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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Sein Finger richtete sich abwechselnd auf Saranga und Vertos und auf das kleine Schiff. Dann zeigte der Diener auf seine Brust und wieder auf das Schiff. Ein flehender Ausdruck trat in sein Gesicht.
    »Er will, dass wir ihn mitnehmen«, deutete Saranga seinen Wunsch und erntete ein Lächeln. Der Diener legte die Hände zusammen und verbeugte sich.
    »Wir werden darüber beraten, und nun geh!«, sagte sie. Pierre griff nach seinem Tuch und eilte hinaus. Sie hörten, wie er die Treppe hinunterlief.
    *
    Die Nacht neigte sich ihrem Ende zu. Tonya konnte nur mühsam ihr Gähnen unterdrücken. Endlich verblasste das tiefe Schwarz vor den Fenstern. Es war eine lange Nacht gewesen, in der der Graf und Astorin über Magie philosophiert hatten. Ein paar Mal war Tonya für Momente eingenickt, doch sie traute sich nicht, ihr Gemach aufzusuchen.
    Sie wollte dem Grafen keine Gelegenheit geben, sie im Schlaf zu überraschen. Wer konnte schon sagen, wie die Kräfte dann verteilt waren? Das Los des Kutschers war ihr eine Mahnung, nicht leichtfertig ihr Glück zu versuchen. So schien es ihr weniger gefährlich, die Nacht mit den beiden Männern im Speisezimmer zu verbringen.
    Tonya trat ans Fenster und sah hinaus. Der Himmel überzog sich mit blassem Rosé. Dann schieden sich die Bergspitzen voneinander. Die Anspannung kehrte zurück. Ihr Herz schlug schneller. Sie warf dem Grafen einen Blick zu. Gemächlich leerte er seinen Becher, tupfte sich die Lippen mit seinem Mundtuch ab und schob seinen Stuhl zurück.
    »Wie die Zeit vergeht!« Er heuchelte Überraschung. »Ich fürchte, wir haben uns bei dem spannenden Thema Magie verplaudert. Sicher seid Ihr müde und sehnt Euch nach einem Lager. Wie rücksichtslos von mir! Geht und schlaft und sammelt Kräfte. Nichts wird Eure Ruhe stören. Meine Diener werden Euch hinaufbegleiten!«
    Der Vampir verbeugte sich und lächelte. Dennoch war Tonya klar, dass dies ein Befehl gewesen war. Die Diener trieben die Gäste mehr die Treppe hinauf, als, dass sie sie führten.
    »Er will verhindern, dass wir sehen, wohin er geht«, knurrte Astorin. »Aber genau das müssen wir wissen!« Er wandte sich um, noch ehe er die letzte Stufe überwunden hatte, doch zu beider Erstaunen war der Graf nicht mehr zu sehen.
    »Wohin ist er nur so schnell verschwunden?«, wunderte sich Tonya.
    Der Magier fluchte. »Ich hätte es wissen müssen. Er ist alt und mächtig, und er kann sich schneller bewegen, als selbst meine Augen es wahrnehmen können.« Er schenkte den beiden Dienern keine Beachtung und stieg die Treppe wieder hinunter. In der Eingangshalle drehte er sich einmal um seine Achse. »Ich muss ihn aufspüren, ehe die Sonne wieder untergeht. Wenn ich nur einen Anhaltspunkt hätte!«
    Tonya raffte ihr ausladendes Kleid und folgte ihm in die Halle zurück. »Ich dachte, wir suchen die Figur. Wozu müssen wir wissen, wo der Graf tagsüber ruht?«
    »Erstens denke ich nicht, dass er etwas so Wertvolles wie die Drachenfigur hier irgendwo im Schloss offen herumliegen lässt. Wir werden sie wohl eher in seinem Versteck finden, wo sie in seiner Nähe ist, solange er in seiner Starre gefangen ist. Und zweitens muss ich dafür sorgen, dass er uns nicht verfolgen und uns die Figur wieder abnehmen kann.«
    »Ihr wollt ihn zerstören?«, keuchte Tonya.
    »Aber ja, was denn sonst?«, gab Astorin kalt zurück. »Nun aber sei still und lass mich überlegen, welche Möglichkeiten wir haben, ihn ausfindig zu machen.«
    »Ich könnte seiner Spur folgen – solange sie noch so frisch ist«, bot Tonya an.
    »Was?« Der Magier starrte sie ungläubig an. »Willst du wie der Wolf mit der Nase am Boden schnüffeln? Bei ihm würde das ja funktionieren – wobei ich nicht einmal weiß, ob so ein Tier die Fährte eines Untoten lesen kann -, aber du machst dich mit diesem Vorschlag doch lächerlich!«
    Tonya schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Natürlich kann ich ihn nicht riechen, aber ich kann seine Aura spüren.« Sie ging ins Speisezimmer zurück und trat an den Stuhl des Grafen. Sie streckte beide Hände aus und hielt die Handflächen dicht über den Sitz. Tonya schloss die Augen und atmete tief ein und aus.
    »Ich spüre, dass er hier noch vor kurzem gesessen hat.«
    »Das weiß ich auch. Wir saßen ja die ganze Nacht hier zusammen«, blaffte der Magier. Tonya ließ sich nicht beirren. Die Handflächen nach vorn gestreckt, ging sie langsam in die Halle, am Fuß der Treppe vorbei und dann – ohne zu zögern – auf der

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