Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
hergestellt und klar im Kopf, allerdings wird es eine Weile dauern, bis sein Körper sich völlig erholt hat«, gab Rolana Auskunft. »Jetzt schläft er. Ich denke, in ein paar Stunden können wir ihn befragen.«
»Nun, dann warten wir«, sagte Lahryn und folgte den anderen die Treppe hinunter. Ibis öffnete alle Türen und sah sich neugierig in den Zimmern um. Gynor folgte ihr.
»Ja, das hat schon eher Quernos Geschmack entsprochen«, sagte der Zwerg und pfiff durch die Zähne. Das Haus war für ein ländliches Anwesen nicht sehr groß, die Räume jedoch hell und alle verschwenderisch ausgestattet. Im unteren Stockwerk war die Küche, die durch einen Torbogen mit einem Speisezimmer verbunden war, an dessen Tafel bequem ein Dutzend Gäste Platz fanden. Eine Falltür im Küchenboden führte in den Keller.
»Das sind Schätze, die mich viel mehr interessieren«, sagte Thunin und zwinkerte. Er nahm eine Fackel und stieg die steile Stiege hinunter.
Cay warf Rolana einen zögernden Blick zu, entschied, dass sie seines Schutzes gerade nicht bedurfte, und folgte Thunin in den Keller hinunter.
Ibis grinste Rolana an. »Er kümmert sich um die wirklich wichtigen Dinge im Leben!«
Rolana wandte sich ab. Sie warf einen Blick in die beiden Gemächer im Erdgeschoss und betrachtete auch die vier Räume unter dem Dach. Ferule lag in der kleinsten und spartanischsten Kammer. Daneben hatte die Hexe sich eine Kräuterküche eingerichtet. Die anderen Räume waren Schlafgemächer mit breiten Himmelbetten und prallen Brokatkissen. Eines der Zimmer war eindeutig für eine Frau eingerichtet. Kleider, Spitzenhemden und Wäsche lagen über den Stühlen und Truhen. Vielleicht teilten sich die beiden Frauen das Gemach auch. Rolana ließ das Hemd fallen, das sie vom Boden aufgehoben hatte.
»Was ist eigentlich mit den beiden Frauen, die wir im Salon zurückgelassen haben?«, fragte sie Ibis, aber die hob nur die Schultern.
»Ich dachte, Gynor bewacht sie.«
Doch der Zwerg war draußen vor dem Haus und hob mit ein wenig magischer Hilfe von Lahryn eine Grube für die Getöteten aus. Rolana und Ibis eilten zu ihm.
»Die Frauen? Sind sie nicht mehr im Salon?«, wunderte sich der Zwerg und wuchtete einen der Toten in die Grube. »Ich habe Cay gesagt, er soll sie nicht aus den Augen lassen.«
»Cay ist mit Thunin im Keller!«, gab Rolana Auskunft und ging in den Salon zurück. Die Frauen waren nirgends zu entdecken.
»Cay?«
Die Antwort klang, als hätte er den Mund voll. Mit zwei Würsten in der einen und einem Stück Schinken in der anderen Hand kam der Kämpfer kauend die Treppe herauf.
»Querno hat sich hier wirklich gut eingerichtet. Wenn Thunin alle Fässer durchprobiert hat, ist er bestimmt zu betrunken, um die steilen Stufen alleine hochzukommen.«
Er grinste, bis ihn Rolana nach dem Verbleib der beiden Frauen fragte. Das Lächeln erstarb. Nervös trat Cay von einem Fuß auf den anderen. Inzwischen hatten sich auch Ibis, Lahryn und Gynor in der Küche eingefunden, und Thunin kam gerade die Treppe hochgeschnauft.
»Ich vermute, sie sind auf dem Weg zur Stadt zurück«, sagte Cay vorsichtig.
»Und wie konnte es geschehen, dass du dich von zwei Mädchen hast übertölpeln lassen?«, fragte Thunin in gefährlich ruhigem Ton.
»Gar nicht!«, rief Cay gekränkt. »Ich habe auf sie aufgepasst und mit ihnen gesprochen – und dann habe ich sie gehen lassen.«
»Was?« Stöhnend barg Thunin das Gesicht in den Händen. Ibis kicherte, Lahryn sah ihn nur aufmerksam an.
»Warum hast du das getan?«, fragte er ruhig.
»Sie waren noch so jung und unschuldig«, verteidigte sich Cay. »Gynor hat gesagt, er will sie mitnehmen, damit mal wieder frisches Fleisch in die Halle kommt. Das konnte ich nicht zulassen!«
Rolana lächelte ihn warm an. »Ich finde, du hast richtig gehandelt. Das Labyrinth unter der Stadt ist kein Ort für sie.« Sie warf Gynor einen vorwurfsvollen Blick zu. »Ich hoffe, sie finden ihren Weg.«
Auch Lahryn nickte. Nur Thunin schüttelte noch immer fassungslos den Kopf.
»Ich finde ja auch, dass man sie diesen üblen Burschen nicht vorwerfen sollte, dennoch hattest du kein Recht, das zu entscheiden, ohne uns zu fragen! Vielleicht wäre es besser gewesen, sie erst einmal hierzubehalten und zu befragen.«
»Nun ist es zu spät, darüber zu lamentieren«, schloss Lahryn. »Ich gehe nach oben und sehe nach unserem Patienten. Kommst du mit, Rolana?«
Die Priesterin nickte und folgte ihm die Treppe hoch. Ferule war
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