Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Preisverleihung gegeben und er habe der Akademie Rache geschworen. Dann hat er Ehniport verlassen und sich irgendwo im Süden niedergelassen.«
»Und, hat er seine angekündigte Rache schon eingelöst?«
Lahryn zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe jedenfalls nichts davon erfahren.«
Sie blieben vor der Eingangstür stehen. Lahryn ließ den Klopfer gegen das Holz fallen. Ein dumpfes Dröhnen klang durch das Haus, dann war es wieder still. Gerade, als er es ein zweites Mal versuchen wollte, wurde die Tür geöffnet. Der alte Magier stellte sich und seine Begleiterin vor und bat höflich, den Meister sprechen zu dürfen. »Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit!«
Der Bedienstete machte ein zweifelndes Gesicht, ließ die Besucher aber in die Halle treten. »Ich weiß nicht so recht. Wartet hier, ich werde den Meister fragen.« Er hastete davon und kam kurz darauf mit bedauernder Miene zurück.
Lahryn unterdrückte nur mühsam seinen Ärger. »Sage deinem Meister...«
Rolana unterbrach ihn, obwohl sie wusste, wie unhöflich das war und wie respektlos das vor dem Bediensteten dem älteren Magier gegenüber wirken musste, doch sie wollte verhindern, dass Lahryn zu viel von ihrer Mission verriet. Sie trat auf den Diener zu, bis dieser gar nicht mehr anders konnte, als ihr in die Augen zu sehen. Sie wusste um die Kraft in ihrem Blick, die den Mann in einen Bann zog, dem er nicht mehr entrinnen konnte.
»Du wirst uns jetzt zu deinem Meister führen, denn unsere Mission verlangt es, dass wir mit ihm sprechen. Noch weiß er nicht, warum wir gekommen sind, doch wenn er es erfahren hat, wird er dir dankbar sein, dass du uns nicht abgewiesen hast. Geh nun! Wir folgen dir.«
»Ja«, hauchte der Diener mit glasigem Blick, drehte sich auf dem Absatz um und erklomm die Treppe in den ersten Stock. Lahryn warf Rolana einen verwunderten Blick zu und folgte ihr und dem Diener bis in das helle Studierzimmer, das einen wundervollen Blick über den Park bis hinüber zur Akademie freigab.
Der Mann, der untätig in einem Ohrensessel gesessen und über die Rasenfläche gesehen hatte, fuhr auf und sah mit finsterer Miene abwechselnd von seinem Diener zu den Besuchern und wieder zurück.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er barsch.
»Es ist besser so, großer Meister«, sagte der Diener emotionslos, ohne seinen Herrn anzusehen. »Ihr werdet Eure Gäste anhören, denn es ist wichtig.«
»Du hast recht gehandelt. Geh nun hinaus und schließe die Tür«, befahl ihm die junge Priesterin. Der Diener gehorchte. Für einen Moment war der Hausherr sprachlos, dann stemmte er sich aus seinem Sessel hoch und plusterte sich auf.
»Was fällt Euch ein – wer auch immer Ihr seid -, meinen Diener mit Euren dämonischen Kräften gefügig zu machen und in meine Gemächer einzudringen?«
Rolana legte die Hand an die Brust und verneigte sich. »Keine Dämonen, verehrter Meister Giedanow, Soma selbst gibt mir meine Kraft. Ich bin Rolana, Priesterin in Somas Kloster über dem Adasee, und gehöre zu Solanos Erwählten.« Giedanows Augenbrauen hoben sich in Erstaunen. Sie war das jüngste Mitglied, das der heilige Mann jemals ernannt hatte, und normalerweise sprach sie nicht darüber, doch in diesem Fall war es nötig, nach ihrem ungehörigen Eindringen das Vertrauen des Magiers zu erlangen.
»Mein Begleiter ist der Magier Lahryn aus dem Felsental. Wir entschuldigen uns für unser ungebührliches Eindringen, doch wir bitten Euch, uns anzuhören. Eine wichtige Mission führt uns nach Ehniport und zu Euch, dem mächtigen Vorsitzenden der Akademie und der Magiergilde.«
Sie brach ab. Sie wollte nicht riskieren, ihn durch Schmeichelei zu beleidigen, doch er nickte zufrieden und strich sich über den ergrauten Bart, der ihm bis auf die Brust hing. Er sah zu Lahryn, der sich nun ebenfalls verneigte.
»Wo habt Ihr die magischen Künste studiert?«, fragte er.
»Zuerst in Adahorn und dann ein paar Jahre bei Meister von der Lanen«, gab Lahryn bereitwillig Auskunft.
»Ah, das war vor meiner Zeit hier in Ehniport. Doch ich hatte die Ehre, ihn noch kennen zu lernen, bevor er bei diesem tragischen Experiment sein Leben verlor.«
Das Eis war gebrochen. Der Hausherr führte die Besucher zu einer Sitzgruppe am Fenster, bot ihnen Platz an und stellte zierliche Weinkelche vor ihnen auf den Tisch. Aus einer Kristallflasche schenkte er schweren roten Wein ein und stellte dann noch eine Schale mit Gebäck auf den Tisch. Ein wenig
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