Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
sie, sich zu bewaffnen und an den besagten Stellen zu suchen.
    Er erreichte die Halle, in der Igola ihr Schlaflager hatte. Früher hatten alle Höhlenkinder hier geschlafen und die Höhle war Alasar doppelt so groß erschienen.
    Die alte Frau saß mit ihrem Sohn auf ausgebreiteten Fellen und nähte gehärtete Lederstreifen zu einem Waffenrock zusammen. Alasar trat zu ihnen. »Wo ist Rahjel?« Igola und Tivam blickten zu ihm auf.
    »Keine Ahnung.« Tivam zuckte die Schultern. »Was machst du hier? Ich wollte bei der Suche nach dem Flüchtling helfen, aber Mam… Igola hat mich hierbehalten und gesagt, ich soll …«
    »Wann ist Rahjel gegangen?« »Er war heute nicht hier«, sagte Igola verwundert. »Ist etwas passiert?«
    Tivam stand schon auf und lief los. »Ich suche ihn für dich, Alasar!«
    Ein wenig verwirrt wandte auch Alasar sich zum Gehen. Wahrscheinlich war Rahjel auf dem Weg hierher aufgehalten worden. Gewiss hatte er sich kurzerhand auf die Suche nach dem Zähmer gemacht und seine Mutter vergessen.
    Bevor er die Halle verließ, drehte Alasar sich noch einmal zu Igola um. Die alte Frau hatte ihn schweigend beobachtet. »Hast du Rahjel vorhin gebeten, zu dir zu kommen?«
    Igola zögerte. »Ich habe Tivam gerufen. Ich wollte nicht, dass er nach dem Haradonen sucht. Er ist noch so jung und kennt nicht die Gefahr …«
    Alasar wandte sich ab. Igola hatte Rahjel also gar nicht gebeten zu kommen. Seltsam. Als er in die belebteren Hallen zurückkehrte, strich er eine Weile umher, ohne recht zu wissen, wohin er wollte. Alle rings um ihn waren von der Flucht des Haradonen viel schockierter als er - er machte sich plötzlich kaum noch Gedanken um den Zähmer. Seine verschlossene Miene hielten die anderen wohl für Sorge und Zorn und man bedachte ihn mit ängstlichen Blicken.
    Plötzlich sah er Magaura in einem angrenzenden Flur vorbeihuschen. Sie hatte doch schlafen wollen. Alasars Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung. Er bog in den Flur ein. Bei der nächsten Fackel entdeckte er Magaura, die in einen weiteren Tunnel ging. Wohin mochte sie unterwegs sein? Alasar ging ein wenig schneller.
    Magaura bog wieder ab, diesmal in einen schmalen, verlassenen Gang. Es gab nur noch wenige Fackeln und die Schatten umringten gierig das Licht. Magaura tauchte in ihren matten Schein ein und verschmolz wieder mit der Dunkelheit. Das Licht glitt über Alasar hinweg. Seine Gestalt wurde für einen flüchtigen Schritt sichtbar, dann war er wieder eins mit in den Schatten.
    Am Ende des Flures sah er sie hinter einer Felswand verschwinden. Längst hatten sie sich von den belebten Grotten so weit entfernt, dass man außer einem gelegentlichen Plitschen, wenn ein Wassertropfen von der Decke perlte, nichts mehr hörte.
    Alasar verlangsamte seinen Schritt. Was tat er hier? Er verfolgte Magaura! Wahrscheinlich war sie nur auf der Suche nach Kristallen für eine neue Kette oder sie machte einen ihrer einsamen Spaziergänge durch die Grotten.
    Merkwürdig, dachte Alasar. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr auf diesen Spaziergängen begleitet. Erinnerungen an früher kamen ihm, an jene Zeit, da Magaura nicht von seiner Seite gewichen war und ihn bedingungslos geliebt hatte … Erschrocken schüttelte Alasar diesen Gedanken ab. Sie liebte ihn doch jetzt noch genauso! Aber was war heute anders? Sie verbrachten nicht mehr so viel Zeit miteinander, das war es. Magaura machte ihre Gänge durch die Höhlen alleine. Alasar hatte sie vernachlässigt … Eine plötzliche Sehnsucht überkam ihn, eine Sehnsucht nach der Vergangenheit und nach Magauras Nähe. Er wollte zusammen mit ihr die Grotten erkunden, so wie früher! Er wollte ihre Hand halten und nicht sprechen. Nur fühlen … Und nicht alleine sein.
    Er lief den Gang entlang, eilig. Hoffentlich holte er Magaura noch ein! Er erreichte die Felswand und trat in den schmalen Spalt dahinter. Es war alles rabenschwarz. Mit Füßen und Händen tastete er sich am kühlen Stein vorwärts.
    Plötzlich tauchte ein dunstiger Lichtschimmer vor ihm auf. Am Ende des Felsspalts musste es eine Fackel geben. Er schob sich weiter dem Licht entgegen. Geräusche lagen in der Luft. Murmeln. Der Wind musste sich sehr weit hinab verirrt haben. Alasar dachte daran, wie Magaura früher immer erschrocken war und die Geräusche des Windes für flüsternde Gespenster gehalten hatte. Ob sie sich immer noch fürchtete, hin und wieder? Dann würde sie froh sein, Alasar bei sich zu haben.
    Ein Seufzen erklang. Alasar

Weitere Kostenlose Bücher