Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
mochte Cays Begeisterung für das Meer und alle Arten von Schiffen nicht teilen. Es war wohl sein Erbe, das ihm eine natürliche Angst vor dem Wasser eintrug. Ein Zwerg konnte nicht schwimmen lernen und hielt sich deshalb von tiefem Wasser fern!
Lahryn und Rolana betraten die Akademie durch den Haupteingang. Das Gebäude bestand aus einer zentralen Halle mit einer Kuppel und sechs sternförmig von ihr ausgehenden Gebäuden mit jeweils einem Säulengang, von dem aus Türen in verschiedene Zimmer führten: Laboratorien, gemütlich eingerichtete Ruheräume, Säle, in denen man sich zu Diskutierkreisen zusammenfand, Lager mit Ingredienzien, Schreibzimmer und Studiensäle beherbergten die sechs Strahlen. Die Bibliothek war in einem separaten Gebäude etwas abseits untergebracht. Die Akademie machte einen sauberen und praktischen Eindruck, ansprechend, ohne verschwenderisch zu wirken. Prächtig und überwältigend wie die große Magierakademie in Adahorn war sie jedoch ganz sicher nicht zu nennen, obwohl die Stadt am Adasee um ein Vielfaches kleiner war als Ehniport. In Adahorn machten Magier und Kleriker mehr als die Hälfte der Einwohner aus! Die Stadt war großzügig angelegt, sauber, hell und freundlich, um den Geist zu befreien und die Gedanken zu beflügeln. Ehniport dagegen war eine gewachsene Handwerker-und Bauernstadt, ein Knotenpunkt zwischen dem See-und dem Landhandel und der Ruhepunkt für unzählige Matrosen, deren Schiffe für ein paar Tage im Hafen lagen, um neue Vorräte zu bunkern, Waren zu löschen oder zu laden oder nach einem Sturm Segel und Takelage auszubessern.
Lahryn trat auf zwei Jungen zu, die in ein Streitgespräch vertieft auf sie zukamen. Sie trugen teure, aber schlichte Gewänder, die bis auf den Marmorboden herabfielen. Sicher waren es Schüler, die die Ehre hatten, bei einem der Meister zu lernen, und dafür für diesen Botengänge erledigten oder ihm bei seinen Experimenten zur Hand gingen. Für Studenten der Magie schienen sie Lahryn zu jung.
»Entschuldigt«, unterbrach er ihren Disput. »Könnt ihr uns bitte sagen, wo wir Meister Giedanow finden?«
Die Jungen verstummten und sahen Lahryn aus aufgerissenen Augen an.
»Ihr wollt den großen Meister sprechen?«, vergewisserte sich der Kleinere der beiden.
»Ja, wenn er noch der Vorsitzende der Akademie und Magiergilde ist.«
»Aber ja«, nickte der zweite. »Seid Ihr denn geladen?« Er musterte die beiden Fremden, und was er sah, ließ ihn offensichtlich daran zweifeln.
»Der große Meister empfängt nicht mehr oft«, fügte der Kleine hinzu.
»Danke für die Auskunft«, sagte Lahryn, noch immer mit ruhiger, freundlicher Stimme. »Wir werden es dennoch versuchen. Wo können wir ihn finden?«
»Er kommt nicht mehr oft in die Akademie. In seinen Räumen am Ende des Südstrahls werdet Ihr vermutlich nur seine beiden Assistenten vorfinden. Versucht es besser in seinem Haus gegenüber der Bibliothek.« Der Junge deutete durch die hohen Bogenfenster in den Park hinaus, wo sie hinter dem Gebäude der Bibliothek einen etwas höheren Giebel aufragen sahen.
Lahryn bedankte sich höflich, ging mit Rolana jedoch erst zu den ihnen genannten Studierräumen der Akademie, nur um festzustellen, dass die beiden Jungen Recht gehabt hatten.
Sie störten zwei Magier bei der Vorbereitung einer Beschwörung – wie sie sagten. Auf Lahryn wirkte es eher so, als hätten die beiden nach einem üppigen Frühstück ein Nickerchen gehalten. Er entschuldigte sich und zog die Tür wieder hinter sich zu.
»Kennst du Giedanow?«, fragte Rolana, als sie sich zwischen den gepflegten Rasenflächen auf einem Kiesweg dem Portal näherten.
»Nein, ich bin ihm nie begegnet. Aber ich habe von ihm gehört. Er steht der Gilde nun schon über zehn Jahre unangefochten vor und hat stets den jährlichen Magiewettbewerb gewonnen. Nun ja, fast. Einmal hat er gegen einen seiner Schüler verloren.«
Rolana hob die Augenbrauen. »So? Und doch blieb er Vorsitzender der Gilde? Wie ungewöhnlich. Ist nicht stets der Sieger gewählt worden?«
»Ja, ich glaube, dies ist die einzige Ausnahme in der langen Geschichte der Magiervereinigung. Man befand den Sieger Wan Yleeres für zu jung und unreif – und vielleicht auch zu gierig auf die Macht, um ihm die Ehre des Vorsitzes zu übertragen. Man beließ es lieber beim Gewohnten und blieb dem alten Führer treu.«
»Und wie hat Yleeres reagiert?«, fragte Rolana neugierig.
»Ich habe gehört, es habe eine böse Szene bei der
Weitere Kostenlose Bücher