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Das Drachentor

Titel: Das Drachentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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nicht lange gefangen!
    Zu spät … Sklaven sind wir, aber wir sind wenigstens … sind sicher …
    Jemand brüllte. Ein myrdhanischer Soldat war vor Yelanah angekommen und schlug mit seinem Schwert nach ihr. Sie wehrte die Klinge mit ihrem Dolch ab, stieß dem Mann einen Fuß in die Brust. Die Drachen taten nichts, gingen nur vor und zurück und schwenkten die Köpfe.
    »Ihr seid verrückt!«, schrie Yelanah.
    Wohin willst du mich reiten?, fragte der Drache, auf dem sie saß. Entsetzt sprang sie ab und taumelte zurück. Ihr wollt lieber so leben, als zu sterben?! … entscheiden die Menschen für uns. Wir haben unseren Willen aufgegeben …
    Die Krieger hatten Yelanah umzingelt. Mühsam drängte sie ihre Tränen zurück, um klar sehen zu können. Ihr Blick war hasserfüllt.
    »Wer ist das?«, riefen die Höhlenkrieger.
    »Sie will die Drachen klauen!«
    »Verräterin!«
    »Tötet sie!«
    Yelanah zerrte den erstbesten Krieger, der auf sie zukam, am Kragen herum und durchbohrte ihn von hinten mit dem Dolch. Dann stieß sie ihn auf die nächsten beiden Angreifer.
    Ein junger Mann war in der Menge aufgetaucht und alle anderen wichen respektvoll zurück. »Was ist hier los?«, rief er streng.
    Alle schrien durcheinander. Yelanah nutzte die Chance, stürmte direkt in die Menge und rannte los. Mehrere Hände wollten nach ihr greifen und sie zurückzerren. Sie schlug mit Dolch und Speer um sich. Dann griff jemand sie an den Haaren und riss sie herum. Sie schrie auf.
    Der junge Mann, der gerade aufgetaucht war, hielt sie fest. »Wer bist du?«, fragte er verächtlich.
    Zur Antwort stieß sie mit dem Dolch nach ihm. Der Mann wich zurück, doch die Klinge streifte seinen Hals. Er stieß verblüfft die Luft aus.
    »Alasar!«, schrien mehrere Stimmen auf einmal. Er taumelte einen Schritt zurück. Eine Schramme ging über seine Kehle, an der sich winzige Blutstropfen sammelten.
    »Du bist Alasar?«
    Er zog sein Schwert. »Dafür töte ich dich.« Das Schwert sauste auf sie herab. Sie wich geschickt aus. Dreck und Schneematsch flogen durch die Luft, als Alasar die Klinge wieder aus der Erde riss. Yelanah stürzte sich auf ihn, doch Alasar warf sich zur Seite. Statt seiner traf ihr Speer einen Krieger und riss ihn nieder.
    Heilloser Tumult brach aus. Yelanah tauchte unter ausgestreckten Armen und hackenden Klingen hindurch und erreichte einen Drachen. Ohne Zögern schwang sie sich auf ihn und lenkte ihn herum. Sie musste flüchten und Revyn sagen, dass die Dar’hana im Heer verloren waren. Panisch trieb sie den Drachen an. Er holte zu einem Sprung aus und teilte die lärmende Menge.
    Plötzlich packte jemand Yelanah am Knöchel: Unter ihr stand Alasar. Seine eisigen Augen fixierten sie. »Ich lasse mir meine Drachen nicht stehlen!« Er holte mit dem Schwert aus.
    Der Drache machte einen Satz nach vorne. Yelanah musste sich an seinem Mittelhorn festkrallen, um nicht zu fallen. Ihr Knöchel entglitt Alasars Griff. Doch seine Klinge schoss nach vorne. Yelanah stieß ein Keuchen aus, als sich das Schwert durch ihren Harnisch bohrte. Vor ihren Augen verschwamm die Welt. Eine heiße Welle rollte durch ihren Körper und sie musste würgen. Benommen spürte sie, dass sich ihr Mund mit Blut füllte.
    Wie von Dämonen gehetzt, preschte der Drache durchs Lager. Die lauten Stimmen wogten hinter ihnen her wie brechende Sturmwellen. Yelanah klammerte sich an den Drachen. Irgendwo ganz nah wurden Hörner geblasen. Pfeile sirrten und Schreie zerrissen die Luft.
    Sie meinen nicht mich, durchschoss Yelanah ein fahriger Gedanke. Nicht ich bin gemeint.
    Fremde Angreifer waren hinter den Hügeln aufgetaucht. Überall brach Tumult aus. Yelanahs Drache galoppierte in die andere Richtung. Sie nahm nichts wahr, spürte nur das Feuer in ihrer Seite. In ihrem Kopf tobte Lärm, doch sie wusste nicht, ob die Schreie, die sie hörte, real waren. Immer wieder stieg ihr Blut in den Mund. Sie verschluckte sich und würgte vor Übelkeit.
    Als sie die Augen öffnete, lagen die Hügel vor ihr. Irgendwo in der Ferne herrschte Schlachtlärm. Pfeile sirrten rings um sie in den Schnee, doch sie wusste, dass sie nicht auf sie gezielt waren. Sie war nicht gemeint. Aus irgendeinem Grund glaubte sie fest daran, dass niemand sie wahrnahm, solange sie nur nicht zurückblickte.
    Der Drache blieb stehen, als sie von hohen Felsen umgeben waren. Yelanah glitt von seinem Rücken. Als sie an sich hinabblickte, war ihr Rock voll Blut. Die Hand, die sie auf die Wunde gepresst hatte,

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