist die Situation doch ganz anders.“
„Inwiefern
anders?“
„Du
bist älter und weiser, sicher auch schöner als damals. Während er vermutlich
nicht viel dazu gelernt hat. Zumindest was den Umgang mit Frauen betrifft.“
„Wie
kommst du denn zu diesem Schluss?“
„Ich
habe ihn auch ein wenig kennengelernt im letzten Jahr. Er ist ein
unverbesserlicher Charmeur. Und wenn männliche Drachen nur ein bisschen etwas
mit Männern gemeinsam haben, ist es eine ziemlich sichere Wette, dass er der
Meinung ist, die alten Tricks würden immer noch funktionieren. Das könnte sogar
ziemlich lustig werden, ihn ein wenig zu ärgern und ihm seine eigene Medizin zu
verabreichen.“
„Meinst
du?“
„Na
klar. Das geht sogar ohne Feuerwerk.“ Sie beschloss, es erst mal gut sein zu
lassen und vertraute darauf, dass Maxi früher oder später schon noch mit den
Details herausrücken würde.
Kapitel 18
Miri steckte
ihren Kopf ins Atelier. „Stören wir?“
Kaja
blickte von ihrer Arbeit auf. „Nein, nein. Kommt ruhig rein. Als sie Maxis
Zögern bemerkte, fügte sie hinzu: „Lance ist noch nicht wieder aufgetaucht,
falls es das ist, was dir Sorgen macht.“
„Ich?
Ich mach mir doch keine Sorgen“, plusterte sich die Drachin auf. Wie bei einem
Hund, dem sich das Fell sträubte, schien eine Welle durch ihre Schuppen zu
laufen und brachte diese zum schimmern. Die beiden Freundinnen sahen sich
vielsagend an.
„Seid
ihr schon fertig mit dem Großreinmachen?“
„Eher
fertig mit den Nerven.“ Miri setzte sich auf eine Ecke des großen
Arbeitstisches und streckte ihren Rücken durch.
„Pah.
Du vielleicht“, meinte Maxi großspurig. „Ich bin jetzt ja Fensterputzspezialistin.
Wer hätte gedacht, dass das so viel Spaß macht“, fügte sie hinzu.
„Ich
habe sie mit der wunderbaren Erfindung von Fensterputz-Spray bekannt gemacht.“
„Kanntest
du das nicht?“, wandte sich Kaja verwundert an Maxi.
„Um
den Hausputz musste ich mich nie kümmern. Wir Drachen hatten bis vor kurzem
unsere…“
„…Jungfrauen“,
vervollständigten die beiden Frauen den Satz im Chor. Sie schauten sich an und
mussten lachen. „Zwei Idioten, ein Gedanke.“
„Scheint
so. Ich habe und bin keine Jungfrau, so viel ist inzwischen wohl klar. Dafür
habe ich einen Drachen.“ Miri grinste triumphierend.
„Den
hab ich zwar auch. Allerdings offensichtlich nicht zum Putzen. Aber habt ihr
was geschafft?“
„Das
schon. Die noch intakten Fenster sind jetzt geputzt. Den wilden Wein und das
Efeu habe ich zurückgeschnitten.“
Maxi
hüstelte.
„Was
hast du denn?“
„Sie
spielt wohl auf die Brandrodung an, die sie betrieben hat.“
„Brandrodung?
Du meinst abgesehen von dem armen Apfelbaum mussten noch weitere Pflanzen dran
glauben?“
Miri
warf der Drachin einen finsteren Blick zu. „Siehst du? Ich habe dir doch
gesagt, dass das
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