Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
unterbrach.
»Still!«
Das war sonst nicht die Art des Magiers. Verwundert klappte Cay den Mund zu. Lahryn trat auf das Bett zu und starrte Ferule an. »Was hast du eben noch gesagt?«
»Dass ich mich über die Schmach gefreut habe«, wiederholte er.
»Nein, das meine ich nicht. Dass die stolzen Herren ihre Pfründe wahren und keine neue Idee oder junges Blut zulassen. Das ist es!« Er strahlte in die Runde. »Ich glaube, ich habe die Lösung gefunden! Warum nur bin ich nicht eher darauf gekommen? Es ist so klar. Er hat die besten Zauber überwunden, und sie haben die Schmach vertuscht!«
»Wer? Wovon redest du?«, wollte Thunin wissen.
Und auch Ibis gestand: »Ich verstehe kein Wort!«
Nur Rolana nickte langsam. »Wan Yleeres. Giedanows junger Schüler, der ihn ganz überraschend vor fünf Jahren beim Wettkampf der Magier besiegte und den die Gilde dennoch nicht zu ihrem Vorsitzenden wählte. Du hast mir davon erzählt.«
Lahryn nickte. »Und der dann im Zorn die Stadt verließ. Welche Genugtuung muss es ihm bereitet haben, ihnen diesen Schatz zu entwenden, den die Drachen ihnen zu hüten geboten! Der Wert der Figur war ihm sicher bekannt!«
»Giedanow weiß genau, wer hinter dieser Schmach steckt, aber er vertuscht es lieber, als zuzugeben, dass er von seinem Schüler ein zweites Mal besiegt wurde.«
»Ja, das könnte passen!« Ibis sprang auf. »Gehen wir?«
»Moment, nicht so schnell. Wir müssen erst überlegen, wie wir vorgehen«, widersprach Lahryn.
»Bei so einem Magier kann man nicht einfach die Haustür eintreten und brüllend das Schwert schwingen«, ergänzte Thunin mit einem Blick auf Cay, den dieser unschuldig erwiderte.
»Wo wohnt er überhaupt?«, wollte Ibis wissen. »Nicht in Ehniport, oder?«
»Nein, er hat ein großes Anwesen direkt über den Klippen, einen Tagesritt südlich von hier«, gab Ferule bereitwillig Auskunft. »Kann man nicht verfehlen. Hat früher mal einem Grafen von Möwenfels gehört, bevor Yleeres es für seine Zwecke umbauen ließ. Dem hat er es abgekauft oder durch einen Trick abgenommen. Die Meinungen gehen da auseinander. Sein Vermögen soll er jedenfalls auch nicht gerade auf die saubere Art gewonnen haben.« Ferule grinste anerkennend.
»Gut, dann lasst uns aufbrechen«, drängte Ibis. »Einen Plan können wir uns auf dem Ritt überlegen.«
Rolana schüttelte den Kopf. »Ich finde, nach dieser aufregenden Nacht sollten wir ein wenig schlafen und erst morgen früh reiten.«
Cay war wie Ibis dafür, sogleich aufzubrechen, doch die anderen stimmten für eine Pause. So beschlossen sie, dass die beiden in die Stadt zurückreiten, dem Wirt Bescheid sagen und ihre Habseligkeiten aus dem Gasthaus holen sollten. Die Nacht würden sie dann in Ferules Haus verbringen.
»Ich werde draußen schlafen«, erklärte Ibis.
Ferule deutete eine Verbeugung an. »Ist mir eine Ehre, dass ihr meine Gastfreundschaft noch einen Tag länger genießen und mir die Langeweile in diesem Haus vertreiben wollt.«
»Du wirst in ein paar Tagen sicher kräftig genug sein, um nach Ehniport zurückzureiten«, versicherte Rolana.
»So lange bleibe ich bei dir«, versprach Gynor. »Und dann werde ich den Herrn der Unterwelt zu seinen Männern zurückbringen!«
Rolana sah, wie Thunin aufatmete. Anscheinend hatte er befürchtet, Gynor könnte sich den Freunden anschließen. Auch Rolana war erleichtert, dass es keinen Streit darüber geben würde, ob sie ihn mitnehmen sollten oder nicht. Er hatte sich in ihrer Gegenwart zwar ehrenhaft verhalten, doch er war an ein Leben in der Unterwelt gewöhnt, und es hätte sicher manchen Kampf darum gegeben, was nun recht oder gut sei.
»Wir lassen dich jetzt allein, damit du schlafen und zu Kräften kommen kannst«, sagte Rolana.
»Ja, wenn du etwas brauchst, musst du es nur sagen«, fügte Gynor hinzu. »Ich bleibe in der Nähe.«
Ferule grinste schief. Die Erschöpfung ließ seine Haut grau erscheinen. »Gut. Ich hoffe, das legt sich schnell. Ich fühle mich wirklich sehr schwach. Verflucht sei diese alte Hexe. Das wird sie mir büßen, wenn ich sie zwischen die Finger kriege! Was ist eigentlich aus ihr geworden?«
»Wir haben sie gut verschnürt in deinem ehemaligen Quartier abgelegt«, gab Cay Auskunft.
Ferules Augen glitzerten gefährlich. »Wehe ihr, wenn ich wieder stark genug bin. Passt gut auf sie auf. Sie wird diese Tat bereuen, dafür werde ich sorgen.«
Seine Lider fielen ihm zu, doch das zufriedene Lächeln blieb auf seinen Lippen, als er
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