Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
tausenden von Jahren erstarrt und erkaltet sein mussten. Das Tal zwischen den Bergen, das in einem Kessel endete und dann zu einem Sattel hinaufführte, war üppig grün bewachsen.
»Wir können ein paar Segel setzen und in den alten Hafen fahren«, sagte Tom nach einer Weile. »Die Einfahrt scheint noch frei und die Molen wirken intakt.«
Cay nickte. Er wandte sich zur Seite, von wo sich der Maat näherte, um die Befehle entgegenzunehmen, und stutzte plötzlich.
»Wo ist das Beiboot?«, fragte er. »Hat es sich im Sturm losgerissen?«
Der Maat schüttelte den Kopf. »Nein, als Hennes und Bern noch vor der Dämmerung ihre Runde drehten, war es noch da. Kurz darauf, als ich nach oben kam, nicht mehr.«
»Wer hat es losgemacht?«, rief Cay und lief zur ersten Kajüte hinunter. Die Freunde hatten sich bereits angekleidet und wollten gerade an Deck kommen. Von ihnen fehlte niemand, und auch die Besatzung war vollzählig. Sie begriffen schnell, dass Saranga und Vertos die Gelegenheit genutzt hatten, als Erste auf der Insel anzulanden.
Rolana sah sich verwirrt um. »Seid ihr sicher? Ich meine, ich habe nichts gespürt.«
Ibis trat zu ihr. »Du hast also nicht gemerkt, dass sich die Figur von dir entfernt hat? Woran das nur liegen kann?« Sie lächelte schelmisch, zog ein Tuch aus der Tasche und schlug es vorsichtig auseinander. Die anderen beugten sich neugierig zu ihr herüber.
»Der silberne Drache«, stieß Thunin aus und sah voll Stolz zu Ibis.
»Aber der magische Schutz?«, stotterte Rolana. »Wie konntest du ihn überwinden?«
Lahryn zwinkerte. »Ach, dabei habe ich ihr ein wenig geholfen.«
*
Saranga und Pierre legten sich in die Riemen. Das kleine Ruderboot schoss durch die noch immer gefährlich hohen Wellen auf den beschädigten Hafen von Xanomee zu. Vertos klammerte sich an die Bordwand und schloss schaudernd die Augen, bis Saranga ihm mitteilte, dass sie sicher gelandet seien und er nun aussteigen könne. Er war ein wenig grün im Gesicht, als er die geborstene Steintreppe zur Kaimauer hinaufschwankte, beide Arme um seinen magischen Rucksack geschlungen.
Neugierig sahen sie sich um. Die Stadt war still. Nur ihre Schritte knirschten im Schutt, als sie durch eine breite Straße gingen, die einst auf das Osttor zugeführt hatte.
»Seltsam«, sagte Saranga nach einer Weile. »Es sind mehr als viertausend Jahre vergangen, und dennoch hat die Vegetation noch immer nicht Besitz von den Ruinen ergriffen. Es hat den Anschein, dass es hier auch keine Tiere gibt.«
Vertos nickte. »Vielleicht hängt das mit den unglaublichen magischen Kräften zusammen, die damals aufeinandertrafen, das Drachenfeuer und die Säure.«
Die drei ließen die Ruinen hinter sich und folgten einem grasigen Einschnitt, der sicher einmal ein Weg gewesen war. Pierre sah sich staunend um und blieb immer wieder ein Stück zurück. Der Weg führte sie direkt auf den Talkessel zu, hinter dem die Flanken der beiden Vulkane miteinander verschmolzen. Bald konnten sie das Tor am Fuß einer glatten Felswand erkennen. Unwillkürlich beschleunigten sie ihren Schritt. Sie waren am Ziel! Das Drachentor zwischen den Welten lag vor ihnen.
»Ich würde zu gern hineingehen und mich ein wenig auf der anderen Seite umsehen«, sagte Saranga und schritt am Rand eines stillen grünen Sees entlang, der in der gewölbten Halle hinter dem Eingang lag.
»Bleib dem Wasser fern«, warnte der Magier. »Wir wissen nicht, ob das Tor überhaupt noch funktioniert, und wenn ja, wie. Es ist verdächtig, dass nie jemand davon gesprochen hat und kein Reisender vom Reich der Elben berichtet. Ich vermute, es ist beschädigt. Darum soll sich Astorin kümmern.«
Saranga nickte widerstrebend. Sie verließen die Höhle und stiegen ein wenig den Hang hinauf. Dort gab es Baumgruppen und Gebüsch, der Boden wechselte von sandig zu steinig. Als sie eine geschützte Stelle fanden, hielt Vertos an. Von hier konnten sie zum Tor hinuntersehen, wurden aber selbst nicht leicht entdeckt.
»Der Platz ist gut«, stimmte ihm Saranga zu. Pierre duckte sich hinter einen Busch und behielt den Pfad im Auge, während sich Vertos daranmachte, den magischen Kreis aufzubauen, durch den Astorin über die Astralebene zu ihnen gelangen sollte. Normalerweise konnte ein Magier nur an einen Ort reisen, den er schon einmal mit eigenen Augen gesehen hatte und den er sich im Geist genau vorstellen konnte. In diesem Fall aber trug Vertos einen Ring bei sich, dessen Gegenstück in Astorins Hand
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