Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
mir aus gesund pflegen und deine Launen erdulden. Ein stummer Diener kann dir wenigstens nicht widersprechen, das müsste dir entgegenkommen.«
»Halte mir diesen Tölpel vom Leib und gib mir endlich etwas zu schreiben.«
Saranga legte ein Brett auf seine Schenkel und reichte ihm einige Bögen Pergament, Feder, Messer und Tinte.
»Ein Tölpel ist er übrigens nicht«, nahm sie Vertos' letzten Satz auf. »Er kann zwar nicht sprechen, doch er führt sein Schwert ganz passabel. Wir haben im Garten ein wenig trainiert.«
»Du und Pierre?«, fragte Vertos ungläubig, verlor aber sogleich das Interesse an diesem Thema. Er hatte die Tinte durchgerührt und die Feder gespitzt und malte nun mit zitternder Hand eine nierenförmige Umrisslinie auf das Blatt, in die er zwei kleinere Kreise setzte.
»Das ist die Dracheninsel mit ihren beiden Vulkanen Fulfur und Ethana. Und hier ist der alte Hafen von Xanomee, die unter dem Feuersturm der Drachenarmee zu Asche wurde.«
»So viel wissen wir bereits«, sagte Saranga, ihre Enttäuschung nur mühsam unterdrückend, doch Vertos reagierte nicht. Er malte und beschriftete, zog dann ein neues Pergament heran und zeichnete den Umriss der Dracheninsel noch einmal, jedoch wesentlich kleiner in die Ecke. Nun fügte er noch ein paar andere Inseln an und dann eine gewellte Linie in der Ecke gegenüber, über die er »Südlande« schrieb.
»Bist du nun zufrieden?«, fragte er und reckte sich ein wenig in seinem Stuhl.
Saranga beugte sich über das Blatt. Sie verfolgte die Linie mit den Augen. »Ich denke nicht, dass ich diesen Küstenabschnitt kenne. Er muss viel weiter im Osten liegen. Gibt es irgendeinen Hinweis, wo diese Landzungen und Buchten zu finden sind? Ich habe nur von einer Stadt namens Austeera an der Küste im Osten gehört, sie aber nie besucht. Hast du sie auf deiner alten Karte gefunden?«
Vertos schüttelte den Kopf und schrieb zwei winzige Namen auf die Karte. »Diese Bucht heißt ›Träne von Adanna‹ und die Landzunge da ist der ›Finger des Kraken‹.«
»Und du meinst, diese Namen werden heute noch verwendet? Gibt es Dörfer in der Nähe?«
Vertos hob die Schultern. »Ich denke, ja. Ein Stück weiter, hier ungefähr, war sogar so etwas wie eine Stadt und ein Hafen eingezeichnet. Vielleicht ist das Austeera.«
»Oder auch nicht. Vielleicht wurde die Stadt im Feuersturm vernichtet und nicht wieder aufgebaut.«
»Wir werden sehen. Ich denke nicht, dass dieser Ort zwischen Calphos und Austeera liegt. Ich habe schon von Teppichen und Stoffen gehört, die noch weiter aus dem Osten stammen sollen. Also muss es dort auch Menschen und Ansiedlungen geben. Wir werden diese Bucht und die Landzunge finden, und dann müssen wir uns nur noch an diesen vier Inseln orientieren.«
»Gut, dann sieh zu, dass du zu Kräften kommst. Ich werde mich mal im Hafen umhören, welche Schiffe in nächster Zeit erwartet werden.«
Saranga kehrte am Abend mit wenig Hoffnung im Blick in das Haus am Stadtrand zurück. Sie hatte kein Schiff gefunden, das für ihre Expedition in Frage käme, allerdings hatte einer der Seeleute ihr erzählt, dass er zwei kleinere Häfen im Osten von Austeera kenne und einen selbst schon bereist habe. Die Region sei nicht sehr bedeutsam und würde ihre Steuern nicht dem Rat von Ehniport leisten. An der Küste entlang seien es mehr als vier Wochen durch dichteste Wildnis, die kein Karren befahren könne, daher würde der Handel aus dieser Region nur über das Meer abgewickelt.
»Geduld, meine Liebe, Geduld. Es wird schon ein geeignetes Schiff kommen. Vielleicht legt die Gonola bald wieder in Calphos an.«
Saranga schürzte die Lippen. »Nicht einmal, wenn wir ihm das Schiff abkaufen würden, ließe sich der Kapitän auf solch ein Unterfangen ein. Nein, ich fürchte, die Stadt ist zu sauber und zu ehrlich, als dass wir hier fündig werden könnten.«
Sie verfiel in düsteres Brüten.
*
Seit Tagen trieb sich Saranga im Hafen von Calphos auf der Suche nach brauchbaren Informationen herum. Sie ließ scheinbar zufällige Bemerkungen fallen und lauschte den Gesprächen der Seeleute. Wenn sie über Piratenüberfälle oder geenterte Schiffe sprachen, rückte sie unauffällig näher und gab Acht, dass ihr kein Wort entging.
»Ich fürchte, wir müssen zurück nach Ehniport oder zu einem anderen Hafen, wenn wir ein geeignetes Schiff finden wollen«, sagte sie zwei Wochen später und seufzte entmutigt.
»Nach Ehniport? Bist du verrückt?«, widersprach Vertos. »Ich
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