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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Wartet, bis alle so weit sind.«
    »Das kommt darauf an, wie schnell du arbeitest.«
    »Bitte«, murmelte Revyn. »Wartet auf alle Drachen.«
    Alasar musterte ihn. Die Maske aus Schmutz und Wunden verbarg jegliche Regung. »Wieso?«
    »Ich … will nicht mit ansehen, wie sie in den Krieg ziehen. Ich will vorher gehen. Dann werde ich nie erfahren, wie viele gestorben sind.«
    Ein Lächeln huschte über Alasars Züge, halb verächtlich und halb erstaunt. »Gut. Ich gebe dir mein Wort.«
    Revyn nickte und drehte sich um. Seine Finger berührten den schweren Riegel des Drachenkarren und schoben ihn auf. Augenblicklich gingen die Höhlenkinder hinter ihm in Deckung und zogen ihre Waffen. Die Drachen sahen ihn aus fiebrigen Augen an und öffneten die Mäuler zu einem erschöpften Fauchen. Revyn kletterte langsam und unbeholfen in den Karren.
    Bitte, hört mir zu. Ich bin ein Freund von Yelanah. Wenn ihr mich hören könnt, wisst ihr, dass ich auf eurer Seite stehe. Die Blicke der Drachen glitten über ihn hinweg. Eine Weile wartete er, ob sie antworten wollten, doch sie schwiegen. Vielleicht waren sie verwundert, ihn gehört zu haben, oder auch nur zu erschöpft, um ihn anzugreifen.
    Die Menschen hier haben euch gefangen, um euch in ihrem Krieg zu benutzen. Mich haben sie gefangen, denn ich soll euch für sie unterwerfen. Ein Blitzen glitt durch die finsteren Augen des einen Drachen, dessen Flügel gebrochen war. Entfernt hörte Revyn seine Stimme … es waren verschwommene Gefühle aus Angst und Misstrauen.
    Ich habe euch gesagt, dass ich auf eurer Seite stehe. Ihr müsst mir vertrauen, im Namen des alten Brauches: Ich bin ein Mahyûr .
    Der andere Drache mit den Schnittwunden richtete sich ein wenig auf. Du bist ein Mensch! Du stinkst nach Mensch. Nach Bosheit und Hass.
    Du riechst nur dein eigenes Schicksal, Bruder, sagte Revyn ruhig . Ich werde euch helfen. Wenn ihr mich lasst. Das ist mein Plan: Zeigt euch den Menschen gegenüber friedlich. Lasst sie an eure Wunden und benehmt euch wie ihre Sklaven.
    Verräter!
    Das Wort durchdrang Revyn wie ein eisiger Schauer. Instinktiv duckte er sich. Nein, ich … Er suchte nach den richtigen Gefühlen und Bildern, um sich verständlich zu machen. Das ist die einzige Möglichkeit! Wenn ihr mir nicht glaubt, werden wir alle sterben. Bitte, tut so, als wärt ihr den Menschen ergeben. Versteckt euren Stolz. Dann lassen sie mich gehen. Ich werde die Meleyis holen - wir holen Verstärkung und alle freien Brüder und Schwestern, die es noch gibt. Dann kommen wir zurück. Wir besiegen die Menschen hier mit vereinter Kraft, wenn sie es nicht erwarten. Und wir befreien euch, bevor die Menschen mit euch in den Krieg ziehen können.
    Wie könnte das funktionieren?, stöhnte der Drache mit dem gebrochenen Flügel. Die Menschen besiegen … es ist längst zu spät dafür! Wir können versuchen zu sterben, bevor sie uns bezwingen.
    Revyn schüttelte kaum merklich den Kopf. Dann dachte er an Yelanah, wie sie einst in Logond alle Drachen befreit hatte - sie ganz alleine gegen alle Menschen der Stadt. Behutsam sandte er die Bilder an die beiden Drachen.
    Die Drachen ließen die Bilder einige Zeit auf sich wirken. Fast schien es, als hätten sie sich darin verloren wie in einem schönen Tagtraum.
    Revyn neigte vor ihnen den Kopf. Die Menschen werden eure Wunden heilen. Lasst sie gewähren. Die beiden Drachen erwiderten nichts. Es war auch nicht mehr nötig.
    Revyn kletterte aus dem Käfig und ließ die Tür offen. »Ihr könnt rein. Pflegt die Drachen gesund. In ein paar Wochen werden sie bereit sein.«
    Revyn spürte, dass Alasar und die anderen Höhlenkinder ihn anstarrten, doch er blickte nicht auf. Die Prellungen an seinem Körper pochten vor Schmerz. Und sein Herz klopfte vor Hoffnung.

Rettung
    An nur einem Tag zähmte Revyn alle Drachen. Es waren siebenundfünfzig.
    »Jetzt bin ich frei«, sagte er tonlos und schloss die letzte Käfigtür.
    »Wir sind noch nicht fertig«, erwiderte Alasar. »Es gibt noch mehr Drachen.«
    Revyn zögerte. »Wo?«
    »Das werde ich herausfinden.«
    Revyn wurde zurück in sein Gefängnis geführt. Er bekam eine Wolldecke, frische Kleidung, Essen und Wasser, um sich zu waschen. Erschöpft legte er sich auf den Boden, zog sich die Decke bis an die Brust und starrte in die Finsternis.
     
    Nach fünf Tagen kehrten sie siegreich ins Höhlenreich zurück und hatten mehr Drachen erbeutet als je zuvor. Statt mit einer kleinen Elitegruppe reisenden Drachenfängern

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