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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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einen strengen Übungsplan vorschreiben! Saranga blieb stehen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Da entdeckte sie Pierre, den stummen Diener. Er hatte ihre Kleider vom Boden aufgehoben und zusammengelegt. Mantel und Wams noch in den Händen, stand er da und beobachtete die Bewegungen der Kämpferin mit glänzenden Augen.
    »Was stehst du hier rum und starrst mich an?«, fragte Saranga barsch. »Hast du im Haus nichts zu tun?«
    Pierre schüttelte den Kopf. Er legte die Kleider sorgsam auf eine Bank, dann nahm er Aufstellung, so als läge ein Schwert in seiner Hand, und begann einen Luftkampf mit einem unsichtbaren Gegner.
    »Willst du mich veralbern?«, fuhr ihn die Kämpferin an. Der Diener hielt mitten in seiner Bewegung inne und schüttelte mit erschrockener Miene den Kopf. Er lief ins Haus und kam kurz darauf mit einer Schwertscheide zurück. Sie war alt und verschlissen, und auch das Schwert, das er aus ihr hervorzog, war ein betagtes Stück, wenn auch gut gepflegt. Vielleicht war es ein wenig zu wuchtig und schwer. Die meisten neuen Klingen waren heute leichter und besser ausbalanciert. Pierre trat auf den Rasen und hob das Schwert.
    »Pierre, was soll das? Das ist kein Spiel. Ich muss mich konzentrieren.«
    Der Diener nickte, verbeugte sich mit ernster Miene und griff an. Saranga sah, wie die Klinge auf sie zukam, und wehrte sie mit einer halbherzigen Handbewegung ab. Fast hätte ihr Pierre das Schwert aus der Hand geschlagen. Noch ein Fehler, der einen das Leben kosten konnte! Unterschätze nie einen Gegner, egal wie einfach er erscheint. Sie riss die Augen auf und konzentrierte sich auf seine Angriffsfolge. Er focht ausnehmend gut für den Diener und Schmuggler, für den sie ihn gehalten hatte. Ein paar Übungsläufe parierte Saranga nur und studierte seine Art zu kämpfen. Sie ließ sich ein paar Mal über den Rasen zurückdrängen und griff dann an. Es dauerte nicht lange, bis sie Pierre entwaffnet hatte. Aus einem kleinen Riss über seinem Handgelenk sickerte Blut. Sie half ihm beim Aufstehen und griff nach seinem Arm.
    »Lass sehen! Ist es schlimm?« Sie schob den Ärmel hoch. Pierre schüttelte verlegen den Kopf.
    »Nein, ist nur ein Kratzer. Lass ihn trotzdem verbinden. Dein Stil ist nicht schlecht. Wenn du willst, können wir morgen weiterüben.«
    Er strahlte und verbeugte sich tief. Hochachtung, fast so etwas wie Verehrung stand in seinen Augen. Saranga tauchte den Kopf in einen Wassertrog und nibbelte sich das Gesicht und die kurzen schwarzen Locken trocken, ehe sie ihr Haar wieder mit einem Band aus der Stirn fernhielt. Sie zog sich an, ging dann zu Vertos hinauf und war erstaunt, ihn in einem Sessel vorzufinden, auch wenn er noch eine Decke über die Beine gelegt hatte, die auf einem Hocker ruhten.
    »Wackelig wie ein neugeborenes Fohlen«, schnaubte er abfällig und sah auf die dünnen Beine herab, die sich unter der Decke abzeichneten.
    Saranga nickte. »Ja, das wird noch eine Weile dauern, bis du wieder ganz hergestellt bist.«
    »Warum tust du dir das an, mit einem kranken Greis an ein Haus gefesselt zu sein?«, schnaubte er. »Ich hätte dich schon um die halbe Welt vermutet, einen Auftrag nach dem anderen erledigen, bei denen man nur die Besten nimmt.«
    Ein feines Lächeln ließ ihre katzenartigen Augen noch schräger erscheinen. »Ja, ich wundere mich über mich selbst. Weißt du, vielleicht ist es meine Art, meine Aufträge erst zu Ende zu führen, ehe ich neue entgegennehme, vielleicht habe ich auch einen Narren an deiner Gesellschaft gefressen – der Himmel weiß warum -, obwohl deine Übellaunigkeit mich schon ein paar Mal in Versuchung geführt hat, dem Elend ein Ende zu bereiten!«
    Vertos lächelte. »Das glaube ich dir gern. Willst du mir nicht Pergament und Tinte besorgen? Ich möchte mich an ein paar Zeichnungen versuchen, die mir im Kopf herumspuken.«
    »Karten?« Sarangas Mandelaugen glitzerten.
    Vertos nickte. »Ja, Karten und Symbole, die uns auf dem Weg zum Tor voranbringen werden. Ich weiß nur noch nicht genau, wie. Dazu muss ich noch einmal in das Buch sehen.«
    Sarangas Miene verdüsterte sich schlagartig. »Nein! Willst du dich umbringen?«
    Beschwichtigend hob er die knochigen Arme. »Natürlich nicht! Ich bin nun ja gewarnt. Ich werde mir schon etwas einfallen lassen.«
    »Das hoffentlich auch funktioniert«, brummte die Kämpferin missmutig. »Wenn du einen Rückfall bekommst, lasse ich dich hier verschimmeln«, drohte sie. »Dann kann Pierre dich von

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