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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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steckte sich ein mächtiges Stück geräucherten Schinken in den Mund. »Ich werde mir diese seltsame Gesellschaft mal etwas genauer ansehen«, sagte sie, als sie den Mund so weit geleert hatte, dass man sie wieder verstehen konnte.
    »Eine vortreffliche Idee«, stimmte ihr der Magier zu.
    *
    Ein Klopfen an der Kabinentür ließ Lamina aufsehen. »Ja, bitte?«
    Der Kopf des Elben erschien in der Öffnung. »Oh, du hast dich schon zur Ruhe gelegt. Ich wollte dich nicht stören.« Dennoch blieb er zögernd in der Tür stehen. Das Schiff schlingerte, aber er stand da, als wäre er schon sein ganzes Leben zur See gefahren.
    »Komm herein«, forderte sie ihn auf.
    Seradir trat ein und blieb dann an der Tür stehen. Sie spürte seine Unsicherheit.
    »Ich wollte nur noch einmal sehen, ob du dich wohl fühlst und alles hast, was du brauchst, bevor ich mich schlafen lege.«
    Lamina richtete sich ein wenig in ihrer Koje auf und stützte sich auf den Ellenbogen. »Wo wirst du schlafen?
    Hat Tom dir gesagt, dass du seine Kajüte mit ihm teilen kannst?«
    Seradir verzog ein wenig gequält das Gesicht. »Ja, das hat er. Er muss große Stücke auf dich halten, wenn er von dir Befehle annimmt.«
    »Ich habe ihm das nicht befohlen, sondern ihn darum gebeten«, berichtigte Lamina. Wie traurig sie es fand, dass sich die beiden Männer mit so großem Misstrauen begegneten, sprach sie nicht aus.
    »Ich schlafe lieber draußen als in einer stickigen Kabine«, sagte der Elb ein wenig schroff.
    »Das ist aber schade.«
    »Was?« Ihr Tonfall schien ihn zu irritieren.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus. »Willst du nicht näher kommen?« Er eilte zu ihr und nahm die zarte Frauenhand in die seine. »Du hast mich gefragt, ob ich mich wohl fühle, und die Antwort lautet: Nein! Und es sind nicht die Bewegungen des Schiffes, die mir Übelkeit verursachen.«
    »Es sind die Erinnerungen, nicht wahr?« Er zog einen Hocker heran und setzte sich an ihre Koje.
    Lamina nickte. »Wenn ich die Augen schließe, dann ist alles wieder da. Vielleicht ist es das Geräusch der Wellen oder der Geruch, der auf allen Schiffen ähnlich ist. Und dann denke ich plötzlich, ich könnte darunter auch dieses schrecklich süße Parfum ausmachen, das Rodalio immer benutzt hat.« Sie atmete tief ein und aus, als müsste sie ihren Magen beruhigen.
    »Die Angst schlägt wie eine unerwartete Woge ganz plötzlich über mir zusammen. Ich höre meine Mutter in ihrem Todeskampf schreien, zermartere mir den Kopf, was die Piraten von mir wollen, und sehe dann das Gesicht des Narbigen, wie er sich über mich beugt. Die Finsternis der Verzweiflung zieht mich hinab.«
    Ihre Stimme erstarb. Sie richtete sich ein wenig auf und barg ihr Gesicht an Seradirs Schulter. Er zögerte, dann rutschte er zu ihr auf die Koje und zog sie an sich.
    »Ja, bleib bei mir und vertreibe die Schatten«, flüsterte sie.
    Eine Weile saß Seradir nur da und streichelte ihr sanft über den Rücken. Er dachte schon, sie sei eingeschlafen, als sie sich plötzlich wieder regte.
    »Willst du die Nacht mit mir verbringen?«, fragte sie leise.
    »Gern. Ich hole meine Decke und lege mich vor deine Koje. Ich werde über deinen Schlaf wachen und dich aufwecken, wenn der Alb nach dir greift.«
    »Ich sprach nicht von einem Wachhund zu meinen Füßen«, sagte sie fast ein wenig ärgerlich, rutschte zur Seite und hob die Decke. »Ich möchte dich!«
    Seradir zögerte. »Bist du ganz sicher?« Seine Miene wurde ernst. »Willst du das wirklich? Dürfen wir unsere so verschiedenen Welten einfach vergessen?«
    Lamina nickte und zog ihn zu sich herab. »Ja! Wenn nicht hier, wo dann? Wir haben unsere Pflichten und Zwänge hinter uns gelassen. Theron ist weit. Nur das Meer umgibt uns nun, das niemandem gehört und auf dem keiner herrschen darf. Hier sind wir frei. Ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen.«
    Seradir umarmte sie und küsste ihren Hals. »Ich könnte mir einen besseren Ort vorstellen«, flüsterte er in ihr gelöstes Haar. »Eines Tages werde ich dich dorthin mitnehmen. Dort scheinen die Bäume in den Himmel zu wachsen und die Sonne lässt ihre Blätter wie Edelsteine schimmern. Es duftet nach Blumen, und das Moos ist weicher als jedes Daunenkissen. Die Vögel werden uns ihr Lied singen und der Bach sie mit seinem Gemurmel begleiten.«
    »Das hört sich verlockend an, und ich werde gerne mit dir kommen, um deine Welt kennen zu lernen. Doch bis dahin müssen wir mit dem vorliebnehmen, was das Leben uns

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