Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
zurückgeblieben war. Sobald er den Zauber entfachte, würden die beiden Ringe zueinanderstreben, und Astorin konnte der Spur folgen.
»Wie lange wird es dauern?«, wollte Saranga wissen.
Vertos hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Es ist das erste Mal, dass ich diese Magie anwende – obwohl ich den Zauber natürlich gründlich studiert habe«, fügte er rasch hinzu.
»Nun, dann wollen wir hoffen, dass er funktioniert«, sagte sie und griff nach Vertos' Rucksack. Überrascht sah sie den Magier an.
»Wo hast du die Figur hingetan?«
»Sie ist da drin«, antwortete er ungeduldig.
»Nein, das ist sie nicht«, sagte Saranga scharf. Für einen Moment starrten sie sich nur entsetzt an.
»Verfluchte Elbe!«, schrie Saranga. »Das wirst du mir büßen!« Sie gab dem Rucksack einen Tritt, dass er in den nächsten Busch flog.
*
Die Seeschlange erreichte unbeschadet den steinernen Pier. Die Matrosen zogen die Taue straff. Über eine Planke betraten die Freunde den Hafen von Xanomee. Sie alle zog es zum Drachentor, und so machten sie sich umgehend auf den Weg. Cay und Ibis hatten ihre Schwerter gezogen, Thunin die Axt bereit und Seradir einen Pfeil an die Sehne gelegt. So durchquerten sie die Stadt und folgten dem Pfad, den vor ihnen Saranga, Vertos und Pierre begangen hatten. Ohne Zwischenfälle erreichten sie den Torbogen und die Halle mit dem See. Staunend sahen sie sich um.
»Der See führt zum Tor«, sagte Lamina. »Der Mann im Zauberspiegel hat davon gesprochen.«
Rolana nickte und zog die Figur des silbernen Drachen aus der Tasche. »Ja, ich weiß. Und nur dort unten können die Figuren zerstört oder die Krone zusammengesetzt werden.« Sie sah mit traurigem Blick in die Runde. »Ach, meine Freunde, der Augenblick des Abschieds ist gekommen. Ich danke euch, dass ihr den Weg bis hierher mit mir gegangen seid, doch die letzten Schritte muss ich allein tun.«
»Warum denn? Wir kommen mit«, sagte Cay.
»Halt, geh nicht weiter«, rief Lamina. »Es gibt kein Zurück. Das Tor ist beschädigt und wird dich für immer zwischen den Welten gefangen halten, so wie den Magier Inthan und seine Katze Cleo, die seit dem Feuersturm dort unten ausharren und weder älter werden noch sterben können.«
»Ich weiß«, sagte die Priesterin. »Ich habe deinen Bericht nicht vergessen. Gerade deshalb muss ich nun allein weitergehen. Was ist eine einzelne Seele gegen die Rettung der Welten? Lebt wohl, ihr wart die Freude meines Herzens und habt mir eine wundervolle Zeit voller Abenteuer beschert.« Sie trat noch einen Schritt vor. Ihre Sohlen berührten das Wasser und erzeugten Kreise, die sich träge nach allen Seiten ausbreiteten.
»Nein, das lass ich nicht zu!« Cay sprang vor und griff nach ihrem Arm. Rolana stieß einen Schrei aus und warf die Arme in die Luft. Ehe sie ins Wasser stürzen konnte, riss Cay sie an sich. Dabei entglitt die Figur ihrer Hand und fiel ins Wasser. Lautlos versank der silberne Drache und war einen Augenblick später ihren Blicken entschwunden. Sprachlos starrten die Freunde auf die Stelle, an der die Figur verschwunden war.
»Cay, was hast du getan?«, fragte Lahryn leise.
»Ich habe Rolana vor einem Schicksal bewahrt, das schlimmer ist als der Tod.«
»Und dafür hast du die Welten der Vernichtung preisgegeben«, fügte der Zwerg hinzu.
»Wer sagt das? Die Figur ist verschwunden und damit kann Astorin seine Krone nicht mehr zusammenfügen«, verteidigte sich Cay.
»Vielleicht.« Lahryn wiegte den Kopf hin und her. »Aber was ist, wenn er in den See steigt und sie findet? Dann gibt es nichts mehr, was ihn aufhalten kann!«
»Dann werde ich sie zuerst finden!«, rief Rolana entschlossen und wollte wieder auf den See zugehen.
»Und wenn du sie nicht finden kannst?«, wollte Ibis wissen.
Sie konnten sich nicht einig werden. Daher verließen sie die Höhle und stiegen rechts der Felswand einen gewundenen Pfad bis zum Pass hinauf. Dort fanden sie eine Höhle, die ihnen allen Platz bot und von einer nahen Felsenplatte einen Ausblick über den Kessel erlaubte. Sie debattierten heftig, ihre Stimmen schwollen an, dann schwiegen sie wieder, bis Ibis meldete, dass sich im Talkessel etwas tat. Die Freunde rutschten vorsichtig an den Rand der Felsplatte und spähten hinunter.
»Das ist Astorin«, keuchte Rolana. »Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell kommt.«
»Ja, und unsere drei Mitreisenden sind auch dabei. Sie kommen hier herauf!« Die Freunde sahen sich alarmiert an. Sie konnten
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