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Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ein.
    »Soll er nur kommen«, knurrte er noch immer außer Atem.
    Ein fernes, schrilles Fiepen ließ Tonya innehalten. Was war das? Etwas kam aus der Dunkelheit auf sie zu. Der Graf? Nein, sie konnte seine Nähe nicht fühlen. Doch kleine Fellknäuel wuselten durch den Gang. Ratten! Hunderte von Ratten! Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als ihre Füße und der Saum ihrer Kutte bereits in den Leibern verschwanden. Tonya schrie, als sie ihr in die nackten Füße bissen und unter der Kutte an ihren Beinen emporzuklettern begannen. Gegen normale Nager, die der Graf mit seiner Magie beschwor, halfen ihre Schutzkräfte nichts. Sie trat nach den Ratten und versuchte sie abzuschütteln. Dabei entging ihr das Rauschen in der Luft. Erst als die Fledermäuse auf sie herabstießen, bemerkte sie die neue Pein. Ein Lachen ließ die Luft vibrieren. Der Graf amüsierte sich köstlich.
    »Ihr wollt gegen mich kämpfen und schafft es nicht einmal, euch ein paar Ratten und Fledermäuse vom Leib zu halten? Wie erbärmlich!« Der Wolf heulte, als stimmte er in den Spott ein.
    »Astorin, bei allen Göttern der Unterwelt, tut etwas!«, schrie Tonya über das Quieken und Flattern hinweg. »Oder wollt Ihr, dass uns die Biester das Fleisch von den Knochen nagen?«
    Der Graf, der irgendwo in der Nähe sein musste, lachte schallend.
    »Luft anhalten!«, rief Astorin.
    Tonya gehorchte. Eine grünliche Wolke breitete sich um sie aus und regnete dann herab. Ein paar der Fledermäuse fielen tot zu Boden, der Rest stob fiepend in alle Richtungen davon. Die Ratten bäumten sich ein letztes Mal auf, ehe ihre Leiber erstarrten.
    »Ratten und Fledermäuse«, rief der Magier verächtlich. »Habt Ihr nichts Besseres zu bieten?«
    Tonya schwieg. Sie blutete aus zahlreichen Wunden, doch sie hätte sich eher die Zunge abgebissen, als den Magier um Hilfe zu bitten. Wenn er nicht selbst darauf kam, dann würde sie den Schmerz eben ertragen!
    »Ich glaube, er ist in der großen Halle«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
    Astorin machte kehrt und eilte in das weit gespannte Gewölbe zurück. Dort lehnte der Graf lässig an einer Säule, der weiße Wolf lagerte zu seinen Füßen. Tonya sah, dass Wams und Hemd an der Seite aufgeschlitzt waren und sich dunkel verfärbt hatten. Sie konnte jedoch nicht erkennen, ob sich die Wunde bereits geschlossen hatte.
    »Ah, da kommen die Störenfriede meiner Ruhe«, sagte er und lächelte kalt. Tonya musste den Blick senken. Sie griff nach ihrem Amulett. Der Graf betrachtete sie noch immer.
    »Eine von Mutter Morads Schülerinnen, ich hätte es mir denken können. Das war es also, was ich gespürt habe, aber nicht zuordnen konnte. Deine Kraft ist ungewöhnlich stark, weißt du das?«
    Nun sah Tonya doch auf. »Ja, ich weiß. Deshalb wurde ich ausgewählt.«
    Der Vampir lachte. »Ah, die gute Mutter Morad. Ich weiß nicht, warum mir immer eine Giftschlange einfallt, wenn ich an sie denke – bösartig und gerissen.«
    So sehr sich Tonya auch bemühte, sie konnte dem Grafen in Gedanken nicht widersprechen.
    »Nun, dann wollen wir mal überlegen, was einen Magier wie Meister Astorin und eine Schülerin des Moradordens zu meiner bescheidenen Burg geführt haben könnte. Dass es dem Herrn Magier danach ist, meinem untoten Dasein ein Ende zu setzen, ist mir nicht entgangen, aber ich frage mich, warum? Es liegt kaum in seinem Interesse, die Welten von blutsaugenden Untoten zu befreien, solange sie ihm nicht in die Quere kommen – oder vielleicht etwas besitzen, das für ihn von höchstem Wert ist.« Er hob die Augenbrauen und sah den Magier an. »Könnte es etwa sein, dass Ihr dieses schöne Stück begehrt?«
    Er zog einen kleinen Gegenstand aus einer Tasche seines Umhangs. Astorin sog geräuschvoll die Luft ein. Der Vampir hielt die Figur des schwarzen Drachen empor. Der Wolf sah Astorin an und zog sich dann ein Stück in den Gang zurück.
    Ohne darüber nachzudenken, was genau sie tun wollte, sprang Tonya vor und streckte die Arme nach der Figur aus, während Astorin im gleichen Moment seinen Zauber sprach. Ein Feuerball streifte Tonya an der Seite und versengte ihre Kutte und einen Teil ihres Haares. Mit einem Aufschrei warf sie sich zur Seite. Sie hörte den Wolf jaulen.
    Der Vampir lachte, als der Feuerball an der Stelle zerbarst, an der er eben noch gestanden hatte.

15
Kampf um Burg Theron
    »Wie lange will sie mich noch auf ihre Antwort warten lassen?« Unruhig schritt der Herzog von Ingerstein in der

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