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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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die anderen das auch wollen. Bist jedenfalls ein kluges Kind. Lass dich mal wieder sehen.«
    Die Männer kamen langsam näher und scharten sich um den Toten. Noch waren ihre Mienen unentschlossen. Ibis drängte Rolana zu den Pferden und schwang sich in den Sattel.
    »Auf, komm, wer weiß, was denen sonst noch einfällt. Nicht alle halten viel von Ehre oder davon, Zusagen einzuhalten.«
    Rolana stieg auf und folgte Ibis in raschem Trab den Pfad entlang. Erleichtert sah sie vor sich die Mauern der Stadt auftauchen. Sie schafften es gerade noch, durch die Tore zu schlüpfen, ehe sie für die Nacht geschlossen wurden. Auf den Straßen herrschte noch dichtes Gedränge. Rolana trieb ihr Pferd an Ibis' Seite.
    »Ich habe dir noch gar nicht gedankt. Du hast mein Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld und hoffe, ich kann sie irgendwann begleichen. Ich danke dir!«
    »Schön gesagt«, grinste die Elbe. »Es wird sicher eine Gelegenheit geben, so wie ich mein Talent kenne, in Schwierigkeiten zu geraten.«
    Die beiden Frauen lächelten einander an. Plötzlich entfuhr Ibis ein Lachen.
    »Was ist?«, wollte Rolana wissen.
    »Ach, mir ist gerade eingefallen, dass du jetzt mir gehörst. Ich habe dich ehrlich im Zweikampf gewonnen.«
    Rolana war sprachlos. Erst als sie im Hof des Gasthauses abstiegen, sagte sie würdevoll: »Ich hoffe, ich kann dich davon überzeugen, dass Sklaverei eine verabscheuungswürdige Sünde ist, die die Götter nicht gutheißen!«
    Die Elbe blickte sie verdutzt an und lachte dann aus vollem Hals.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht willst du mit mir eine Runde Drachenpoker um deine Freiheit spielen?«
    »Nein, das möchte ich nicht, denn du würdest ohnehin gewinnen«, gab Rolana zurück.

7
Lamina und Seradir
    Draußen herrschte Sonnenschein, und ein warmer Frühlingswind wehte über die Wiesen und ließ die Wipfel der Bäume säuseln. Der See schimmerte genauso blau wie der Himmel, und dennoch saß die Gräfin von Theron an ihrem Schreibpult und arbeitete sich durch die Listen von Vorräten und benötigten Gegenständen, die ihr Verwalter zusammengestellt hatte. Das Kind schlief in seiner Wiege. Ab und zu unterbrach Lamina ihre Rechenarbeit und sah mit einem versonnenen Lächeln auf den Knaben hinab. Er hatte ihr kupferrotes Haar. Vielleicht würden auch seine Augen so dunkel werden wie ihre. Noch waren sie von tiefem Blau. Er schob den Daumen in den Mund und saugte zufrieden. Lamina hörte Schritte auf der Treppe, achtete aber nicht auf sie. Auch nicht, als sie sich über den Gang ihrer Tür näherten. Sie kannte den leicht schlurfenden Schritt, und so wunderte es sie nicht, dass ihr alter Verwalter Cordon kurz darauf anklopfte und eintrat.
    »Was führt dich zu mir?«, fragte sie und lächelte ihn freundlich an. Ihr schlechtes Gewissen drückte sie. Sie wusste, dass Cordon nur ihr zuliebe sein Altenteil verlassen und die Verwaltung der Grafschaft übernommen hatte. Von Anfang an hatte sie ihm versprochen, ihn so schnell wie möglich durch einen jüngeren Mann zu ersetzen, doch nun war schon ein Jahr vergangen, und sie hatte noch immer keinen geeigneten Nachfolger gefunden. Vielleicht hatte sie auch nicht richtig gesucht. Er war ihr so lieb und teuer, dass sie ihn einfach nicht entbehren wollte. So nahm sie ihm so viel von seiner Last ab wie nur möglich, um ihn und ihr Gewissen zu entlasten.
    Der Verwalter verneigte sich steif. Lamina wusste, dass ihn sein Rücken schmerzte, doch er würde nie auf diese Ehrbezeugung verzichten.
    »Gräfin, ein Gast ist angekommen, der Euch zu sprechen wünscht.«
    Ein wenig unwillig legte sie die Stirn in Falten. »Dann führe ihn ins kleine Speisezimmer und lass ihm einen Imbiss richten. Ich bin hier noch nicht fertig. Ich komme später hinunter, um ihn zu empfangen.«
    »Verzeiht«, entgegnete der alte Mann. »Das habe ich bereits veranlasst, doch ich denke, Ihr würdet mir zürnen, ließe ich es zu, dass Ihr erst Eure Arbeit beendet. Die Zahlen werden Euch nicht weglaufen. Außerdem kann ich die letzten Rechnungen fertigstellen, wenn meine Anwesenheit in der Kornkammer nicht mehr gebraucht wird.«
    Plötzlich gewahrte Lamina das Strahlen in seinen Augen, das seine Haut rund herum in unzählige kleine Fältchen legte. Ihre Neugier war geweckt.
    »Wer ist es? Wenn ich recht in deiner Miene lese, dann ist es kein unangenehmer Pächter oder neidischer Nachbar, der es einer Frau nicht gönnen will, Herrin über eine Grafschaft zu sein.«
    »Ja, da lest Ihr richtig.«
    Sie

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