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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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aufzulauern, hatte Alasar diesmal mit fünfzig Kriegern ein Dorf an der haradonischen Grenze angegriffen. Sie hatten nur drei Krieger verloren, denn die Dorfbewohner waren unvorbereitet und fast waffenlos gewesen. Der einfache Sieg machte Alasar zuversichtlich; nachdem sie die Drachen in Sicherheit gebracht hatten, zogen sie wieder los, um neue Dörfer zu überfallen. Sie mussten schnell handeln, denn jetzt gab es kein Zurück mehr - die Nachricht von ihren Überfällen würde rasend schnell über ganz Haradon und Myrdhan getragen werden. Bald schon würden die Augen der Welt auf die Höhlen gerichtet sein. Und wenn es so weit war, wollte Alasar bereit sein.
     
    Während Revyns eigene Wunden heilten, belastete das Elend der Drachen ihn mehr und mehr. Unaufhörlich brachte Alasar neue Tiere. Manche waren schon zahm und hatten verlernt zu sprechen, als Revyn ihnen von seinem Plan zu erzählen versuchte; andere waren blind und taub vor Zorn.
    Eines Tages war bei den neu geraubten Drachen ein Mitglied vom Stamm der Nimorga. Es war Ijua. Revyn erkannte sie sofort wieder und stieg in ihren Karren. An ihren Hinterbeinen trug sie die Schnittwunden, mit denen die Höhlenkinder den Drachen eine Flucht unmöglich machten.
    Was ist passiert?, fragte Revyn.
    Der Ruf der Unwirklichkeit war so stark … wir mussten die Nebelwelt verlassen. Da haben die Menschen uns angegriffen. Xersan und ich wurden gefangen genommen, die anderen konnten fliehen. Soweit ich weiß, ist auch Palagrin noch frei. Xersan und ich sind in ein Dorf gekommen. Dann wurde das Dorf angegriffen, Menschen kämpften gegen Menschen und wir wurden erneut verschleppt … Xersan ist auf dem Weg verblutet. Da haben sich die Nebel für ihn geöffnet. Sein Leichnam ist verschwunden.
    Revyn senkte das Gesicht, als ihm Tränen in die Augen stiegen. So ist es besser für ihn.
    Wir werden alle verschwinden, Revyn Menschenjunge, sagte Ijua. Ihre Stimme war schwach. Revyn konnte ihr nicht widersprechen.
    Und Yelan?
    Sie hat vor vielen Tagen den Stamm und die Nebelwelt verlassen. Sie ist aufgebrochen, um dich zu finden.
    Revyn drückte sich beide Hände gegen die Stirn. Yelanah! Hoffentlich erwischten die Höhlenkinder sie nicht!
     
    Dichte Wolken hingen über den Hügeln und Felsen. Das Gras war feucht vom Regen, der in kurzen Abständen fiel und wieder versiegte. Nicht mehr lange und der erste Frost würde kommen.
    Alasar atmete tief die kühle Luft ein. Heute wollte er das erste Mal auf einem Drachen fliegen. Bei seinen letzten drei Raubzügen war er bereits auf gezähmten Tieren geritten. Mit den Drachen waren sie fast doppelt so schnell wie mit Pferden und für einen Angreifer zu Fuß unerreichbar.
    Er drehte sich um. Neben dem gezähmten Drachen, auf dem er fliegen wollte, standen Magaura, Rahjel, Tivam, einige Krieger und der haradonische Zähmer vor dem Höhleneingang.
    »Ich bin bereit«, verkündete Alasar und bedeutete Revyn, den Drachen zu ihm zu führen. Man hatte dem Drachen bereits die Gurte abgenommen und seine Flügel ragten hoch und majestätisch auf.
    »Eigentlich gibt es spezielle Sättel für das Fliegen«, begann Revyn, als er den Drachen vor Alasar geführt hatte. Gedankenverloren streichelte er die Flanke des Tieres. »Die Windreiter binden sich am Rücken des Drachen fest, um auch bei Sturzflügen nicht hinunterzufallen. Der Sattel ist hinten hoch, um besseren Halt zu geben. Ganz ohne solche Hilfen wird es ziemlich schwierig sein. Es ist sogar sehr gefährlich.«
    Alasar lächelte herablassend und zog den Schwanz des Drachen mit einer selbst gemachten Schlaufe zu sich. Der Drache schlug mit den Flügeln, als Alasar auf seinen Rücken steigen wollte, und nur mit Mühe gelang es Revyn, dem Führer der Höhlenkinder beim Aufsitzen zu helfen. Er zeigte ihm, wo er die Beine unter die Drachenflügel stecken sollte und wie er sich festhalten musste. Alasar packte entschlossen das Mittelhorn und die Zügel. »Aus dem Weg.« Dann stieß er seine Fersen in die Seiten des Drachen und galoppierte los.
    Eine Weile preschten sie über die Wiesen. Bei jedem Sprung des Drachen schien der Boden unter ihnen wegzusacken. Die Flügel waren angelegt und öffneten sich nur ein wenig mit jedem Satz. »Hoch mit dir!«, rief Alasar. Er ließ die Zügel so locker, wie er es wagte, und zog das Mittelhorn zurück. Der Drache galoppierte einen sanften Hügel hinauf. Als sie oben angekommen waren, spreizte er plötzlich die Flügel und stieß sich vom Boden ab. Sie machten einen

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