Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Haus des Magiers war. Er rappelte sich auf.
»Cay, nicht!«
Zu spät versuchte Lahryn ihn zurückzuhalten. Cay war noch zu nahe am Zaun. Als er sich erhob, stieß die Spitze seiner Schwertscheide durch das magische Feld. Erschrocken sprang Cay einen Schritt nach vorn. Zuerst geschah nichts. Die drei waren wie versteinert und starrten zu dem nächtlichen Haus hinüber.
»Das ging gerade noch mal gut«, seufzte der Zwerg, doch seine letzten Worte gingen bereits in einem ohrenbetäubenden Klingen und Brausen unter, das von der Spitze der Kuppel zu kommen schien. Das Gelände um das Haus war plötzlich in grelles Licht getaucht. Cay zog sein Schwert und rannte auf das Haus zu.
»Komm zurück, du Narr!«, brüllte der Zwerg, nahm dann aber seine Axt und folgte ihm. Lahryn blieb nichts anderes übrig, als den beiden hinterherzueilen, so schnell ihn seine alten Beine trugen.
16
Lamina und der Spiegel
»Warte, Lamina, das ist gefährlich! Der ganze Flügel kann jeden Augenblick in sich zusammenstürzen.«
Doch sie hörte nicht auf ihn und schlüpfte durch das Loch, das die Explosion in die Mauer gerissen hatte.
Am Tag, an dem Herzog von Ingerstein mit seinen Männern Theron wieder verlassen hatte, inspizierte die Gräfin den Teil der Burg, der von Vlaros’ Feuerzauber erneut erschüttert worden war. Da er sowieso nicht mehr bewohnbar und zum größten Teil eingestürzt war, hatten sie keine neuen Schäden zu beklagen. Die verkohlten Reste des Baumes ragten vor den Trümmern auf. Doch dann entdeckte die Gräfin etwas, das sie näher treten ließ. Eine Mauer war zusammengebrochen und hatte ein Loch aufgerissen, das in einen Gang des zerstörten Flügels führte. Waren nicht gleich dort drüben die Gemächer von Lahryn und Mykina gewesen? Etwas drängte sie zu dem Loch und zog sie in die Düsternis der Ruine. Es war mehr als Neugier oder Wissensdrang. Es war, als hätte sie keine Wahl. Etwas dort drin war stärker als sie. Es hatte geruht und voll Ungeduld auf eine Gelegenheit gewartet. Nun war der Moment gekommen!
Lamina hörte Seradirs Stimme hinter sich, aber sie hielt nicht an, um auf ihn zu warten. Die Treppe war verschüttet. In die Keller kam sie also nicht hinunter. Einerseits hatte sie gehofft, an die dort unten eingelagerten Weine und Vorräte zu gelangen, die für mehr als einen Winter reichten. Anderseits fürchtete sie sich vor den Gefahren, die in den alten Labyrinthen lauerten, von denen sie so lange nichts gewusst hatte. Welche Wesen mochten dort noch durch die Finsternis geistern? Nein, vielleicht war es besser, wenn der Zugang für immer verschüttet blieb.
Lamina folgte einem Gang, der früher in Lahryns Gemächer und in die seiner Schülerin geführt hatte. Sie schauderte, als sie an Mykina dachte, die ihr von Anfang an unheimlich und gefährlich erschienen war. Warum nur hatte sie ihrem Gefühl nicht getraut? Immer wieder musste sie über Felsbrocken steigen oder sich unter halb eingestürzten Mauerteilen hindurchbücken. Sie spürte, dass Seradir hinter ihr war, und empfand keine Furcht, nur Neugier und eine nervöse Unruhe, als würde gleich etwas Außergewöhnliches geschehen.
Lamina trat durch einen beschädigten Torbogen in eine kleine Halle. Ein Lichtstrahl ließ den Staub in der Luft aufleuchten und fiel auf einen Wandteppich, doch ihr Blick wurde von dem zerstörten, mannshohen Spiegel angezogen, dessen Glassplitter wie ein Fächer auf dem Boden ausgebreitet lagen.
Der Rahmen hätte eigentlich eine leere Rückwand zeigen sollen, doch stattdessen wallten Nebelschwaden aus ihm hervor. Zögernd trat Lamina näher. Bewegte sich dort nicht etwas?
»Wo bist du?«, klang Seradirs besorgte Stimme aus dem Hintergrund. »Hast du etwas gefunden?«
»Hier steht der geborstene Spiegel. Es ist seltsam. Komm und sieh es dir an. Das Glas ist zersprungen, aber dahinter ist etwas.«
Lamina neigte sich nach vorn. War das ein Tier? Aber ja!
»Es ist alles so trüb, aber ich kann eine Katze erkennen, die auf einem Sessel liegt. Und da ist ein Mann, in einem geflickten grauen Gewand. Er ist alt und hat einen langen Bart und langes Haar. Seine Augen sind blau, und er sieht mich an, als hätte er sich zu Tode erschreckt!«
Der Elb trat an ihre Seite und kniff seine violetten Augen zusammen. »Das ist unglaublich. Wenn Lahryn da wäre, könnte er uns vielleicht sagen, was das zu bedeuten hat. Ich dachte, das Astraltor, das Astorin für Mykina errichtet hat, wäre völlig zerstört worden, aber irgendwo
Weitere Kostenlose Bücher