Das Drachentor ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
den Nachthimmel, dann erschütterte eine Explosion den Boden, dass die Scheiben des Palas klirrten und der Bergfried wie eine tiefe Glocke dröhnte. Steinbrocken fielen von dem zerstörten Ostflügel herab. Eine Wand sackte mit Getöse in sich zusammen. Ein Baum in der Nähe fing Feuer und eine grünlich schimmernde Rauchwolke wälzte sich über den Grund in alle Richtungen. Vlaros hielt die Luft an. Der Herzog hustete. Von allen Seiten kamen die Geharnischten und Diener angelaufen, um zu sehen, was geschehen war. Einige schrien nach Wasser, zwei liefen bereits zum Brunnen, um Eimer zu füllen.
Der Herzog rappelte sich auf. »Ach nein, löscht das Feuer nicht, es ist so wunderschön«, sagte er verzückt. »Es erinnert mich an ein Lied, das meine Amme immer gesungen hat. Wartet, mir fällt es gleich wieder ein. Vlaros, mein lieber Freund, wo willst du denn hin? Bleib bei mir, die Nacht ist so schön, dass ich weinen könnte!«
Vlaros wand sich aus dem Griff des Herzogs und überließ ihn seinem Entzücken. Auch die anderen Männer schienen genug des Rauchs eingeatmet zu haben. Einige begannen zu singen, andere setzten sich mit verzückter Miene mitten in den Hof und starrten den brennenden Baum an. Einer lief zu seinem Kameraden, umarmte ihn und gestand ihm unter Tränen, dass er dessen Schwester schon lange im Verborgenen liebe und diese Heimlichkeit nicht länger ertragen könne. Weinend fielen sich die beiden in die Arme und nannten sich Brüder.
Vlaros lief zum Ton Die Wächter starrten über den Hof zu dem Tumult, der sich um den brennenden Baum bildete.
»Was ist denn da los?«, wollten sie wissen, als der Magier zu ihnen trat.
»Der Herzog schickt nach euch«, sagte Vlaros, ohne auf die Frage einzugehen. Der Jüngere der beiden wollte schon loslaufen, aber der andere hielt ihn zurück.
»Wir können das Tor nicht unbewacht zurücklassen!«
»Gut, dann gehe ich und frage, was der Herzog will, und du bleibst da«, nickte der junge Wächter. Der andere zögerte einen Moment, nickte dann aber und mahnte ihn, sich zu beeilen. Vlaros zog ein kleines Säckchen aus der Tasche und öffnete es.
»Da, sieh mal«, sagte er und hielt es dem Wächter unter die Nase. Der Rauch drang in seine Lungen, er verdrehte verzückt die Augen und ließ sich auf den Boden sinken. Vlaros hatte keine Ahnung, was er in seinem Tagtraum sah, aber das war ihm auch egal. Hauptsache, er kam ihm nicht in die Quere. Der Magier eilte zu der Verankerung der Zugbrücke und packte den Holzriegel mit beiden Händen. Er zog mit aller Kraft, aber der Riegel saß zu fest.
»Komm her und hilf mir!«, befahl er dem Wächter. Leise vor sich hinsummend, erhob er sich und schlenderte heran.
»Auf! Beeile dich ein wenig!«, drängte der Magier.
»Was macht Ihr da?«, wollte der Wächter wissen.
»Ich muss die Zugbrücke herunterlassen, damit die Gräfin in die Burg reiten kann. Sie wird zu mir kommen, und ich werde sie in meine Arme schließen, denn sie ist sich endlich bewusst geworden, dass sie mich liebt und bis in alle Ewigkeit bei mir bleiben will«, schwärmte Vlaros. Ein verzücktes Lächeln erhellte nun auch seine Miene.
»Sie wird Euch heiraten?«, wunderte sich der Posten am Tor. »Aber das kann nicht sein! Sie muss sich mit unserem Herzog vermählen! Es wird ein rauschendes Fest geben mit Wein und Leckereien. Wir werden schlemmen und tanzen und noch mehr trinken.«
»Ja, das werden wir«, rief Vlaros, »auf meiner Hochzeit mit der wundervollen, unvergleichlichen Göttin Lamina!«
Der Wachmann war verwirrt. »Ich muss den Herzog fragen.«
»Nein, lass sie hereinreiten, dann wirst du sehen, wen sie wählt! Du hast niemals eine schönere und anmutigere Reiterin gesehen.«
»Wir werden sehen«, sagte der Posten und umfasste ebenfalls das Holz. Sie zogen mit gemeinsamen Kräften, bis sich die Verankerung löste und der Balken sich zu drehen begann. Die Zugbrücke sank herab.
Die Holzbalken berührten noch nicht einmal das befestigte Uferplateau auf der anderen Seite, da jagte Seradir sein Ross bereits über die Planken. Lamina und der Hauptmann folgten ihm und hinter ihnen einige ihrer Männer. Mit glänzenden Augen standen Vlaros und der Wachposten an der Seite und jauchzten ausgelassen.
Im Burghof angekommen, ging alles sehr schnell. Seradir überwältigte den Herzog und entwaffnete mit Thomas' Hilfe seine verwirrten Männer, während Lamina in den Turm hastete und ihre gefangenen Wächter und die Dienerschaft aus den
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