Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Halle auf und ab.
»Ich habe Euch doch ausgerichtet, dass die Gräfin zwei Tage Bedenkzeit wünscht.«
»Zwei Tage! Ist es nicht ein großzügiges Angebot, das ich ihr gemacht habe? Sie müsste sich glücklich schätzen, dass ich ihr meinen Namen und die Sicherheit einer Ehe biete, obwohl sie einen Bastard ausgetragen hat!«
»Dass er ein Bastard ist, behauptet ihr Vater«, erinnerte ihn Vlaros zum wiederholten Mal. Er konnte nicht sagen, wie oft sie dies ermüdende Gespräch nun schon geführt hatten.
»Ich glaube ihm! Wie wahrscheinlich ist es, dass mein Vetter sie vor seinem Tod noch einmal aufgesucht hat, ohne dass ihn irgendjemand gesehen hatte? Außerdem ist sie zu ihrem Vater gereist, weil ihr Mann verschwunden war. Nein, Ihr versucht, mir Sand in die Augen zu streuen. Natürlich verstehe ich es, dass sie versucht, die Grafschaft für sich und ihren Sohn zu bewahren, dennoch müsste sie einsehen, dass eine Ehe mit mir ihr Vorteile bietet. Sie kann sich doch nicht ernsthaft wünschen, als Frau allein eine Grafschaft zu führen. Ich bitte Euch! Wo hat man so etwas schon einmal gehört? Es ist schon ein Wunder, dass sie es ein Jahr lang geschafft hat, über die Runden zu kommen, ohne dass die Ländereien völlig danieder liegen.«
Es fiel Vlaros schwer, ihm nicht eine heftige Erwiderung ins Gesicht zu schleudern. Allein Laminas Klugheit und ihr unermüdlicher Fleiß hatten es geschafft, Wohlstand nach Theron zu bringen. Den Menschen in ihren Höfen und Dörfern ging es besser als jemals zuvor! Doch der Magier hielt sich zurück. Es war nicht klug, gerade jetzt einen Streit vom Zaun zu brechen.
Vlaros trat zur Tür und schob sie auf. »Seht, Herzog, es wird bereits dunkel. Wollt Ihr mich nicht noch auf eine Runde über den Hof begleiten?«
Rudolf von Ingerstein zögerte, dann nickte er und stieg mit Vlaros die Treppe hinunter.
»Wir können einen Blick in die Küche werfen. Es ist eine Schande, was für ein Essen mir meine Männer vorsetzen. Vielleicht sollte ich die Köchin aus dem Turm holen. Meint Ihr, Ihr könntet dafür sorgen, dass sie mir anständige Mahlzeiten zubereitet?«
»Aber sicher, Herzog«, beeilte sich Vlaros zu versichern und lenkte seine Schritte wie unabsichtlich am Fuß des Bergfrieds vorbei zu dem zerstörten Ostflügel. Es war alles vorbereitet. Nun musste es nur noch so funktionieren, wie er sich das gedacht hatte. Noch am Nachmittag war der Magier zuversichtlich gewesen und hatte den ausgemachten Zeitpunkt voller Ungeduld erwartet, doch mit dem Schwinden des Tageslichts schwand auch seine Zuversicht.
Was, wenn er die Menge des Feuerpulvers falsch gewählt hatte? Oder wenn das Pulver gar nicht mehr funktionierte? Was, wenn die Leute des Herzogs nicht nahe genug herankamen, um den Rauch einzuatmen? Vlaros wurde immer nervöser. Jetzt kam es darauf an. Auf ihn! Es lag in seinen Händen, ob Lamina ihre Burg zurückerobern konnte und auf ihren Freund und Magier stolz sein würde. Er spürte wohl die kühle Zurückhaltung hinter ihrer Höflichkeit, mit der sie ihn auf Distanz hielt. Er hatte es sich selbst zuzuschreiben und konnte ihr nicht zürnen, dass sie ihm noch immer nicht ganz verziehen hatte. Wie hatte er es nur so weit kommen lassen können, dass er fast bereit gewesen wäre, diesen mörderischen Mob zu unterstützen oder zumindest die Augen vor einem geplanten Mord zu verschließen? Und dennoch verletzte ihn ihre Ablehnung, und er sehnte sich nach dem Glänzen in ihren Augen, wenn sie ihn warm und voller Dankbarkeit anlächelte – wenn er mit einem Plan Erfolg hätte.
Die Stimme des Herzogs riss ihn aus seinen Gedanken. »Lasst uns umkehren. Was wollt Ihr dort in den Ruinen? Ich dachte, wir gehen in die Küche.«
Vlaros spürte Panik in sich aufkommen. Er musste das Pulver zünden!
»Was ist denn das dort drüben?«, rief er aus und stürmte auf den Steinhaufen zu, hinter dem er die magischen Ingredienzien versteckt hatte.
Der Herzog folgte ihm neugierig. »Was meint Ihr? Ich kann nichts Ungewöhnliches erkennen.«
Vlaros blieb ihm die Antwort schuldig. Als er noch fünf Schritte entfernt war, zündete er das Pulver mit einem Energieblitz, den er aus seinen Fingerspitzen schießen ließ. Wie leicht ihm diese Übung inzwischen fiel, mit der Lahryn ihn einst beinahe zur Verzweiflung gebracht hatte!
Der Strahl fuhr in den Behälter und entzündete das Feuerpulver. Vlaros riss den Herzog zu Boden und drückte sich ein Tuch vor Mund und Nase. Eine gelbe Flamme zischte in
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