Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
den Tisch. »Weißt du, Svender, ich mag es nicht, wenn man mich zu etwas drängt, zu dem ich keine Lust habe. Das haben schon viele auf sehr schmerzliche Weise lernen müssen. Du meinst doch nicht etwa, ich bin auf dich und deine Kneipe angewiesen, um etwas zu erfahren?«
Der Wirt hob die Handflächen. »Nun werde nicht gleich ausfällig. So war das nicht gemeint. Man darf doch wohl noch fragen, oder? Natürlich berichte ich dir, was ich gestern erfahren habe.« Er rülpste, wischte sich über den Mund und begann dann zu erzählen.
»Es war schon recht spät gestern, war auch nicht mehr viel los, so dass ich mir dachte, ich schließ den Laden zu, damit ich mal ein bisschen Schlaf bekomme, da öffnet sich plötzlich die Tür und fünf Fremde treten ein, die ich noch nie in dieser Gegend gesehen habe.« Er machte eine Pause und sah Saranga an.
»Was waren das für Leute?«, fragte sie mit erzwungener Ruhe.
»Ganz seltsame! Eine Elbe, ein Zwerg, eine Menschenfrau und zwei Männer, von denen einer wohl mit dem Schwert umgehen kann, der andere war recht alt und in ein langes Gewand gekleidet. Die kamen also rein und wollten etwas zu essen und zu trinken. So wie die aussahen, waren die viele Tage lang im Sattel.«
»Ja, und weiter?«
»Sie haben sich nach einem Schiff erkundigt. Ich hab natürlich gefragt, was für eines es sein soll, wohin sie fahren wollen und so. Sie wollten nicht so recht mit der Sprache rausrücken. Sagten nur, dass es über das Meer ginge, nach Osten an der Küste entlang und dann zu einer Insel weiter nördlich. In der Ecke schlief der alte Cerlan, wie fast jeden Abend. Als wir da so über Schiffe redeten, wachte er plötzlich auf, kam rüber und mischte sich in das Gespräch ein. Er ließ den Fremden keine Ruhe. Sagte, kein Kapitän würde auslaufen, wenn er nicht das genaue Ziel seiner Reise wüsste und so. Schließlich gaben die Fremden nach und schrieben ihm irgendwelche Zahlen auf, die mir nichts sagten. Cerlan dagegen war mit einem Schlag nüchtern. Er wurde bleich und sagte, dort gebe es keine Insel und kein Seemann würde dorthin fahren. Dann packte er sein Bündel und rannte hinaus, als wären ein paar Dämonen hinter ihm her.«
»Die Zahlen hast du dir nicht zufällig gemerkt?«, fragte Saranga zwischen zwei Schlucken. Sie tat so, als wäre sie nicht sonderlich interessiert.
»Aber ja. Ich habe sie mir gleich aufgeschrieben.« Er zog einen zerknüllten Zettel aus der Tasche, strich ihn glatt und schob ihn zu Saranga hinüber. Sie stellte den Bierkrug sacht auf den Tisch und griff so langsam nach dem Zettel, wie es ihr möglich war.
Das konnte nicht sein! Sie musste unbedingt zu Vertos!
Die Kämpferin erhob sich und zog ein paar Münzen aus der Tasche. »Das dürfte reichen, damit du dir noch ein wenig von deinem üblen Zeug genehmigen kannst.« Er nickte eifrig. »Weißt du, wo die Fremden jetzt sind?«
»Sie wollten sich irgendwo einmieten, waren sich aber nicht einig, ob es ein eigenes Haus sein soll oder eines der Gasthäuser hier am Hafen. Wo sie jetzt gelandet sind, weiß ich nicht.«
»Danke. Du solltest den Fremden gegenüber nicht erwähnen, dass du mit mir gesprochen hast, nicht einmal, dass es Vertos und mich überhaupt gibt. Hast du verstanden?«
Svender nickte und sah sie zweifelnd an. Vielleicht fragte er sich, ob es klug gewesen war, die Geschichte überhaupt zu erwähnen.
Tief in Gedanken ging Saranga zu ihrem Quartier zurück. Die Koordinaten der Insel ließen ihr keine Ruhe. Das konnte kein Zufall sein! Vertos hatte sein Leben lang studiert, um die Lage des Drachentors auszumachen, und hatte die Insel nun endlich gefunden, auf der die versunkene Stadt Xanomee und damit auch das Tor sein sollten. Genau diese Koordinaten hatte er ihr genannt. Und nun tauchten ein paar Fremde hier auf und suchten ein Schiff, das sie zu dieser Insel bringen sollte?
»Könnte Astorin noch ein weiteres Eisen im Feuer haben?«, fragte Saranga, als sie später mit Vertos bei einem deftigen Frühstück zusammensaß.
Der Magier wiegte den Kopf hin und her. »Das ist möglich. Er ist nicht nur machtbesessen, sondern auch sehr misstrauisch. Vielleicht hegt er den Verdacht, dass wir unser eigenes Süppchen kochen.«
»Womit er nicht ganz falsch läge«, ergänzte Saranga trocken.
»Was aber, wenn die fünf nicht von Astorin geschickt wurden? Welche Absichten haben sie dann, und wie haben sie die Lage des Tores entdeckt?«
»Das würde mich auch interessieren.« Saranga nickte und
Weitere Kostenlose Bücher