Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
nicht dulden!«, mischte sich Tom ein, der sich zu ihnen gesellt hatte. »Das ist mein Schiff, und die Passagiere sind verpflichtet, Frieden zu halten, solange sie an Bord sind. Ob ihr euch danach gegenseitig die Kehlen durchschneidet, ist mir egal.«
Lamina fuhr herum und funkelte ihn an. »Wieder hast du hinter meinem Rücken gehandelt! Du wusstest, dass sie gegen uns arbeiten. Deshalb hast du sie heimlich an Bord geholt. Wie viele böse Überraschungen willst du uns noch bereiten?«
Tom hielt ihrem Blick stand. »Du hast keinen Grund, dich zu ereifern. Wenn wir nicht in Calphos angelegt hätten, hätten deine Freunde keine Passage zur Insel bekommen. Und wenn ich es richtig verstanden habe, dann haben Vertos und Saranga das mit an Bord gebracht, dessen Verlust euch so sehr zu schaffen machte. Also klagt nicht! Es sind die Götter, die über das Schicksal der Welten entscheiden, nicht wir. Und nun werde ich gehen, um zu überprüfen, ob wir noch auf Kurs sind!« Der Kapitän verließ die Kajüte und schloss die Tür hinter sich. Die Freunde lauschten seinem Schritt, bis er auf der Treppe verklang.
22
Die Ruinenstadt Xanomee
Ich finde dennoch, wir sollten die Gelegenheit ergreifen, wenn sie sich uns bietet, und die beiden über Bord befördern«, sagte Ibis und verschränkte schmollend die Arme vor der Brust.
»Keine Gewalt an Bord! Der Kapitän hat Recht«, mahnte Rolana.
»Zumindest sollte ich ihnen den Drachen abnehmen.«
Die Priesterin schüttelte den Kopf. Die beiden Frauen saßen zusammen am Bug in der Sonne. Der Wind zerzauste schwarze Locken und eine grünlich schimmernde Mähne.
»Sie würden es bemerken, und dann wäre ein Kampf unausweichlich.«
Ibis zuckte mit den Schultern. »Ich bin immer noch der Meinung, das wäre der sauberste Weg. Wir wissen nicht, was sie auf der Insel vorhaben. Denk an meine Worte! Wir werden es noch bereuen, uns ihrer nicht vorher entledigt zu haben.«
Rolana seufzte. »Das ist schon möglich.« Eine Weile schwiegen sie und blinzelten in die Sonne.
»Darf ich wenigstens nachsehen, wo sie die Figur verstecken und ob es einen speziellen Schutz gibt?«
Rolana nickte. »Ja, das ist eine gute Idee. Es ist seltsam, als sie an Bord kamen, habe ich die Figur deutlich gespürt. Aber nun ist es wie ein Flackern, als ob etwas die Schwingungen verwischt.«
Ibis zog die Lippe hoch. »Interessant. Ein magischer Schutz also. Ich werde mir die Sache einmal aus der Nähe ansehen.«
»Aber lass dich nicht erwischen.«
Ibis war bereits aufgesprungen und zog nun eine beleidigte Miene. »Hältst du mich für einen Anfänger?« Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern eilte lautlos davon.
*
»Die Sache gefällt mir nicht«, sagte Vertos.
»Ich weiß, und es wird dadurch nicht besser, dass du denselben Satz ständig wiederholst«, gab Saranga ungeduldig zurück. »Sie werden die Figur nicht finden – selbst wenn es ihnen gelingt, unsere Sachen zu durchsuchen, und ich denke, sie sind zu aufrichtig, um gegen die Anweisung des Kapitäns zu verstoßen. Also warten wir ab, bis wir die Insel erreichen und Astorin zu uns stößt. Dann kann er sich mit dem Problem befassen.«
Sie erhob sich und schlenderte an Deck entlang. Am Aufgang zum Steuerdeck stieß sie beinahe mit Cay zusammen. Er fuhr zurück, und sie sah, dass seine Wangen rot anliefen. Offensichtlich konnte er sich auch in nüchternem Zustand ihrer Anziehungskraft nicht recht erwehren. Das könnte ihnen noch nützlich sein. Saranga lächelte verführerisch, schob sich eine Strähne zurück in ihr Haarband und trat so nah an ihn heran, dass sich ihre bloßen Arme berührten. Sie fühlte, wie Cay zusammenzuckte. Gut. Sie würde ihre Macht einzusetzen wissen.
»Lass mich vorbei. Ich habe keine Zeit für solche Spielchen! Ein Sturm zieht auf.«
»Oh ja, es wird Sturm geben«, stimmte sie ihm zu, ohne seinen Blick freizugeben.
»Ja«, schimpfte er und drängte sich an ihr vorbei. »Und zwar schneller und heftiger, als uns allen lieb sein wird.«
Cay behielt Recht. Soeben hatte noch Sonnenlicht die weißen Segel zum Leuchten gebracht. Nun zerrte ein böiger Wind an ihnen. Graue Wolken jagten über den Himmel, und die Wogen warfen das Schiff von einer auf die andere Seite. Rolana, Lamina, Thunin und die beiden Magier flüchteten in die Kajüten. Die anderen blieben, um der Mannschaft zu helfen. Schon zerrissen Blitze den verdüsterten Himmel, und Regen rauschte herab.
»Wir müssen die Segel noch weiter reffen«, rief Tom gegen
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