Das Drachentor
…«
Zu Revyns Ärgernis war er zu überrumpelt, um gleich eine passende Antwort zu finden - und schien das Mädchen dadurch nur in dieser absurden Annahme zu bestärken. Seine Kehle verursachte ein paar würgende Laute, ehe schließlich ein schockiertes Lachen aus seinem Mund kam. » Was? Ich bin nicht in dich - spinnst du?«
Das Mädchen beobachtete ihn misstrauisch, bis sein Lachen ein abruptes Ende fand. »Ich bin nicht in dich verliebt, klar?«
»Gut«, sagte das Mädchen unbewegt. »Denn ihr Menschen verliebt euch ständig.«
»Tun wir gar nicht!«
»Und ob.«
Revyn verzog das Gesicht. »Und du bist der große Menschenexperte?«
Sie richtete zornig ihren Dolch auf ihn. »Ich weiß, dass sie sich ständig verlieben. Das ist das Einzige, was ihnen im Leben wichtig ist! Ich weiß es, weil sie sich einen Dreck um alles andere scheren!«
»Wenn das so ist, verschwinde ich jetzt.« Palagrin war bereits zu ihm getrottet, ohne das Mädchen aus den Augen zu lassen. Revyn legte die bibbernden Hände auf seinen Rücken und hatte den Fuß schon auf seinen Schwanz gesetzt, da hielt die Elfe ihn noch einmal zurück.
»Danke.« Sie sagte es schlicht und fast abweisend. »Falls all das stimmt, was du sagst.«
Revyn sah sie an. Ihr Gesicht glänzte vor Erschöpfung. Es war fast ein Wunder, dass sie noch aufrecht stehen konnte. »Wie ist eigentlich dein Name?«
»Wieso willst du das wissen?«
»Wieso wolltest du meinen wissen?«
Sie zögerte. »Yelanah.«
Im Eichenring
Revyn lächelte. »Siehst du, ich habe auch eine Verletzung. Jetzt können wir beide nur noch links kämpfen.«
Er und Yelanah saßen auf dem Waldboden und fühlten sich gemeinsam elend, während die Nacht aufzog. Der unruhige Schein des Lagerfeuers spiegelte sich in ihren Augen. Was für eine ungewöhnliche Farbe sie hatten! Es war ein unfassbares Rotbraun, wie warme, geschmolzene Rubine. Revyn konnte nicht aufhören, sie anzustarren.
»Ein Zufall, dass wir beide ähnlich verwundet sind«, bemerkte sie leise und schob die Zweige tiefer ins Lagerfeuer. Revyn beobachtete sie. Die Meleyis. Sie hatte ihm gesagt, dass sie das sei, die Meleyis, die Kleine Göttin, Tochter der Nebelgeister. Natürlich hatte Revyn keinen Schimmer, was sie damit meinte. Aber da sie es sehr stolz gesagt hatte, musste es bei den Elfen etwas Bedeutsames sein.
Inzwischen hatte sie bemerkt, wie er sie ansah, und warf ihm einen Blick zu. »Du hast mich nicht an deinesgleichen verraten und darum behandle ich dich nicht wie einen Menschen. Ich trage deinen Verband an meiner Schulter und nehme deine Hilfe an, auch wenn ich sie nicht verstehe. Eine Gegenleistung gewähre ich jedoch keinem Menschen, auch nicht dir. Erwarte keinen Gefallen von mir.«
Bevor Revyn ihr versichern konnte, dass er nichts dergleichen im Sinn hatte, fuhr sie fort: »Ich merke, dass du Fragen hast. Ich werde dir vielleicht ein paar beantworten, nur in dieser einen Nacht … dann ist meine Schuld bei dir beglichen, Revyn .« Er konnte ihren Blick für einen Moment nur stumm erwidern.
»Du hast recht«, gab er schließlich zu. »Manche Dinge wundern mich. Zum Beispiel wo die Drachen sind, die du befreit hast.«
»An einem fernen Ort, wo die Menschen sie nie wieder finden werden.«
Revyn spürte, dass sie ihm nicht mehr sagen wollte. Er räusperte sich leise. »Wieso hast du Twit, den Drachenkrieger, im Wald angefallen?«
»Du stellst Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind. Jetzt frage ich dich: Wieso verbrennen die Menschen Männer, Frauen und Kinder der Elfen auf ihren Scheiterhaufen? Wieso jagen sie die Alten Stämme, sodass sie sich in den tiefsten Wäldern verstecken müssen? Wieso rauben die Menschen heilige Dar’ hana, um sie für ihre Kriege sterben zu lassen?« Yelanahs Gesicht war eisig. »Lange habe ich mich diese Dinge gefragt, Revyn. Und eine Antwort zu geben - einem Menschen wie dir -, das wage ich nicht. Versuche auch du nicht, mein Handeln zu verstehen.«
»Dann war es also Rache? Rache an den Menschen für das, was sie getan haben?«
Sie schwieg mehrere Augenblicke, ehe sie schließlich die Lider senkte. »Ich … nein. Die Elfen suchen einen Menschenjungen und ich sollte ihn zu ihnen bringen. Es ist ein Pakt, an den ich mich zu halten hatte. Mehr kann ich nicht sagen.«
»Aber du warst nicht alleine, als du ihn … fortbringen wolltest. Drachen haben dich begleitet.«
»Ja. Natürlich. Ich sagte dir bereits, dass ich die Meleyis bin.« Revyns Schweigen verriet, wie viel er
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